Angesichts von 600.000 Logins pro Woche, die Parship laut eigenen Angaben hat, ist das eine geringe Quote. Sind die Singles hierzulande noch immer etwas zu scheu, um sich bei Facebook zu "ihrem" Portal zu bekennen?

Ja, ich denke schon. Die Leute reden nicht gerne darüber. Daher wollen wir es schaffen, dass die Menschen unsere Marke mögen. In Frankreich funktioniert das ganz gut. Mit Adopteunmec.com haben wir über 187.000 Facebook-Fans gewonnen. Jetzt werden wir in Deutschland die Marke aufbauen. 

Und wie? Wird es weitere Spots, Anzeigen, oder Online-Werbung geben?

Wir arbeiten gerade noch an dem Media-Plan. 

Was machen Sie sonst noch, um die Marke ihrer Dating-Plattform aufzubauen?

Wir vermeiden es, Adopt A Guy eine Dating-Plattform zu nennen. Es ist eher ein soziales Netzwerk, in dem man beispielsweise auch Freunde hinzufügen kann. Wir haben viele Nutzer, die schon längst in einer Beziehung sind, aber trotzdem immer wieder kommen, um Nachrichten aus ihrem Netzwerk zu lesen. Besonders Frauen sind sehr aktiv darin, sich untereinander auszutauschen. Abgesehen davon arbeiten wir viel mit visuellen und grafischen Mitteln und Humor und wollen ganz einfach eine sehr coole Marke sein. 

Die Plattform spielt mit dem Ansatz, dass die angemeldeten Frauen dort die Männer dort shoppen können. Wenn das Konzept umgekehrt wäre, wenn Männer die Frauen in ihren Einkaufskorb laden könnten, würden Sie sich den Sexismus-Vorwurf anhören müssen. Warum funktioniert es andersherum?

Wir machen die Männer zum Objekt, nicht die Frauen. Das schockiert viele Menschen erst einmal, amüsiert sie aber auch. Außerdem schafft es Interesse für das Portal. Die Frauen bekommen keine unangenehmen Mails, weil Männer sie nur anschreiben dürfen, wenn sie vorher von den Frauen zu ihrem Einkaufskorb hinzugefügt wurden. Wir haben festgestellt, dass viele Männer es mögen, wenn Frauen den ersten Schritt machen. 

Für Männer gibt es ab 2014 in Deutschland verschiedene Bezahl-Optionen. Wird es darüber hinaus Werbung geben, um das Portal zu finanzieren?

Nein, wir bleiben werbefrei. In Frankreich sind wir mit diesem Konzept inzwischen profitabel. Seit unserem Start vor fünf Jahren haben sich sieben Millionen Mitglieder angemeldet. Im aktuellen Jahr rechnen wir mit einem Umsatz von 16 Millionen Euro.

Wann wollen Sie in Deutschland profitabel sein?

Um das vorauszusagen, ist die Plattform noch zu jung.  


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Franziska Mozart berichtet seit vielen Jahren über die Marketing- und Medien-Branche. Die freie Journalistin beschäftigt sich am liebsten mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung und am allerliebsten mit der Schnittstelle dieser beiden Bereiche. Für die W&V ist sie regelmäßig als Nachrichtenchefin tätig und betreut den Green CMO Award sowie den Deutschen Mediapreis betreut. Sie gilt als Expertin zum Thema Nachhaltigkeitsmarketing und ist Co-Autorin des Buches "Superpower Sustainable Marketing".