Aufschwung für Amazon-Spezialisten

Die Nummer zwei im Markt, Finc3, beobachtet ähnliche Trends. Geschäftsführer Jan Bechler bestätigt die enorme Prognose zum Marktwachstum. Das wirkt sich auch konkret auf die Agentur aus. Finc3 zählt rund 65 Mitarbeiter – eine Zahl, die wie die Agenturumsätze vermutlich bis Jahresende um 30 Prozent steigen dürfte.

Amazons enorme Umsatzsprünge müssen zwangsläufig zulasten andere Kanäle gehen. Selbst Google dürfte die Verwerfungen spüren. Ein Teil der zuletzt grob geschätzten deutschen Suchumsätze von 3,8 Milliarden Euro dürfte in diesem Jahr Richtung Amazon wandern. Daneben dürfte auch Facebook Federn lassen. Wenn es um Abverkauf geht, mag Facebook gute Ergebnisse liefern, Amazon ist allerdings deutlich näher am Kaufprozess.

Spannend werden auch die Auswirkungen auf den Display-Markt. Amazon wird für seine Werbekunden deutlich mehr Werbeplätze auf Basis der eigenen Daten automatisiert aufkaufen. Das kann durchaus zu einem spürbaren Plus bei deutschen Vermarktern führen.

Nur ­unterscheidet sich das Werbe­geschäft über Amazon von ­klassischer Onlinewerbung deutlich. Denn hier hängt in der Regel ja auch die Verkaufsplattform dahinter. Insofern muss eine Agentur nicht nur die Display- und Suchwerbung beherrschen, sondern auch die Produktdarstellung, Rezensionen, das Pricing und die Logistik verstehen und beherrschen. Holistische Lösungen von der Stange gibt es nicht.


Der Markt für Amazonspezialisten ist nach wie vor überschaubar. Als größte Agentur in Deutschland gilt Factor-a mit etwa 125 Mitarbeitern. Der Großteil hat seinen Sitz in Köln. Daneben gibt es auch Büros in Boston, Paris, Kopenhagen, London, Amsterdam und Zürich – alle seit Mai 2018 entstanden. Seinerzeit hatte sich Factor-a der niederländischen Agenturgruppe Dept angeschlossen.

Daneben gelten die Hamburger von Finc3 als weiterer großer Spezialist, neben einer Reihe kleinerer Anbieter. Network-Agenturen sind mit Amazon-Marketing immer noch im Aufbau. Aber Holdings wie Dentsu, Publicis und Group M müssen nachziehen.


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Autor: Leif Pellikan

ist Redakteur beim Kontakter und bei W&V. Er hat sich den Ruf des Lötkolbens erworben - wenn es technisch oder neudeutsch programmatisch wird, kennt er die Antworten. Wenn nicht, fragt er in Interviews bei Leuten wie Larry Page, Sergey Brin oder Yannick Bolloré nach.