Pitchkultur:
Blood-Actvertising-Chefs: "Es war uns ein Bedürfnis, ein Signal zu setzen"
Mit der öffentlichkeitswirksamen Beschwerde über Immobilenscout24 haben Norman Störl und Lars Kempin diese Woche für jede Menge Diskussion gesorgt. So ging es aus.
Mit der öffentlichen Beschwerde über Immobilienscout24 haben Norman Störl und Lars Kempin diese Woche auf Facebook für eine große Diskussion gesorgt. Am Montagabend erhielten die Chefs der Hamburger Agentur Blood Actvertising eine Mail mit einer Pitchanfrage von dem Immobilienportal. Rund 30.000 Euro soll es für die Ideenentwicklung, Konzeption und Umsetzung geben, ein Pitchhonorar ist nicht vorgesehen. Die Präsentation sollte am 26. Juli - also bereits kommende Woche - stattfinden. Umgesetzt sein soll dann alles bis Ende August.
Dazu fanden Störl und Kempin deutliche Worte: "Lieber Torben Otto, lieber Florian Walter von Immobilienscout24, Ihre 'Pitch'-Anfrage ist ein Witz, eine Frechheit und eine Beleidigung in einem. Für uns und für die ganze Branche", heißt es auf der Facebook-Seite der Agentur. Sowohl für die Entscheidung, den Fall zu veröffentlichen wie auch für das Posting gab es viel Zustimmung. Beide scheinen thematisch einen Nerv getroffen zu haben.
Was die Blood-Actvertising-Chefs jetzt zu sagen haben
"Wir haben schon öfters solche Anfragen bekommen, die erreichen Agenturen gerne mal aus der Dotkom-Ecke", sagt Norman Störl. Diesmal machte der 47-Jährige dem Ärger über solche aus Agentursicht unangemessene Briefings Luft. Mit ganz so vielen Reaktionen (siehe auch den Diskussionsbereich unter dem entsprechenden W&V-Facebookbeitrag) hatten er und der 44-jährige Kempin allerdings bei Weitem nicht gerechnet.
Auch Immobilienscout24 meldete sich bei der Agentur. Zunächst via Facebook-Kommentar und der Frage, ob es sein könne, dass man gerade miteinander viral gehe und dem Hinweis, dass die Verantwortlichen vergeblich versucht hatten, die Agentur zu dem Post telefonisch zu erreichen.
Später haben beide Parteien dann tatsächlich kurz telefoniert. Immobilienscout24 wollte wissen, warum die Agentur den Fall öffentlich gemacht hat. Die Agentur stellte die Gegenfrage und wollte wissen, weshalb das Unternehmen ein entsprechendes Briefing überhaupt verschickt hat. Von anderen Marketingmitarbeitern im Konzern heißt es dazu übrigens, das betreffende Projekt sei plötzlich eilig geworden, daher suchte man auf die Schnelle jemand. Der Pitch läuft nun wie geplant weiter.
Um welche Kunden sich Blood Actvertising kümmert
Ohne Blood Actvertising, versteht sich. Die Agentur hat auch so gut zu tun: Zu den Kunden zählen unter anderem Clausthaler, die Deutsche Fernsehlotterie und Popp Feinkost. Zum G20-Gipfel in der Hansestadt veröffentlichte die Agentur für Fritz-Kola ausdrucksstarke Plakate, die unter anderem Donald Trump schlafend zeigten. Das Projekt war ein Überbleibsel aus den Agenturbeziehung mit Fritz-Kola, die im vergangenen Jahr beendet war. Nach einem Gespräch hatten sich die Getränkemarke und die Agentur darauf verständigt, dieses Projekt noch gemeinsam umzusetzen.
In der Werbebranche sind Norman Störl und Lars Kempin übrigens bekannte Namen: Störl hat lange bei Jung von Matt gearbeitet und mit Santamaria schon eine andere eigene Agentur geführt. Kempin war als Stratege für JWT und Ogilvy & Mather tätig und hat das Planning bei Santamaria geleitet.
Die 15 Mann große Agentur ist kürzlich erst umgezogen, hat ihr Büro nun in der Hamburger Neustadt. Hier einige Impressionen aus den neuen Agenturräumen: