„Im Zuge der Digitalisierung verändern sich natürlich die Empfangswege. Entscheidend sind aber die Inhalte, die ausschlaggebend für die Radionutzung der Millionen Hörerinnen und Hörer sind", sagt Grit Leithäuser, Geschäftsführerin der Radiozentrale.

Diese Inhalte stehen leider nicht mehr zur Verfügung.

Hörer die Audio Total nutzen bleiben konstant

Die Hörer, die Radio klassisch oder/und digital hören bleiben konstant. Laut der aktuellen MA liegt der weiteste Hörerkreis (WHK), in einem durchschnittlichen vier Wochen-Zeitraum, der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren bei 93,6 Prozent (MA 2019 Audio II: 93,8 Prozent).

Die Verweildauer liegt hier mit 256 Minuten bei über vier Stunden und ist minimal um zwei Minuten gesunken.


Kontakte pro Stunde in Tsd., Montag bis Freitag


Online-Nutzung steigt

Online-Audio wird von 21,3 Prozent der Hörer über 14 Jahre genutzt (2019: 19,1 Prozent). Hier ist - wie zu erwarten - die junge Zielgruppe am stärksten. Die 14- bis 29-Jährigen hören im weitesten Hörerkreis zu 34,1 Prozent Online-Audio (2019: 31,8 Prozent) und das 85 Minuten am Tag (82 Minuten 2019).

Starke Hörerverluste bei Antenne Bayern

Doch trotz der konstanten Audio-Nutzung in der Bevölkerung verlieren viele einzelne Sender Hörer. Allen voran Antenne Bayern. Mit nur noch 896.000 Hörern pro Durchschnittsstunde sind das 139.000 Hörern weniger als in der letzten Erhebung. 

Ein schlechtes Zeugnis für den kürzlich erst erfolgten Programmumbau unter dem neuen Geschäftsführer Felix Kovac, der just in dem aktuellen Erhebungszeitraum stattfand. Kovac hatte im vergangenen Sommer mit neuen Formaten und Moderatoren deutlich auf eine Verjüngung des Senders gezielt. Denn auch in der Werbezielgruppe 14 bis 49 Jahre gingen die Zahlen runter: Minus elf Prozent in der Durchschnittsstunde. Das sind mit 509 000 Hörern 64 000 Hörer weniger. Die ehemalige Programmdirektorin Ina Tenz war seit Sommer freigestellt. Bisher ist der Posten noch nicht neu besetzt.

Viele öffentlich-rechtliche Verlierer

Aber auch auf öffentlich-rechtlicher Seite gibt es Verluste zu beklagen. Mitbewerber Bayern 3 verlor 54 000 Hörer und kommt auf 814 000 Hörer in der Stunde. Die Tagesreichweite sank von 22,5 Prozent auf 20,7 Prozent. Auch WDR 2 büßte 72 000 Hörer ein und kommt auf eine Millionen pro Stunde. Der Jugendsender 1Live erreicht noch 784 000 Hörer (minus 71 000). Auch NDR 2 gehört mit einem Verlust von 57 000 Hörern auf 750 000 in der Stunde zu den Verlierern.

Zu den größten privaten Verlierern gehören Radio NRW mit minus 119 000 Hörern auf 1,47 Millionen und Antenne Niedersachsen mit minus 65 000 Hörern auf 281 000.

Das sind die MA-Gewinner

Als Sieger geht das hessische Radio Bob aus der aktuellen MA mit einem Hörerplus von 74 000 auf 307 000 Hörer, gefolgt von HR 4 mit einem Plus von 65 000 auf 259 000 Hörer.

Großer Gewinner ist  Bayern 1 mit einer Tagesreichweite  von 27,3 Prozent (26,1 Prozent ma 2019 Audio II). Die  höchste Reichweite seit 2010. Täglich schalten bundesweit 3,3 Millionen Hörer Bayern 1 ein. Dies sind 160.000 mehr als in der letzten MA. In der Stunde sind das 1,14 Millionen Hörer. Ein plus von 3,4 Prozent.

So entwickeln sich die Vermarkterreichweiten

Beide Radiovermarkter mussten Verluste einstecken: Der öffentlich-rechtliche Vermarkter AS&S Radio kommt auf 11,3 Millionen Kontakte pro Stunde. Das sind 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Der private Vermarkter RMS erreicht 9,6 Millionen Kontakte, ein Minus von 4,4 Prozent.

So sieht es in der Werbezielgruppe 14 bis 49 Jahre aus: AS&S erreicht 4,9 Millionen Kontakte (minus 4 Prozent), RMS kommt auf 5,4 Millionen Kontakte (minus 5 Prozent).

Beide Vermarkter hatten Führungswechsel in jüngster Zeit. So verließ der ehemalige AS&S Radio-Geschäftsführer Oliver Adrian dieses Frühjahr den Vermarkter und wechselte zu Werbeweischer. Neuer Chef ist künftig Christian Scholz. Seit Oktober ist Marianne Bullwinkel neue Sprecherin der Geschäftsführung bei RMS, nachdem Matthias Wahl den Posten verlassen hatte.

Radio-Nutzung steigt während der Corona-Krise

Die MA erfasst, wie eingangs erwähnt nur die Nutzung vor der sogenannten Corona-Krise. Der Lockdown wirkt sich aber auch deutlich auf die Radionutzung aus, wie aktuelle Umfragen ergeben.

"Seit Beginn der Corona-Krise erreichen uns zahlreiche Meldungen aus den Reihen unserer Mitglieder sowie unabhängige Marktumfragen, die dem Medium Radio/Audio derzeit einen außerordentlichen Boom in der Nutzung bescheinigen. Einzelne Mitglieder berichten aktuell, etwa auf Basis ihrer Livestreams, von bis zu 90 Prozent Steigerung. Auch Podcasts rund um Corona erzielen teilweise Millionen Abrufe", sagt Jan Isenbart, Vorstand Radio/Audio der Agma.

So meldet der Bayerische Rundfunk für  letzten beiden Wochen (16.03. - 30.03.2020) ein Plus der  Live-Streams der BR-Radiowellen. Über alle Wellen hinweg ein Zuwachs von gut einem Viertel (26 Prozent). Den stärksten Anstieg verzeichnet B5  mit einem Wachstum von 66 Prozent, Bayern 3 plus 26 Prozent, Bayern 1 plus 21 Prozent und Bayern 2 plus 19 Prozent.

Auch Online-Audio gewinnt in der Krise

Das bestätigt eine  Auswertung der Radionutzung via Web von 20 regionalen Radiosendern des Marktforschers Radioanalyzer. Demnach hat  Online-Radio seit Beginn der Krise rund 22 Prozent mehr Hörer. Zudem hat sich die sogenannte Primetime im Radio um ein bis zwei Stunden auf 9 Uhr verschoben.

„Aktuelle Zahlen belegen, dass die Radionutzung via Web im Zuge der Corona-Epidemie nochmals steigt, weil die Menschen sich neben gesicherten Informationen via Radio in Zeiten eines Kontaktverbots ein Stück Gemeinschaftsgefühl ins Haus holen und auch mal eine Auszeit von der turbulenten Nachrichtenlage suchen", sagt auch Leithäuser von der Radiozentrale.

Die ARD berichtete, das sich die Zahl der Abrufe in ihrer Audiothek im März im Vergleich zum Vormonat um mehr als 60 Prozent gesteigert habe. "Öffentlich-rechtliches Radio erfährt gerade eine enorme Wertschätzung und Zuwendung", sagte die Vorsitzende der ARD-Audioprogrammkonferenz Valerie Weber. Vor allem die Info-Wellen hätten aktuell Konjunktur. "Weltweit steigt während der Corona-Krise das Bedürfnis der Menschen, sich zu informieren, aber eben auch den neuen Alltag mit einem vertrauten Begleiter zu gestalten", sagte der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow mit Blick auf die Verwurzelung der regionalen Sender.

 

 

Radionutzung

Radionutzung konstant


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.