Negative Campaigning:
CDU legt sich wegen Wahl-Spot mit SPD an
Im Wahlkampfendspurt scheint den Parteien so ziemlich jedes Mittel Recht zu sein. Der jüngste SPD-Spot hat für Aufruhr gesorgt. Nun verlangt der Koalitionspartner CDU, den Spot zurückzuziehen.
Besonders freundlich ist er nicht, der eine Woche alte Spot der SPD aus dem Hause Brinkert Lück, in dem diverse Laschet-Vertraute und Parteifreunde massiv angegangen werden. Von Friedrich Merz und Jens Spahn über den Laschet-Intimus Nathanael Liminski bis hin zu Hans-Georg Maaßen bekommen diverse CDU-Größen als Matroschka-Figuren ihr Fett weg. In einem für einen Koalitionspartner erstaunlich deftigen Ton.
Der Spot, den es als freundliches Pendant auch mit SPD-Politikern gibt, hat bei der CDU für reichlich Unmut gesorgt sowie zur Aufforderung von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, den Spot zurückzuziehen. Ziemiak: "Das Beste wäre jetzt für alle, das nicht zu einer großen Debatte im Wahlkampf zu machen, sondern einfach schlicht und ergreifend, diesen Film zurückzuziehen." Zudem solle man "nicht weiter ein religiöses Bekenntnis dazu missbrauchen, um Wahlkampf gegen andere zu machen."
Negative Campaigning oder gelungener Coup?
Gemeint ist dabei eine Äußerung von Nathanael Liminski aus dem Jahr 2007 in der ARD-Sendung Maischberger, die im Spot aufgegriffen wurde. Im Spot heißt es dazu, die CDU bestehe unter anderem aus Erzkatholiken, "für die Sex vor der Ehe ein Tabu" sei. Laut Ziemiak sieht ein fairer Wahlkampf anders aus und ein negatives Campaigning, wie es in den USA gang und gäbe ist, ist hierzulande eher nicht an der Tagesordnung. Auch Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros Nordrhein-Westfalen hat sich in die Debatte eingemischt. "In dieser Weise anti-katholische Klischees zu verbreiten, finde ich sehr befremdlich", sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. In gleicher Weise äußerte sich auch Grünen-Politiker Volker Beck: "Es ist völlig inakzeptabel, den Glauben von jemandem auf diese Weise abzuwerten."
Unabhängig von der Aufregung auf Seiten der CDU: Der Spot wurde nie offiziell von der SPD oder von der betreuenden Agentur Brinkert Lück geteilt. Es handelt es sich auch nicht um den offiziellen Wahlspot. Er findet sich auch nicht auf den offiziellen Social-Media-Kanälen der Partei. Und kann daher nicht "zurückgezogen werden". Er machte von ganz alleine, viral seine Runden. Und wäre sicherlich nicht groß weiter aufgefallen, wenn nicht die CDU über das Stöckchen gesprungen wäre, das ihr auf diese Weise hingehalten wurde. Je größer nun die Empörung auf Seiten der CDU, desto bekannter das Viral.
Und setzt ein Thema auf die Tagesordnung, das ihr offenbar nicht gefällt.