Nach der Krise:
ADAC startet die "Motorwelt" neu
Der Relaunch der ADAC-Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" soll Anfang 2016 Glaubwürdigkeit und Anzeigenkunden zurückbringen.
Keine Samstagabend-Show hat eine so hohe Reichweite wie die Mitgliederzeitschrift des ADAC, die "Motorwelt". Sie liegt laut Media Analyse bei über 15 Millionen Nutzern. Dennoch sah sich der Automobilclub nach einer großen Umfrage gezwungen, an dem Titel mit der Millionenauflage zu feilen. Hatte der ADAC noch vor dem großen Skandal um die manipulierten Ergebnisse zum Gelben Engel noch 85 Prozent eine hohe Glaubwürdigkeit, stürzten der Wert danach auf desaströse 25 Prozent ab. Inzwischen hat sich der Club wieder auf 46 Prozent berappelt. Es ist dennoch Zeit, zu handeln, denn die Werbekunden, die sich vorher schon schleichend zurückgezogen hatten, sahen das Heft endgültig nicht mehr als ideales Werbeumfeld.
ADAC-Geschäftsführer Alexander Möller plädierte daher für einen kompletten Neustart. Dafür hat er Martin Kunz, den ehemaligen Direktor der Akademie der Bayerischen Presse, ins Haus geholt. Der "Motorwelt"-Chefredakteur stellt in der aktuellen Printausgabe der W&V (EVT: 26.10.) seine Pläne vor, die ab kommenden Februar umgesetzt werden. Dann präsentiert sich der Titel im neuen Look. Zum Komplett-Tuning der Zeitschrift, die eine Auflage von 13,7 Millionen Stück vorweisen kann, gehört eine deutlich lifestyligere Anmutung. Hier erkennt man auch die Handschrift der Münchner Agentur Storyboard von Markus Schönmann, die unter anderem das Jaguar-Kundenmagazin betreut.
Kunz setzt den inhaltlichen Schwerpunkt auf Technikthemen, die aber nicht nüchtern erzählt werden, sondern unterhaltsam – im Stil eines Wissensmagazins wie Galileo. Ebenfalls neu im Blatt sind Regionalthemen. Auf vier bis sechs Seiten können die Mitglieder nun erfahren, was in ihrer Umgebung passiert. Im Umfeld der Beiträge wird ab sofort regionalisierte Werbung angeboten. Autobauer hätten Interesse signalisiert, Vertragshändler in absatzschwächeren Regionen bewerben zu wollen, wie Geschäftsführer Möller betont. Auch auf nationaler Ebene soll das Anzeigengeschäft angetrieben werden. Möller hat dafür einen Deal mit Burdas Vermarkter BCN abgeschlossen. Damit der Verkauf von Imageanzeigen ins Rollen kommt, trennt sich Geschäftsführer des ADAC-Verlags Carsten Hübner von den kleinteiligen Textanzeigen.
Damit es beim großen Club an der Münchner Hansastraße nie mehr zu Mauscheleien kommt, wurde eine Compliance-Abteilung eingerichtet, die auch über das Magazin wacht. Möller hat dem Blatt Regeln auferlegt, die "vermutlich strenger sind als bei den meisten großen Qualitätsmedien".
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