Klingt nach einem Konzept, das prima in der weiten Einkaufswelt der Otto Group mit ihren zahlreichen Online-Tochterfirmen heimisch sein könnte. Ist es aber nicht: Seinen Ursprung nahm der kosmopolitische Ansatz von Conleys in der ganz und gar erdverbundenen Werbeartikelfirma von Schneiders Vater. 1965 gründete der die Schneider Versand GmbH und begann damit, Prämienprodukte und Werbegeschenke für kleine und mittelständische Unternehmen zu produzieren. Seit zehn Jahren sieht sich das Unternehmen als Marktführer in Europa. 2005 verkaufte Heiner Schneider sein Unternehmen an die Beteiligungsgesellschaft Barclays Private Equity, seit 2010 gehört das Versandhaus mehrheitlich dem englischen Finanzinvestor Silverfleet Capital.

Die Holding Creatrade bündelt den traditionellen Werbeartikelversand sowie die Online-Shops Conleys, Impressionen, Discovery und Gingar. 250 Millionen Euro setzt Creatrade pro Jahr um, ein Drittel davon bringt das alte Stammgeschäft ein. Conleys ist mit dreißig Mitarbeitern derzeit für 45 Millionen Euro jährlich gut. Die hält Stephan Schneider für ausbaufähig. Internationale Expansion? „Definitiv. Aber gut Ding will Weile haben“, sagt er. Erst einmal stünde „die Verbesserung unserer Shopqualität“ im Vordergrund, nachdem im vergangenen Jahr „mit großem Erfolg unsere Onlinemarketing-Aktivitäten stark ausgebaut“ wurden.

Verbessert werden muss nach Meinung vieler Kunden allerdings auch die Servicequalität. Auf der Facebook-Seite von Conleys häufen sich die Beschwerden über lange Lieferzeiten und fehlende Produkte schon kurz nach Auslieferung des Katalogs. Auch die Versandkosten in Höhe von 6,95 Euro stehen in der Kritik. Kunde Olaf Bast etwa schreibt: „Bin ganz schön frustriert.... !!!! Regelmässig mache ich die Erfahrung, dass Artikel nicht lieferbar sind, oder erst sehr spät geliefert werden. Das kann/muss besser werden, sonst habt ihr einen Kunden verloren!“ Die offizielle Reaktion von Conleys bei einem ähnlichem Posting: „Da wir häufig neue Produkte in unser Sortiment aufnehmen, ist es trotz moderner Dispositionssysteme schwer, die benötigten Mengen richtig einzuschätzen. Einige Artikel sind so beliebt, dass selbst wir gelegentlich von der Nachfrage überrascht werden!“

Aufgrund der hohen Retourenquote – ein traditionelles Problem bei Modeversendern – rechnet Conleys mit der zurückgehenden Ware von Kunden, kommt dabei aber terminlich offenbar öfters in die Bredouille: Rücksendungen und Neubestellungen passen zeitlich eben nicht immer zusammen.

An der hohen Zahl neuer Produkte pro Katalog will Schneider dennoch nichts ändern. Im Gegenteil: Seit diesem Jahr erhalten Männer ihren eigenen Katalog, „mit großem Erfolg“, wie Schneider betont. Bisher waren ihnen stets nur einige Seiten im Hauptkatalog gewidmet. Zusammen mit einem Kundenmagazin und einigen Folgekatalogen für die jeweilige Saison kommt Conleys derzeit auf 14 Anstöße pro Jahr. Die Gesamtauflage der Printprodukte liegt bei rund fünf Millionen Exemplaren.

Taxifahrer haben eben oft doch die besten Ideen: Der Legende nach kam Schneider Anfang der neunziger Jahre während eines Gesprächs mit Jack Conley, seines Zeichens stolzer Cab Driver in New York, darauf, den Modehandel um „einen exklusiven Sortimentsmix mit Ecken und Kanten“ zu erweitern.