Japans Atom-GAU bringt deutsche Medien zum Handeln
Korrespondenten-Exodus, Titelseiten, Sondersendungen. Die nukleare Katastrophe in Deutschland prägt die deutschen Medien immer mehr.
Der letzte ARD-Korrespondent verlässt aus Sorge um die nukleare Bedrohung nun auch noch Tokio: Robert Hetkämper und die letzten drei verbliebenen Mitarbeiter des vom NDR betriebenen ARD-Fernsehstudios Tokio haben am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) die japanische Hauptstadt in Richtung Osaka verlassen. Andreas Cichowicz, NDR Chefredakteur Fernsehen: " Wenn es allein nach ihm gegangen wäre, dann wäre er wohl noch in Tokio geblieben. Aber die Sicherheit unserer Mitarbeiter geht vor." Die potenzielle Bedrohungslage durch das teilweise zerstörte Atomkraftwerk Fukushima habe sich so entwickelt, dass ein Verbleiben der Mitarbeiter in Tokio nicht mehr vernünftig wäre.
Auch Fernsehkorrespondentin Ariane Reimers, die in den vergangenen Tagen von der Lage nach dem Tsunami und dem Erdbeben im Norden der Hauptinsel Honshu berichtet hat, ist inzwischen mit ihrem Team über Sapporo nach Osaka per Flugzeug unterwegs. Zu dieser Vorsichtsmaßnahme habe sich der NDR entschlossen, weil die Verkehrsanbindungen in den Norden Japans zusammenbrechen könnten, heißt es. "Wir werden unsere intensive Berichterstattung aus Japan jetzt von Osaka aus fortsetzen und dafür auch die technischen Voraussetzungen schaffen", so Andreas Cichowicz. Hilfe bekommt der NDR dabei vom WDR, der eine Satelliteneinheit mit drei Technikern nach Osaka geschickt hat.
Unterdessen stellen die Medien in Deutschland die Krise in Japan immer mehr in den Mittelpunkt. Nachdem das Nachrichtenmagazin "Focus" die Nuklear-Katastrophe nurmehr über ein Update am Mittwoch thematisiert hat, reagiert das Schwesterblatt "Focus-Money" vorsorglich. Auf Grund der Japan-Katastrophe zieht das Wirtschafts- und Finanzmagazin seine nächste Ausgabe vor und bringt Heft Nummer 13 mit dem Titelthema "Der Crash – was nun?" bereits am Samstag, den 19. März, an den Kiosk und in den Bahnhofsbuchhandel - regulärer Erstverkaufstag wäre der 23. März gewesen. Auch die Abonnenten erhalten die Ausgabe bereits am Samstag. In einer monothematischen Spezialausgabe analysiert die Redaktion um Chefredakteur Frank Pöpsel die Folgen für Wirtschaft und Börse. Ziel sei es, dem Leser beides zu bieten: Aktualität und Nutzwert, so Burda am Donnerstag in einer Mitteilung.
Die Medien setzen indes auf alternative Themen, die in der Bevölkerung aufgrund der Debatte über den Atomausstieg immer mehr aufflammen. So platziert unter anderem der öffentlich-rechtliche Sender 3sat am kommenden Montag, 21. März, in der Wissenschafts-Doku-Reihe "hitec" das Thema "Strom, der aus der Wüste kommt". Es geht um das technische, wirtschaftliche und politische Potenzial von Sonnenenergie aus der Sahara und die Frage, ob das der Weg ist, um Kernenergie verzichtbar zu machen. 3sat zeigt die Erstausstrahlung ab 21.30 Uhr.