TechTäglich:
Apple: Siri ist keine Frau mehr
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit Gendern bei Apple und mit der Handynummer von Mark Zuckerberg.
Apple: Siri ist keine Frau mehr
Herr Siri oder Frau Siri? Bisher war das bei Apple klar geregelt. Standardmäßig ist die Sprachassistentin in den allermeisten Ländern eine Frau. Es gibt zwar in iOS oder auf dem Mac die Möglichkeit, auch männliche Stimmen zu verwenden. Diese Option müssen Nutzer in den Einstellungen aber eigens aktivieren. Doch die Zeiten, in denen Siri automatisch als Klischee-Sekretärin brav Fragen beantwortete, sind vorbei. Ab der neuesten Beta von iOS 14.5, die Apple jetzt veröffentlicht hat, müssen sich Nutzer beim Aktivieren von Siri auf iPhone und iPad aktiv entscheiden, ob sie eine männliche oder eine weibliche Stimme hören wollen. Beide Optionen stehen gleichrangig bereit, wie TechCrunch entdeckt hat. "Damit setzen wir unser langjähriges Engagement für Diversität und Inklusion fort", lässt Apple dazu wissen. Studien haben mehrfach gezeigt, dass Sprachassistentinnen Klischees und Stereotypen verstärken können. Sogar die UN hat die Dominanz weiblicher KI-Stimmen als "sexistisch" verurteilt.
Apple bietet jetzt als erster Anbieter beide Optionen gleichberechtigt an. Kommt nun bald auch Herr Alexa? Chef bei Apple bleibt aber vorläufig ein Mann – der jetzt im Sway-Podcast von NYT-Techautorin Kara Swisher seltene Einblicke in Planungen und Strategien von Apple gewährte. Tim Cook verrät darin, dass Augmented Reality, Apple TV+ und Datenschutz drei der absoluten Apple-Schwerpunkte für die nächsten Jahre sind. Beim geheimnisumwitterten Apple-Auto bleibt er deutlich unverbindlicher: "Wenn man es sich genauer ansieht, ist ein autonomes Auto in vielerlei Hinsicht ein Roboter. Und es gibt so viel, das man mit Autonomie machen kann. Wir erforschen intern so viele Dinge. Viele von ihnen erblicken nie das Licht der Welt. Aber ich sage nicht, dass das in diesem Fall auch so ist." Wann er einer Nachfolgerin/einem Nachfolger Platz machen will, ließ der 60-Jährige Cook offen, der seit 2011 im Amt ist: "Zehn Jahre sind eine lange Zeit, wahrscheinlich mache ich das keine weiteren zehn Jahre mehr. Aber ich liebe diese Firma so sehr, dass ich mir mein Leben kaum ohne Apple vorstellen kann."
LG: Schluss mit Smartphones
Bei Fernsehern und speziell mit seinen hochgelobten OLED-TVs ist LG einer der Weltmarktführer. Bei Smartphones bekamen die Koreaner in den letzten Jahren dagegen kaum mehr einen Fuß auf die Erde, waren chancenlos gegen Samsung, Huawei, Xiaomi und Apple. Nun zieht LG die Konsequenzen, und macht ab Ende Juli sein Smartphone-Geschäft dicht, das in den letzten sechs Jahren 4,5 Milliarden Dollar (3,8 Milliarden Euro) Verlust einfuhr. "LG Electronics Inc. (LG) gab bekannt, dass es seine Geschäftseinheit für mobile Geräte schließt", heißt es in einer offiziellen Mitteilung. "LGs strategische Entscheidung, aus dem unglaublich wettbewerbsintensiven Mobiltelefonsektor auszusteigen, wird es dem Unternehmen ermöglichen, seine Ressourcen auf Wachstumsbereiche zu konzentrieren". Genannt werden unter anderem Elektrofahrzeugkomponenten, vernetzte Geräte, Smart Home, Robotik und künstliche Intelligenz.
Nachdem sich ab 2013 die LG-Smartphones G2, G3 und G4 noch gut verkauften, gerieten die Koreaner danach vor allem gegenüber dem einheimischen Erzrivalen Samsung mehr und mehr ins Hintertreffen. Zuletzt waren das LG Dual Screen mit Doppel-Bildschirm und das LG Wing mit drehbarem Doppel-Display eher obskure Ideen ohne große Erfolgsaussichten. In den nächsten Monaten sollen die noch vorhandenen Geräte abverkauft werden. Service und Softwareaktualisierungen für die Handys aus den letzten Jahren will LG zunächst weiter anbieten. The Verge schreibt in seinem Nachruf: "LG hatte bei den Smartphones nur wenige Hits, aber es wird trotzdem vermisst werden. Damit sieht der Smartphone-Markt in den USA noch langweiliger aus."
Facebook-Leak: Auch Zuckerbergs Handynummer online
Mal eben beim Chef durchklingeln? Das können Facebook-Mitarbeiter ab sofort relativ problemlos versuchen. Denn beim neuesten Datenleck des Netzwerks sind auch die Nutzerinformationen von Facebook-Chef Mark Zuckerberg öffentlich aufgetaucht, inklusive seiner Handynummer. Dabei wurden am Osterwochenende die Daten von 533 Millionen Facebook-Nutzern in einem einfach zugänglichen Hackerforum gefunden. Darunter befinden sich auch die Informationen zu mehr als sechs Millionen deutschen Facebook-Usern – einschließlich Telefonnummern, Name, Geburtsdatum, Wohnort, Beziehungsstatus und teilweise auch E-Mail-Adressen.
Alon Gal, Technologie-Chef der Sicherheitsfirma Hudson Rock, berichtete auf Twitter ausführlich über das Leck: "Das heißt, wenn Sie ein Facebook-Konto haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass die für das Konto verwendete Telefonnummer durchgesickert ist. Ich warte noch darauf, dass Facebook diese absolute Fahrlässigkeit im Umgang mit Ihren Daten zugibt." Laut Facebook kamen die Daten dem Konzern bereits 2019 abhanden, es handele sich also um kein neuerliches Leck. "Das sind alte Daten, über die bereits 2019 berichtet wurde", heißt es in einer Stellungnahme. Kleiner wird das Problem dadurch allerdings nicht. Wie die Futurezone mit Stichproben herausfand, sind viele der geleakten Informationen, darunter auch Telefonnummern, nach wie vor aktuell. Zuckerberg steht mit Mitarbeiternummer 4 ganz oben auf der Liste der Facebook-Nutzer, deren Privatsphäre jetzt ein Stück weniger privat ist als zuvor. Hacker können über die nun öffentlich verfügbaren Telefonnummern beispielsweise Phishing-Angriffe auf Nutzer starten, deren Facebook-Profil ihnen interessant erscheint.
Clubhouse jetzt auch mit Bezahl-Inhalten
Clubhouse? Lange nichts mehr gehört von der Hype-App aus dem Januar und Februar 2021. In den deutschen iOS-Charts dümpelt die Social-Audio-App am Tag nach Ostern auf Platz 150, zwischen "Live Wallpapers & Ringtones" und der Rapper-Eistee-App 4BRO. Und das Android-Clubhouse, das für frischen Wind sorgen könnte, wird von den Machern aus den USA weiter verschleppt. Der Standard aus Wien orakelt bereits: "Clubhouse ist de facto tot – wer sind die Nachfolger?" Hier könnten Clubhouse-Kopien unter anderem von Discord und LinkedIn profitieren. Das US-Startup gibt aber noch längst nicht auf, und will Clubhouse jetzt mit einer Bezahlfunktion für die Anbieter von Inhalten aufmöbeln.
Mit "Clubhouse Payments", das ab sofort ausgerollt wird, können Nutzer erstmals Geld mit ihren Audio-Chats verdienen. "Das ist die erste von vielen Funktionen, die es Schöpfern ermöglichen, direkt auf Clubhouse bezahlt zu werden", heißt es in einem Blogeintrag. Wer zuhören will, muss aber nicht zwingend bezahlen, sondern kann Anbieter interessanter Inhalte mit einer Art Trinkgeld belohnen. Dafür gibt es eine neue "Send Money"-Funktion. Clubhouse verrät in seinem Blog die Details: "100 Prozent der Zahlung gehen an den Ersteller des Inhalts. Die Person, die das Geld sendet, bezahlt eine kleine Transaktionsgebühr, die direkt an unseren Partner für die Zahlungsabwicklung, Stripe, geht. Clubhouse wird nichts einnehmen." Damit bleibt die App zunächst weiterhin komplett von Venture Capital abhängig. Ob Clubhouse aus künftigen Bezahlfunktionen erstmals eigene Umsätze generieren will, bleibt zunächst offen.
China: Die größte Drohnenshow aller Zeiten
Weltrekord in Shanghai: Die südkoreanische Automarke und Hyundai-Luxustochter Genesis hat zu ihrem Marktstart in China ihr Logo mit 3.281 Drohnen in den Nachthimmel gezeichnet. Damit hat sie laut Pressemitteilung einen neuen Guinness-Rekord für "die meisten unbemannten Flugkörper aufgestellt, die gleichzeitig in die Luft aufgestiegen sind". Sogar die künftigen Modelle Genesis G80 and GV80 wurden von den Drohnen nachgebildet. Mit der Show unter dem Titel "The Genesis of Genesis" übertrafen die Koreaner den bisherigen Rekord der chinesischen Firma Damoda Intelligent Control Technology, die im September letzten Jahres 3.051 Drohnen aufsteigen ließ. Für Fans solcher Flugshows: Das Spektakel der Chinesen fiel damals optisch fast noch eindrucksvoller aus.