ARD:
Bei Jauch verfälscht? Varoufakis twittert echtes Stinkefinger-Video
Der Zwist nach dem Stinkefinger-Eklat beim ARD-Talk mit Günther Jauch geht weiter und der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis twittert nun besagtes Video. Verfälscht statt gefälscht?
Nach dem Wirbel um das "Stinkefinger-Video" hat der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis im Kurznachrichtendienst Twitter die komplette Aufnahme seines 2013 gehaltenen Vortrags veröffentlicht. In dem knapp eine Stunde langen Video ist der nach oben gereckte Mittelfinger zu sehen – etwa bei Position 39:50.
"Ist jemand an der Wahrheit interessiert?", fragt der Minister dabei und schreibt weiter: "Und hier ist das nicht von skrupellosen Medien verfälschte Video." Varoufakis hatte schon zuvor den Vorwurf erhoben, die in der ARD gezeigten Sequenzen seien aus dem Kontext gerissen gewesen.
And here is the 'undoctored' by the unscrupulous media's video: https://t.co/WZ3ixfKHC5
— Yanis Varoufakis (@yanisvaroufakis) 16. März 2015
Moderator Günther Jauch hatte am Sonntagabend in seinem ARD-Talk über die Krise Griechenlands Ausschnitte aus dem Youtube-Video von einem Auftritt des damaligen Wirtschaftsprofessors 2013 bei einer Konferenz in Zagreb eingespielt. Darin ist zu sehen, wie Varoufakis über die Eurokrise referiert und den Mittelfinger in Richtung Deutschland ausstreckt.
Varoufakis hatte nach der Sendung betont, das Video sei gefälscht, der ausgestreckte Mittelfinger hineinmontiert. Dagegen erklärte die Redaktion, es gebe keine Anzeichen von Manipulation oder Fälschung. Nach der Sendung am Sonntagabend räumte NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz allerdings auf Twitter gegenüber einem kritischen Stefan Niggemeier ein, dass man in der Sendung deutlicher hätte hervorheben müssen, dass sich Varoufakis bei seinem Vortrag am 15. Mai 2013 auf die Situation in Griechenland im Jahr 2010 bezog. Verfälscht, aber nicht gefälscht.
Der Umstand, dass das Video echt ist und nun von Varoufakis höchstpersönlich verteilt wird, ist Wasser auf die Mühlen Günther Jauchs und einer seiner Firma I&U TV, die tags zuvor noch vom griechischen Gast noch der Manipulation beziehungsweise der Übernahme gefälschter Aufnahmen beschuldigt worden waren. Per Pressemitteilung lässt der Moderator und Produzent am Dienstagmittag verbreiten: "Die Netzanalysten der Firma Dence schlossen am Dienstag eine umfangreiche Analyse des Materials mit dem Ergebnis ab, 'dass keine Auffälligkeiten für eine Manipulation' festzustellen seien." Ein Versuch, sich reinzuwaschen?
Unterdessen schlägt sich ausgerechnet "Bild" (zumindest kurzfristig) auf die Seite des Griechen-Ministers und zitiert ihn dienstags auf dem Titel mit der Aussage: "Jauch hat mich im TV reingelegt!" Im eigentlichen Artikel eine Seite weiter ist es dann aber schon wieder vorbei mit der Solidarität, und das Springer-Blatt stimmt den üblichen Griechenland-kritischen Ton der vergangenen Wochen wieder an - abgerundet von Experten, die das Video des medienpräsenten Griechen als echt einstufen.
ps/dpa