Großbritannien:
BBC sieht Kampf gegen Netflix als verloren an
Die Onlinemediathek der britischen Rundfunkanstalt verliert seit Jahren Marktanteile an Netflix & Co. Jetzt fordert die BBC eine "Neuerfindung" ihres Angebots iPlayer.
Die BBC sieht sich beim Kampf um die Nutzer beim Videostreaming auf der Verliererstraße. Während Dienste wie Netflix oder Amazon Prime Video ihren Marktanteil in den vergangenen Jahren stark ausbauen konnten, ging der des BBC iPlayer, der Onlinemediathek der britischen Rundfunkanstalt, kontinuierlich zurück – von 40 Prozent im Jahr 2014 auf jetzt nur noch 15 Prozent.
"Die Erwartungshaltung der Nutzer hat sich dramatisch verändert", sagt Charlotte Moore, Director Content bei der BBC. "Die Nutzer sind es inzwischen gewohnt, sich das anzuschauen, was sie wollen und wann sie es wollen. Und sie erwarten jetzt sehr viel mehr vom BBC iPlayer."
Das Problem für die Mediathek: Aufgrund der bestehenden medienrechtlichen Vorgaben muss die BBC die meisten Inhalte nach 30 Tagen wieder aus der Mediathek entfernen.
Dies sei für die Nutzer aber nicht nachvollziehbar, so die BBC. Sie würden auch nicht verstehen, warum beispielsweise von einer Serie die ersten Folgen einer Staffel im iPlayer nicht mehr zur Verfügung stünden.
Inhalte sollen zwölf Monate lang abrufbar sein
Aus diesem Grund hat die Rundfunkanstalt bei der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom jetzt einen Plan eingereicht, wie die Mediathek "neu erfunden" werden könnte. Danach sollen die Nutzer künftig mindestens zwölf Monate lang auf einzelne Programme zugreifen dürfen.
Weitere Forderungen: Bei Serien möchte die BBC sämtliche Folgen – auch über mehrere Staffeln hinweg ("full box sets") – anbieten. Schließlich soll auch das Angebot von Content aus dem umfangreichen BBC-Archiv deutlich ausgebaut werden.
Diese Maßnahmen, so die BBC, würden "den iPlayer in Einklang bringen mit dem, was andere Marktteilnehmer bereits anbieten. Und den Nutzern einen zusätzlichen Mehrwert für ihre Rundfunkgebühren bieten".
Kaum Chancen, Marktanteile zurückzugewinnen
Allerdings geht die BBC, selbst für den Fall, dass die Medienaufsichtsbehörde sämtliche Vorschläge durchwinken würde, nicht davon aus, dass sie im Videostreaming-Markt wieder Marktanteile zurückgewinnen würde. "Die Vorschläge", so die BBC, "werden uns lediglich ermöglichen, den kontinuierlichen Rückgang, den wir für die nächsten fünf Jahre erwarten, zu stoppen."
Dass die Ofcom allerdings alle Vorschläge der BBC akzeptieren wird, ist kaum zu erwarten. Denn die Aufsichtsbehörde befürchtet, dass derart weitgehende Änderungen negative Effekte auf die Streaming-Angebote kommerzieller TV-Sender wie ITV oder Channel 4 haben könnten. Eine Entscheidung der Ofcom über die BBC-Pläne wird für August erwartet.