Blattkritik "Couch": Nette Häppchen im Katalog-Stil
Bunt, stylisch, neuartig. So liegt "Couch" ab 11. Januar am Kiosk. W&V-Online-Redakteurin Petra Schwegler - selbst nicht mehr Teil der Zielgruppe - hat das Gruner+Jahr-Magazin schon einmal quergelesen.
"Ob Kleid oder Accessoire: Je simpler Schnitt und Form, desto edler wirkt die Farbe.“ Dieser Satz aus dem neuen Gruner+Jahr-Magazin "Couch“ gibt wieder, welche Spannweite das Novum aus dem Reich von Julia Jäkel abdeckt. Es ist ein "Wohn & Fashion-Magazin“ für junge Leserinnen im Pocket-Format. Die erste Ausgabe liegt vor – und überzeugt auf den ersten Blick durch stylische Bildstrecken. Eine Mischung aus "Living at Home“ und "Glamour“, findet eine Kollegin. Offiziell formuliert es Gruner + Jahr so: "Wie im realen Leben junger Frauen verschmelzen in ‚Couch‘ die Themen Wohnen, Mode und Beauty auf einzigartige Weise miteinander.“ Die Idee zum neuen Projekt basiert auf einem Test mit einer Pocket-Ausgabe des Gruner-Titels "Schöner Wohnen" aus dem vergangenen Jahr. Damals habe sich gezeigt, dass junge Frauen durchaus nicht nur an Fashion-Tipps, sondern auch an hippen Einrichtungs-Ideen interessiert seien, hat Jäkel als Geschäftsführerin des Verlagsbereichs Exclusive & Living vor Start des Titels gesagt. Damals hat sie eine Art "Glamour fürs Wohnen“ angekündigt.
Gut, dass nun in "Couch“ das Thema "Wohnen“ als erstes im Untertitel angeführt ist; tatsächlich werden reine Fashionistas eher enttäuscht sein, wenn sie das Übermaß an Möbeln und Accessoires beim Blättern vorfinden. Auch wenn die Strecken hübsch aufgemacht sind – schön komponierte Bilder, wenig Text, viele Einkaufstipps. Trendgeschichten vereinen beide Stränge, Wohnen und Fashion. Die Farbe Orange findet sich nicht nur an Mäntel wieder, sondern auch an Lampen. Shopping-Tipps beziehen sich auf Wohnen und Mode – und thematisieren auch, dass Esprit und Co. mittlerweile neben Klamotten hippe Möbel auf den Markt bringen. Chefredakteur ist Stephan Schäfer – er lässt selbst "kreative Heimwerkerinnen“ auf ihre Kosten kommen. Gekocht wird auch. Auffallend ist, dass wunderbar einfache und schnelle Gerichte in "Couch“ vorzufinden sind, mit denen die "Couch“-Zielgruppe der 20- bis 34-jährigen Leserinnen gut zurecht kommen dürfte.
Alles in allem gibt es genügend nette Häppchen für die junge Leserin. Aber: Bei der Überfülle an vorgestellten Produkten fehlen regelmäßige längere Lesestücke zwischendurch. Das Pocket-Format – bewusst gewählt für die mobilen jungen Frauen – sorgt dafür, dass zusätzlich Katalog-Charakter entsteht. Manche Wohnstrecken erinnern an Einrichtungstipps aus dem Ikea-Katalog. Entschieden wird über Erfolg oder Misserfolg letztendlich am Kiosk – hier dürfte "Couch“ vor ähnlichen Problemen wie im vergangenen Jahr der junge Burda-One-Shot "Hollyhome“ stehen. Wo platziert der Handel das Magazin? Ruht der Ableger von "Schöner Wohnen“ neben Mädels-Postillen wie "Jolie“ oder in der Ecke von "Living at Home“? Die Werbebranche scheint den "Zwitter" jedenfalls zu akzeptieren; Anzeigen aus beiden Welten sind gut vertreten, Rolf Benz, Team 7 oder Poggenpohl sind genauso mit Werbemotiven präsent wie Marc Jacobs oder Lancome.
Übriges: Gruner hat den Launch-Termin der neuen Wohnzeitschrift vorgezogen. Statt Ende Januar, wie bislang kommuniziert, liegt „Couch“ nun bereits am 11. Januar am Kiosk aus. Wie der W&V-Schwestertitel "Kontakter“ berichtet hat, will der Verlag seinen Starttermin an die internationale Möbelmesse IMM in Köln anpassen, die am 16. Januar ihre Türen öffnet. Auch am Preis hat Verlagsleiter Matthias Frei noch etwas gedreht. Die Testausgabe kostet zwei Euro. Zuvor wurde ein Preis zwischen 2,40 Euro und 2,90 Euro veranschlagt. Die Startauflage beträgt 200.000 Exemplare. Mit dem Kiosk-Start geht auch die Website Couch-mag.com online. Zudem will der Verlag seine Zeitschrift in Social-Media-Aktivitäten einbinden.