Squeeze-out beschlossen:
Axel Springer verabschiedet sich von Kleinaktionären
Mit dem heute beschlossenen Squeeze-out ist der Wandel von Axel Springer zum Privatunternehmen vollzogen. Das helfe, "die Wachstumsstrategie des Unternehmens umzusetzen", sagte Springer-Chef Mathias Döpfner.
Nach langer Vorbereitung wurde der letzte Schritt zur veränderten Eigentümerstruktur der virtuellen Hauptversammlung am 26. November vollzogen. US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) übernimmt als Großaktionär die sich noch im Streubesitz befindlichen Axel-Springer-Aktien. Der Anteil im Streubesitz lag zuletzt bei rund 0,9 Prozent. Nach Eintragung des Squeeze-Out im Handelsregister bekommen die verbliebenen Aktionäre eine Barabfindung von 60,24 Euro pro Aktie.
Das geplante Ende des Aktien-Streubesitzes birgt für den Medienkonzern Axel Springer aus Sicht von Vorstandschef Mathias Döpfner Vorteile. Es ermögliche, "die von Vorstand und Aufsichtsratsrat beschlossene Wachstumsstrategie des Unternehmens umzusetzen", sagte der Springer-Chef bei der digitalen Aktionärs-Hauptversammlung. Der Konzern zog sich in diesem Jahr von der Börse zurück.
Durch den Ausschluss der Minderheitsaktionäre entfalle etwa das Risiko, dass ins Handelsregister einzutragende Umstrukturierungen oder Kapitalmaßnahmen "durch unbegründete Klagen von Minderheitsaktionären verzögert werden können". Döpfner ergänzte: Beschlüsse der Hauptversammlung könnten "schneller und einfacher" herbeigeführt werden. Auf Veränderungen wirtschaftlicher Rahmenbedingungen könnte man schnell und flexibel reagieren.
Im Sommer wurde bekannt, dass der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) das sogenannte Squeeze-Out anstrebt. Dabei können Aktionäre, die den kleineren Streubesitz halten, gegen eine angemessene Barabfindung vom Großaktionär herausgedrängt werden.
Der Springer-Konzern, der für seine journalistischen Marken "Bild" und "Welt" bekannt ist, ging 2019 mit KKR eine strategische Partnerschaft ein, um schneller zu wachsen. Der Investor hatte sich nach und nach rund 47,6 Prozent der Anteile gesichert.
Daneben halten Großaktionärin Friede Springer und der Vorstandsvorsitzende Döpfner künftig jeweils rund 22 Prozent. Unlängst war dazu bekanntgeworden, dass Friede Springer einen großen Teil ihrer Anteile am Unternehmen Döpfner schenkt, zudem kauft er einen weiteren Teil ihrer Anteile. Die Enkel des Verlagsgründers, Ariane Melanie Springer und Axel Sven Springer, halten zudem sechs Prozent am Konzern mit rund 16.000 Mitarbeitern.
Rückblick auf 35 Börsenjahre
Döpfner wendete sich nochmal direkt an die Aktionäre: "Wir danken allen unseren Aktionären für ihr Vertrauen und die Zusammenarbeit in den vergangenen 35 Jahren. Das war für beide Seiten eine Erfolgsgeschichte. Seit dem Jahr 2002 haben wir kumuliert mehr als zwei Milliarden Euro an unsere Aktionäre ausgeschüttet. Das verdeutlicht auch den erfolgreichen Wandel Axel Springers vom analogen Verlagshaus zum digitalen internationalen Medien- und Technologieunternehmen. In den kommenden Jahren werden wir Axel Springer wieder als privates Unternehmen führen, um mit unserem strategischen Partner unsere Wachstums- und Investitionsstrategie weiter umzusetzen."
Im Geschäftsjahr 2019 sanken die Konzernumsatzerlöse um 2,2 Prozent auf 3.112,1 Millionen Euro (Vj.: 3.180,7 Millionen Euro). Das bereinigte Konzern-EBITDA verringerte sich um 14,5 Prozent auf 630,6 Millionen Euro (Vj.: 737,9 Millionen Euro). Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag mit 2,02 Euro um 25,9 Prozent unter dem Vorjahreswert von 2,73 Euro. Die Aktionäre erhalten nach Beschluss der Hauptversammlung eine Dividende von EUR 1,16 (Vorjahr: EUR 2,10) je Aktie, wovon im Juni 2020 bereits ein Abschlag von EUR 0,58 je Aktie gezahlt wurde.
Neue Berufungen in den Aufsichtsrat
Zudem wurden auch drei Mitglieder des neunköpfigen Aufsichtsrats neu gewählt. Johannes Huth, 60, Partner und Leiter von KKR in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten, Philipp Freise, 47, Partner und Co-Leiter des europäischen Private-Equity-Geschäfts KKR, und Franziska Kayser, 33, Director Private Equity KKR mit Schwerpunkt auf Technologie, Medien und Telekommunikation (TMT), sind zu Mitgliedern des Aufsichtsrats bestellt worden. Die drei waren bereits am 7. Januar 2020 bis zur heutigen ordentlichen Hauptversammlung gerichtlich zu Aufsichtsräten bestellt worden.
Ralph Büchi, Aufsichtsratsvorsitzender der Axel Springer SE: "Das Unternehmen verfolgt eine ambitionierte Wachstums- und Investitionsstrategie. Mit den heute gefassten Beschlüssen sehe ich Axel Springer auf einem sehr guten Weg, die gesteckten Ziele zu erreichen. Und ich freue mich auf die Fortsetzung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit meinen Aufsichtsratskollegen."
am/mit dpa