ARD will mehr Information im Programm
Vorfahrt für harte Fakten: Die ARD-Intendanten wollen der Information nach den quotenstarken Info-Monaten im Frühjahr mehr Platz im Programm einräumen. Das wirkt sich auch auf andere Genres aus.
Harte Fakten haben Vorrang: Mit Blick auf die Einschaltquoten während der Katastrophe in Japan und anlässlich der Umwälzungen im Nahen Osten will die ARD der Information noch mehr Sendeplatz einräumen – und dafür das Regelprogramm auch einmal zur Seite schieben. "Damit wird der hohe Informationsanteil im Programm weiter gestärkt. Die Qualität des Gemeinschaftsprogramms ist ein genauso wichtiges Erfolgskriterium wie quantitativer Erfolg", sagt die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel nach der Intendantensitzung in Würzburg – und betont mit Blick auf eine nicht näher benannte aktuelle Jugendstudie, dass das Erste gerade mit Information bei den Zwölf- bis 29-Jährigen punkten kann.
Auch in den täglichen und wöchentlichen Magazinen solle künftig noch stärker auf aktuelle Ereignisse eingegangen werden, heißt es. Dem soll sich auch das neue Programmschema unterordnen, das mit Günther Jauchs Rückkehr in die ARD ab Spätsommer greift. So sieht es im Detail aus: Ab 31. August wird "Anne Will" ihre Gäste immer mittwochs um 22.45 Uhr im Anschluss an die "Tagesthemen" empfangen. Am Montag um 21.00 Uhr diskutiert ab 5. September Moderator Frank Plasberg mit seinen Gästen in seiner 75-minütigen Live-Sendung "hart aber fair". Dokumentationen bekommen montags nach den "Tagesthemen" einen neuen Sendeplatz.
Die politischen Magazine "Report" aus Mainz und München sowie "Fakt" rücken von Montag auf Dienstag nach dem Seriendoppelpack. "Menschen bei Maischberger" wird weiterhin dienstags um 22.45 Uhr ausgestrahlt. Nach dem Fernsehfilm am Mittwoch liefert zukünftig das Wirtschaftsmagazin "Plusminus" wöchentlich um 21.45 Uhr seine Verbraucherinformationen. "Beckmann" präsentiert am Donnerstag nach den "Tagesthemen" Prominente und andere Gäste, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Am 11. September um 21.45 Uhr geht Günther Jauch nach dem Sonntagskrimi mit seiner neuen Diskussionssendung an den Start.
Programmdirektor Volker Herres fasst es so zusammen: " Die politischen Magazine haben am Dienstag einen erstklassigen neuen Sendeplatz. Dokumentationen und Features büßen hinsichtlich ihrer Schlagzahl nichts ein und werden stärker profiliert. 'Anne Will' erhält 15 Minuten mehr Sendezeit, 'Plusminus' kann die Verbraucher fünf Minuten länger informieren und mit 'Günther Jauch' haben wir eine neue Diskussionssendung im Angebot. Und nicht zuletzt erhalten 'Tagesthemen' und 'Nachtmagazin' zuverlässigere Startzeiten."
Bis zum Herbst will die ARD dem neuen Info-Anspruch im Sommerprogramm mit zahlreichen Dokus und Reportagen gerecht werden. Ab 11. Juli zeigt das Erste unter anderem jeweils montags, 21.00 Uhr die vierteilige Dokumentation "Die großen Volkskrankheiten" vom WDR. Am 27. Juli um 21.45 Uhr beginnt die IV. Staffel der Mittwochsreihe "Deutschland, deine Künstler" mit Porträts von Künstlern wie Senta Berger oder Jan Josef Liefers. Am 3. August startet zudem die Sommerstaffel von "ARD-exclusiv" mit fünf Reportagen und dem Anspruch, " investigativ, bestens recherchiert und hintergründig" zu sein. Sie stammen aus den Redaktionen der politischen Magazine in der ARD.
Ein Novum zeigt die ARD im Bereich des fiktionalen Programms am 29. August ab 20.15 Uhr: "Dreileben" (BR/ARD Degeto/WDR) - drei Filme für das Fernsehen, für die ARD produziert, von drei Regisseuren an einem Montagabend. Im Mittelpunkt der Trilogie stehen drei Geschichten von Menschen, deren Linien sich in einem Ort namens Dreileben berühren, überlagern, schneiden, gelegentlich, scheinbar zufällig, ineinander greifen und doch ganz verschieden und eigenständig sind. "Homevideo" am 19. Oktober um 20.15 Uhr ist der erste fiktionale Fernsehfilm, der über Cybermobbing erzählt – und der die Brücke zum bereich Information schlägt: Dieses wichtige Thema wird auch "Anne Will" am selben Abend im Ersten diskutieren.
Auch über eine wichtige "Info"-Personalie haben die ARD-Granden in Franken entschieden. Ulrich Deppendorf bleibt weiter an der Spitze des ARD-Hauptstadtstudios. Der Vertrag des 61-jährigen Studioleiters und Chefredakteurs ist bis 31. Mai 2015 verlängert worden.