
Universum-Umfrage:
Arbeitgeber-Image: Der Ruf der Autoindustrie bröckelt
Daimler und Porsche ziehen nach wie vor den Nachwuchs an, aber sie bekommen Konkurrenz durch starke Marken wie Apple und Nike und Newcomer wie den Spielehersteller Ubisoft.

Foto: Daimler
Die Automobilindustrie muss in diesem Jahr leichte Rückgänge bei der Beliebtheit als idealer Arbeitgeber hinnehmen - die Ausnahme ist Porsche. Aufholen können dagegen große IT-Unternehmen und Forschungsinstitute. Das zeigen die aktuellen Arbeitgeberrankings der Employer-Branding-Beratung Universum. Grundlage ist der Student Survey 2020, für den zwischen Oktober 2019 und April 2020 deutschlandweit 47.010 Studierende verschiedener Fachrichtungen befragt wurden.
"Das passt sehr gut in das Bild der Automobilindustrie als einer Schlüsselbranche Deutschlands, die sich mitten im Umbruch befindet. Sie wird aktuell stark herausgefordert - durch den Wandel hin zu E-Mobilität, die gestiegenen Anforderungen an die IT-Technologie und durch die gesamte Fridays-for-Future-Bewegung, mit der viele unserer Befragten sympathisieren", kommentiert Tina Smetana, Country-Managerin Deutschland bei Universum, die Ergebnisse.
Covid-19 prägt noch nicht
"Eventuell hat die Corona-Krise eine längst überfällige Veränderung der Automobilbranche beschleunigt. Die Auswirkungen lassen sich kaum vorhersagen, zumal sich in Anbetracht von Covid-19 vermutlich das Reisen an sich und unsere Werte verschieben werden. Themen wie Sicherheit und Gesundheit könnten zukünftig eventuell wieder stärker in den Vordergrund treten. Das trifft natürlich nicht nur auf die Automobilbranche zu. Die Rankings lassen vermuten, dass es alltagsrelevante Marken zukünftig leichter haben werden. Die Automobilbranche hat einen durchaus guten Ausgangspunkt und die Chance, gestärkt daraus hervorzugehen", so Smetana.
Weit vorn: Trendige Markenunternehmen
Das positive Markenimage färbt auch auf die Attraktivität als Arbeitgeber bei den Young Professionals ab. Das führte zu einigen überraschenden Ergebnissen in diesem Jahr. So sind bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften Apple und Nike neu dabei und landen mit Platz 4 und 9 unter den Top 10. Ebenfalls neu in diesem Ranking sind Red Bull und Universal Music, die es mit Rang 25 und 27 auf Anhieb unter die Top 30 schaffen.
Eine leichte Verschiebung gibt es an der Spitze: Google steigt bei den Wirtschaftswissenschaftlern zwei Plätze nach oben und ist damit nach Daimler/Mercedes-Benz (Platz 1) und Porsche (Platz 2) unter den Top 3. Audi verliert einen und die BMW Group drei Plätze, sodass sie auf Rang 5 und 6 landen. Damit werden die Top 4 dieses Jahr nicht ausschließlich von den Automobilunternehmen belegt.
Unverändert halten dagegen Porsche, Audi und Daimler/Mercedes-Benz die Spitzenpositionen im Ranking der angehenden Ingenieure. Bei diesen gehören die großen Forschungsinstitute eindeutig zu den diesjährigen Gewinnern. So steigt die Fraunhofer-Gesellschaft um drei Plätze auf Rang 14, die European Space Agency klettert um vier Plätze auf Rang 18 und die Max-Planck-Gesellschaft macht 13 Plätze gut und schafft es auf Rang 27.
Für die IT-Studierenden bleiben Google, Microsoft und Apple auch in diesem Jahr die beliebtesten Arbeitgeber. Porsche gewinnt in diesem Fachbereich sogar an Attraktivität und klettert um drei Plätze nach oben auf Rang 4. Es folgt SAP mit einem Sprung um vier Plätze nach oben auf Rang 5. Dagegen fällt Audi zwei Plätze nach unten und landet auf Rang 6.
Neu im Ranking ist der Spieleentwickler Ubisoft und schafft es direkt auf Platz 10. Bei den Studierenden der Naturwissenschaften muss Bayer die Topposition an die Max-Planck-Gesellschaft abtreten und sich mit dem zweiten Platz begnügen. An dritter Stelle platziert sich unverändert die Fraunhofer-Gesellschaft gefolgt von BASF auf Rang 4. Automobilunternehmen gehören für Studierende dieses Fachbereiches traditionell nicht zu den Top-Arbeitgebern. Dennoch steigen Porsche und Audi um jeweils zwei Plätze auf Rang 10 und 12. Daimler/Mercedes-Benz fällt dagegen um fünf Plätze auf Rang 22.
Womit können Unternehmen punkten?
Die Eigenschaften, die Unternehmen in der Gunst der Studierenden steigen lassen, sind insgesamt relativ stabil geblieben. Zu den Top 3 zählen weiterhin ein hohes Einkommen in der Zukunft und ein attraktives Grundgehalt. Für Studierende der Wirtschaftswissenschaften gehören darüber hinaus Möglichkeiten, Führungsaufgaben zu übernehmen dazu, bei den Ingenieuren und Naturwissenschaftlern sind es dagegen vielfältige Arbeitsaufgaben.
Für IT-Studierende zählt Innovation zu den drei wichtigsten Eigenschaften. Auf Führungskräfte, die ihre Entwicklung fördern, legen dagegen die Studierenden aller vier Fachbereiche deutlich weniger Wert. Ganz besonders trifft das auf jüngere Studierende zu. Diese schätzen dagegen die Anerkennung von Leistung mehr als ihre älteren Kommilitonen.
Beide Eigenschaften sind zudem für männliche Studierende wesentlich attraktiver als für weibliche. Das entspricht der Tatsache, dass männliche Studierende karriere- und geldbezogene Faktoren im Vergleich zu weiblichen Studierenden bevorzugen.
Wie wollen wir arbeiten?
Danach gefragt, welche Begriffe sie mit dem Arbeitsplatz der Zukunft assoziieren, nannten die Studierenden am häufigsten Innovation, Work-Life-Balance, Homeoffice, Flexibilität, Sicherheit und Digitalisierung. All diese Themen haben im Rahmen der Corona-Krise an Bedeutung gewonnen, teilweise aus der Not heraus. Für Unternehmen liegt darin eine große Chance, vor allem sofern sie auf diese Themen Wert legen und darüber kommunizieren, auch nachdem wieder mehr Normalität eingekehrt ist.
Schließlich zeigt ein Blick auf die Eigenschaften, die Arbeitgeber attraktiv machen, durchaus Übereinstimmungen. So liegt Innovation bei angehenden Ingenieuren und Naturwissenschaftlern sowie bei IT-Studierenden unter den Top 10. Das gleiche gilt für eine sichere Anstellung, die zusätzlich für die Wirtschaftswissenschaftler zu den zehn attraktivsten Arbeitgebereigenschaften zählt. Flexible Arbeitsbedingungen sind dagegen für Studierende der IT und Work-Life-Balance für die angehenden Naturwissenschaftler unter den Top 10.