Auch wenn die ARD das neue Konzept in der Ankündigung vom Donnerstag beschwört und Naidoo als "Ausnahmekünstler" mit großem gesellschaftlichen Engagement präsentiert: Die Wahl wird massiv kritisiert. Xavier Naidoo gilt vielen als fremden- und schwulenfeindlich, er wird mit Auftritten vor Rechtsradikalen in Verbindung gebracht. Dumm nur: Bei Schwulen und Lesben hat der ESC traditionell eine große Fangemeinde. Eingeschworene ESC-Fans und ARD-Kritiker empören sich umgehend via Twitter, die Satire kommt dabei aus den eigenen Reihen:

Update: Inzwischen hat der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) die Teilnahme von Naidoo am ESC als ”äußerst kritisch“ eingestuft. ”Deutschland steht für eine pluralistische Gemeinschaft“, sagte LSVD-Bundesvorstand Tobias Zimmermann der "dpa". ”Dann jemanden dorthin zu schicken, der Deutschland als Kolonie der USA bezeichnet, ist sehr schwer nachzuvollziehen." 

Der Mannheimer hatte 2014 in Berlin bei einer Demonstration der so genannten Reichsbürger gesprochen und behauptet, es gebe geheime Vereinbarungen, wonach die USA die Bundesrepublik überwachen dürften.
Der Lesben- und Schwulenverband hatte 2012 zudem Anzeige wegen eines Liedes von Naidoo und dem Rapper Kool Savas erstattet, weil das Stück aus Sicht des Verbands schwulenfeindlich war. Über Naidoos ESC-Teilnahme sei man ”mehr als unglücklich“, so der LSVD.
Die Popakademie Baden-Württemberg hat den Auftritt von Naidoo beim ESC hingegen als "erste Wahl" unter künstlerischen Gesichtspunkten bewertet.

Wer sich dennoch für das neue Konzept des ESC begeistern mag und kann, der findet auf der Eurovision-Seite Interviews mit Xavier Naidoo und mit Thomas Schreiber, ARD-Unterhaltungskoordinator.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.