Vorwurf: Datenschutzdefizite:
Continental verbietet Mitarbeitern WhatsApp und Snapchat
Die Regeln der DSGVO sieht Continental von Messengern verletzt. Nun verbietet der Autozulieferer WhatsApp und Snapchat auf Diensthandys - vorerst.
Wer für den Autozulieferer Continental arbeitet, darf sich künftig nicht mehr mit Messenger auf seinem Diensthandy erwischen lassen. Das Unternehmen ruft damit das Projekt "Vision Zero für den Datenverkehr" aus. Dem Konzern ist das Risiko zu groß, eventuell durch Nutzung von WhatsApp oder Snapchat gegen den neuen Datenschutz zu verstoßen. Die Schuld dafür gibt Conti den Social-Media-Marken.
Wörtlich heißt es in der Continental-Mitteilung vom Dienstagmorgen:
"Nach Einschätzung des Unternehmens weisen diese Dienste Datenschutzdefizite auf. Denn sie greifen auf persönliche und damit potentiell vertrauliche Daten ihrer Nutzer zu, wie zum Beispiel deren Adressbucheinträge und damit auf Informationen unbeteiligter Dritter. Im Fall der genannten Anwendungen kann der Zugriff auf das Adressbuch nicht eingeschränkt werden. Die Verantwortung zur Einhaltung der Datenschutzgesetze wird damit auf die Nutzer der Apps abgewälzt. Die daraus entstehenden Datenschutz-Risiken will das Unternehmen nicht tragen und darüber hinaus zugleich die eigenen Beschäftigten und Geschäftspartner schützen."
Warum sich Continental Sorgen macht
Der Continental-Vorstandsvorsitzende Elmar Degenhart betont: "Für uns haben die Sicherheit von Technologien und das Vertrauen der Nutzer in sie klar Vorfahrt. Wir arbeiten an null Unfällen im Straßenverkehr und fordern daher eine solche 'Vision Zero' auch für den Datenverkehr.“ Mit Sorge beobachte Continental das Geschäftsgebaren einzelner Software- und IT-Diensteanbieter.
"Funktionale Einschränkungen und Hürden zur Einhaltung der Datenschutzgesetze schwächen das Vertrauen der Menschen in Technologien", so Degenhart. Er fordert in der Technologieentwicklung generell "Vorfahrt für Vertrauen und Sicherheit."
Mit Blick auf die seit 25. Mai einzuhaltenden europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) heißt es vom Unternehmen, dass diese gerade bei Social-Media-Apps für Bedenken bei Datenschutzbehörden und Gerichten sorgen würden.
"Aus Sicht von Continental wälzen diese Anwendungen in einigen Fällen die Verantwortung auf die Nutzer ab. Um die Anforderungen der DSGVO einzuhalten, müsste im Fall von WhatsApp jeder Nutzer von jeder einzelnen Person in seinem Adressbuch die Zustimmung für das Teilen ihrer Daten mit diesen Diensten einholen", so die Einschätzung von Continental. Diese Lösung erscheine dem Unternehme im Alltag nicht ausreichend zuverlässig und damit "praktisch untauglich". Daher nun das komplette Nutzungsverbot der heutigen Versionen der Social-Media-Apps WhatsApp und Snapchat.
Continental zeigt sich offen, "diese Regelung aufzuheben, sollten die Anbieter eine unbedenkliche Nutzung ihrer Dienste im Sinne des Datenschutzes schon in der Grundeinstellung ermöglichen".
Continental erzielte 2017 einen Umsatz von 44 Milliarden Euro und beschäftigt aktuell mehr als 240.000 Mitarbeiter in 61 Ländern.