Kino und Streaming:
Amazon Prime Video ändert die Film-Strategie
Der Streamingdienst will die Zahl der Kinostarts eigener Produktionen reduzieren. Und gleichzeitig die inhaltliche Bandbreite der Filme ausweiten.
Amazon Studios, die Filmproduktionsfirma des Videostreamingdienstes Amazon Prime Video, will jährlich rund 30 eigenproduzierte Filme auf den Markt bringen. Doch nach einem Halbdutzend Flops an den Kinokassen im vergangenen Jahr ändert das Unternehmen nun die Distributionsstrategie. Dies erklärte die Leiterin des Studios Jennifer Salke gegenüber der New York Times und dem Hollywood Reporter.
Danach will Amazon nur noch etwa zehn der eigenproduzierten Filme zunächst in die Kinos bringen, bevor sie nach einer Sperrfrist ins Angebot des Streamingdienstes aufgenommen werden. Alle anderen Filme wandern künftig sofort ins Film-Portfolio von Amazon Prime Video.
Der Strategiewechsel ist die Folge eines mutigen, aber wenig erfolgreichen Vorgehens der Amazon Studios, die bislang ohne Mitwirken der erfahrenen Hollywood-Partner ihre Filme eigenständig in die Kinos bringen wollten.
Dies endete mit zahlreichen Flops: So spielte beispielsweise "Wonder Wheel" von Woody Allen bei Produktionskosten von 25 Millionen Dollar an den Kinokassen gerade einmal 1,4 Millionen Dollar ein.
Größere inhaltliche Bandbreite bei den Filmen
"Unser Problem war offensichtlich", so Salke gegenüber der New York Times, "dass wir zu sehr unseren Fokus auf Prestige-Projekte gelegt haben." Das soll sich nun ebenfalls ändern.
So wollen die Amazon Studios künftig auch Filme für junge Erwachsene produzieren, ebenso wie Horrorfilme und selbst erotische Thriller nach dem Vorbild von "Basic Instinct".
Die Budgets für diese Produktionen reichen von wenigen Millionen bis zu 50 Millionen Dollar und in Einzelfällen noch darüber hinaus. Insgesamt wird Amazon laut Hollywood Reporter dieses Jahr etwa 7,5 Milliarden Dollar für Video-Content ausgeben.
Kürzere Sperrfrist nach dem Kinostart
Und noch etwas könnte sich ändern: So dürfte Amazon – ebenso wie Konkurrent Netflix – künftig versuchen, die Frist, nach der ein Film nach dem Kinostart ins Streaming-Portfolio aufgenommen werden kann, weiter zu verkürzen. Üblich sind bislang 90 Tage.
Auf diese Zeitspanne beharren allerdings die großen Kinoketten, da sie befürchten, dass die Zuschauer nicht bereit sind, die relativ hohen Eintrittspreise zu bezahlen, wenn sie wissen, dass der Film schon wenige Wochen später auch bei einem Streamingdienst angeschaut werden kann.
Die beiden großen US-Kinoketten AMC und Regal hatten sich beispielsweise geweigert, den Film "Roma" von Netflix in ihr Programm aufzunehmen, da Netflix lediglich eine Sperrfrist von 21 Tagen einräumen wollte.