Bavaria Entertainment:
Bavaria baut um und holt Ex-ZDF-Showchef Oliver Fuchs
Aus First Entertainment wird Bavaria Entertainment – und Oliver Fuchs übernimmt den Chefposten. Unterdessen wird alles Youtube-taugliche in einer neuen Bavaria-Unit gebündelt.
Oliver Fuchs mag als ehemaliger ZDF-Unterhaltungschef über Manipulationen beim Show-Zweiteiler "Deutschlands Beste!" gestolpert sein. Das öffentlich-rechtliche System vertraut dennoch auf das Können des Produzenten und ehemaligen Eyeworks-Lenkers: Fuchs wird neuer Geschäftsführer der Bavaria Entertainment, die bisher als First Entertainment bekannt ist und künftig mehr Formate wie Shows entwickeln will. Die von ARD-Töchtern getragene Produktionsfamilie baut rundherum im großen Stil um.
Die Details des Großumbaus, die zum 1. Februar wirksam werden, wenn bei den Gesellschaften das neue Geschäftsjahr beginnt: Die Bavaria Film will ihren nichtfiktionalen Programmbereich ausbauen. In diesem Zusammenhang wird der 46-jährige Fuchs Chef der bisherigen First Entertainment berufen. Tobias Gerlach wird weiterhin Geschäftsführer dieser GmbH bleiben, aber sukzessive den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die Koordination und den weiteren Ausbau des Digitalgeschäfts aller Bavaria-Beteiligungen legen. Hierfür schafft die Bavaria Film die neue Berichtseinheit "Bavaria Digital". Florian Bähr wird sein Amt als Geschäftsführer bei First Entertainment niederlegen und zukünftig als kreativer Produzent und Autor auf Ebene der Bavaria Film konzernweit die genreübergreifende Entwicklung von Programmideen vorantreiben. Das Bavaria-Management erwartet sich nach eigenen Angaben hier viel von ihm.
Mit dem neuen Titel Bavaria Entertainment wolle das Unternehmen die zukünftig "noch wichtigere Bedeutung seines Programmbereichs Unterhaltung unterstreichen", heißt es. Christian Franckenstein, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bavaria Film GmbH, betont: "Bavaria hat traditionell eine führende Marktposition als Produktionsgesellschaft von fiktionalen Programmen. Wir möchten zukünftig auch offensiver im Bereich Unterhaltung präsent sein. Dafür werden wir unsere kraftvolle Marke Bavaria auch für den Unterhaltungsbereich nutzen und firmieren hier zukünftig unter Bavaria Entertainment. Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, mit Oliver Fuchs einen ausgewiesenen Produzenten für dieses Genre für die Bavaria zu gewinnen. "
Was nicht nur fürs TV taugt, sondern als Bewegtbild auch auf Youtube oder anderen Online-Plattformen überzeugen könnte, wird erst einmal in der neuen Berichtseinheit "Bavaria Digital" zusammengeführt und aus einer Hand koordiniert. "Im zweiten Schritt soll hier dann eine Wachstumsstrategie unter Leitung von Tobias Gerlach entwickelt und umgesetzt werden", heißt es.
Ebenfalls zum 1. Februar setzt sich der Aufsichtsrat der Bavaria Film etwas anders zusammen: WDR-Intendant Tom Buhrow übernimmt in der Nachfolge seiner Vorgängerin Monika Piel den Vorsitz im Aufsichtsrat der Münchner. Piel zieht sich nach viereinhalb Jahren Amtszeit zum Ablauf des Geschäftsjahres der Bavaria Film, das am 31. Januar endet, aus dem Gremium zurück. Die stellvertretenden Vorsitzenden bleiben unverändert MDR-Intendantin Karola Wille und ihr BR-Kollege Ulrich Wilhelm. Verena Kulenkampff, die bis April WDR-Fernsehdirektorin war, gibt ebenfalls zum Geschäftsjahresende ihr Aufsichtsratsmandat ab. Für sie wurde WDR-Justiziarin und stellvertretende Intendantin Eva-Maria Michel ab 1. Februar neu in den Aufsichtsrat der Bavaria Film entsandt.
Interessant: Die ARD-Töchter krempeln diese Woche überhaupt ihr Reich um. Fast zeitgleich mit der Bavaria wird über deren Beteiligung Maran Film bekannt, dass sie Mitte 2015 ihre Geschäftstätigkeit beenden wird. Dazu heißt es vom SWR: "Die Beauftragung der Maran Film GmbH mit der Stoffentwicklung und Produktionsbetreuung der filmischen Eigenproduktionen des Südwestrundfunks (SWR) wird zum 30. Juni 2015 beendet. Diese bisher von der Maran Film erbrachten Aufgaben werden dann vom SWR direkt übernommen. Die Maran Film agierte schon in den vergangenen Jahren eher als ausführender Produzent für die filmischen Eigenproduktionen des SWR und nicht als Produktionsgesellschaft mit vollständiger Produzentenfunktion." SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser begründet die Maßnahme mit wirtschaftlichen Erwägungen im Zusammenhang mit dem Sparpaket zur Neuausrichtung des SWR Fernsehens. Hauser: "Das Wirken der Maran Film unter Leitung ihrer Geschäftsführerin Sabine Tettenborn und die Zusammenarbeit mit der Bavaria im Gesellschafterkreis waren über all die Jahre sehr erfolgreich. Ein künftig verändertes Mengengerüst unserer Eigenproduktionen und die daraus folgenden wirtschaftlichen Konsequenzen zwingen uns zu dem Entschluss, diese in der ARD einzigartige Konstruktion zu beenden."