Vor dem ersten Gang gibt es Glückskekse, in denen die Preise für das Menü und die Getränkebegleitungen eingebacken sind. Die insgesamt 14 Gänge gehen angenehm schnell vorbei, da das Team einen sehr guten Rhythmus in der Abfolge der Gänge gefunden hat. Auch die ausgesprochen gute Musikauswahl von Manuel Mraz, der den ganzen Abend hinweg auch als DJ fungiert und Vinyl vom Plattenspieler auflegt, macht Laune und trägt zur entspannten Stimmung, sowohl bei den anwesenden Österreichern als auch bei gerade angereisten Japanern, bei.  

Wie nicht anders zu erwarten ist das Essen qualitativ und handwerklich top, die Mischung reicht von traditionellen Gerichten bis zu exotischen Aromen. Die einzelnen Gerichte werden einfallsreich inszeniert, optional kann ein Teil des Menüs mit Trüffeln zusätzlich aufgewertet werden. Auch die sehr gut gewählte Weinbegleitung und der ausgezeichnete Käsewagen muss unbedingt erwähnt werden.

Wer hier demnächst reserviert, der kann sich auf ein Restaurant freuen, in dem auf höchsten Niveau gekocht und mit bester Stimmung gegessen wird.

Casual mit Austria-Charme 

Wer sich nach den traditionellen Klassikern der österreichischen Gastronomie sehnt, der ist hier richtig:

Das Woracziczky ist ein witziges "Neighbourhood-Neobeisl" mit freundlichem Service, fairen Preisen und leckerem Essen. Hier gibt es unter anderem Backhendl, Schnitzel und Zwiebelrostbraten und eine Weinkarte mit regelmäßig wechselnden Winzern. Wer im Sommer da ist, der kann im "Schanigarten" auf der Straße vor dem Restaurant sitzen.

Uriger Wiener Charme: Das Woracziczky

Uriger Wiener Charme: Das Woracziczky

Typisch für Wien sind die über die ganze Stadt verteilten Würstel-Stände, den der Wiener liebt den Happen zwischendurch. "Süß oder scharf?" lautet die Standardfrage, da der Senf zur Wurst traditionell als süßer Kremser oder scharfer Estragon angeboten wird. Auf die Erfindung des "Käsekrainer", einer leicht geräucherten Brühwurst mit 10-20% Käse, sind die Österreicher besonders stolz. Die Community des Gourmetmagazin Falstaff kürt jährlich den beliebtesten Stand: Platz eins ging zuletzt an den Würstelstand "Zum Volkstheater", knapp auf dem zweiten Platz landete "Zum scharfen René". Der Name ist Programm: Hier gibt es die schärfsten Mischungen und eine prämierte Currysauce. Drittplatzierter wurde der "Bitzinger". 

Kein anderes Land Europas hat eine so traditionsreiche Kaffeekultur wie Österreich. Es würde den Rahmen sprengen, alle bekannten Wiener Kaffeehäuser aufzuzählen. Daher nur zwei exemplarische Nennungen: Das Café Hawelka ist ein Künstlercafé, dessen Räumlichkeiten seit 1912 unverändert geblieben sind. Zu den Stammgästen gehörte unter anderen Friedensreich Hundertwasser. Ganz anders ist das modernere Balthasar, das als eleganteste Espresso-Bar der Stadt gilt.

Beyond Schnitzel

Wien kann auch anders: Im Schatten des Stephansdomes liegt das Miznon des israelischen Starkochs Eyal Shani. Miznon bedeutet "Kantine", was kulinarisch allerdings eine starke Untertreibung ist. Hier wird die orientalische Küche gekonnt mit der Mittelmeerküche kombiniert. Gekocht wird in einer offenen Küche direkt neben dem Eingang. Dazu gibt es laute Musik und gut gelauntes Personal, die zusammen mit der engen Bestuhlung für eine besondere Atmosphäre sorgen.

Geballte Lebensfreude.

Geballte Lebensfreude.

Ebenfalls mitten in der Innenstadt und recht neu ist das geschmackvoll eingerichtete Tuya, das die frische, südfranzösische Küche der Cote d´Azur nach Wien bringt. Der Name kommt aus dem Lateinischen und steht für »Deines«. Entsprechend ist das Konzept ausgelegt: Die Gerichte kommen kurz nacheinander, werden in die Mitte gestellt und sollen - wie es im Süden Frankreichs Tradition ist - "familiär" geteilt werden. Alle Zutaten werden von Küchenchef persönlich nach einem Zehn-Punkte Plan kontrolliert, um eine hohe Produktqualität sicherzustellen. Das Konzept besteht aus dem Restaurant und einer gemütliche Lounge inkl. Bar, in der Cocktails serviert werden.

Der Geschmack der Provence im chicen Ambiente.

Der Geschmack der Provence im chicen Ambiente.

 

Schon etwas länger gibt es das O boufés. Und auch dieser Name hat eine Bedeutung: "Das Buffet". Der Inhaber ist Konstantin Filippou, der das O boufés direkt neben seinem Sterne-Restaurant eröffnet und zu einem sehr coolen Bistro im "Industrial Style" gemacht hat. Hier gibt es einfache, aber großartige Gerichte, die griechisch angehaucht sind. Außerdem ist das Lokal für seine biologischen, naturnahen Weine (über 100 Positionen auf der Karte) bekannt.

Ungewöhnlich: Eine Speisekarte, die statt Gerichten Zutaten auflistet.

Ungewöhnlich: Eine Speisekarte, die statt Gerichten Zutaten auflistet.


Autor: Jochen Matzer

schreibt in seiner wöchentlichen W&V-Kolumne über Food-Trends. Jochen Matzer ist Geschäftsführer von Red Rabbit in Hamburg und hat sich nach über 20 Jahren Erfahrung mit Marken und Kommunikation mit seiner Agentur auf Neuprodukt- und Innovationsentwicklung für FMCG-Unternehmen spezialisiert. Seit 2015 ist er am Markt. Er ist überzeugt: Innovationen kann man heute in drei Monaten zum Erfolg führen.