Blattkritik: Happinez setzt voll auf die Liebe
Die erste Ausgabe des neuen Bauer-Frauenmagazins kommt optisch opulent daher. Inhaltlich gibt es eine volle Dosis Spiritualität.
Die Titelseite der ersten Ausgabe von "Happinez" erstrahlt in einem satten Pink. Kein Wunder: Zentrales Thema der neuen Bauer-Frauenzeitschrift ist die Liebe. Die großen Themen des Hochglanzmagazins werden gleich auf dem Cover angerissen: "Leben im Zeichen der Liebe", "Tantra" und "Magische Orte für Liebende" gehören zu den Beiträgen, mit denen die Erstausgabe des Blattes bei spirituell interessierten Frauen ab 35 Jahren punkten will.
Der erste Eindruck beim Aufblättern: Die deutsche Lizenzausgabe des niederländischen Erfolgsblattes ist optisch extrem opulent gestaltet. Der Hefteinstieg besteht aus einer großzügigen Fotostrecke und etwas kleinteiliger gehaltenen Seiten, die neue Produkte aus den Bereichen Mode, Kosmetik, Wellness und Food vorstellen. Dann beginnt die Magazinstrecke - und hier wird es erstmals richtig spirituell: Es gibt ein Interview mit dem US-Autor Gregg Braden ("Im Einklang mit der göttlichen Matrix", "Verlorene Geheimnisse des Betens"), der über die Kraft der Liebe spricht. Es folgt eine mehrseitige Reportage über die Schamanen von Vietnam sowie ein Beitrag über das alte keltische Ritual des "Handfasting". Alle Beiträge sind ruhig layoutet und mit viel Weißraum und eleganter Typografie versehen. Inhaltlich gehen die Geschichten allerdings sehr, sehr stark in Richtung Esoterik. Wer hier als Leser nicht wirklich interessiert ist, könnte aus dem Heft aussteigen – möglicherweise auf Nimmerwiedersehen. Da hilft dann auch eine noch so schöne Optik nur begrenzt.
Deutlich mehr im Hier und Jetzt befinden sich die etwas kürzeren Interviews mit einem Gedächtnisforscher, einer Yogalehrerin und der Autorin und Aktivistin Waris Dirie – diese Geschichten lesen sich auch weniger abstrakt. Schön gelungen ist der Heftteil „Das Herz“, der Neues aus den Bereichen Kultur, Gesundheit, Religion etc. enthält: Er bietet schlicht und schön gestalteten Service. Auch die das Heft abschließenden Beiträge, etwa zu den Themen Kochen, Gesundheit und Bücher, sind solide gemacht.
Fazit: Optisch hat "Happinez"-Chefredakteur Uwe Bokelmann aus dem Vollen geschöpft; die deutsche Ausgabe steht dem niederländischen Mutterblatt in dieser Hinsicht in nichts nach. Über die Inhalte kann man geteilter Meinung sein: Wer ohnehin spirituell interessiert ist, kann mit einigen der Beiträge sicher mehr anfangen als Leser(innen), die dem Bereich nur am Rande etwas abgewinnen können. Sollte Bauer sich tatsächlich auf diese Zielgruppe beschränken wollen, funktioniert die Mischung. Will man aber auch die "Durchschnitts-Leserin" erreichen, sollte der Eso-Touch ein wenig zurückgenommen werden. Denn wenn der Verlag tatsächlich in einigen Jahren die mittelfristig als möglich eingeschätzte verkaufte Auflage von 300.000 Exemplaren schaffen will, sollten die nächsten Ausgaben des 4,95 Euro teuren "Happinez" etwas mainstreamiger daherkommen.