
Stiftung Warentest :
ADAC ködert minderjährige Fahrschüler
Der ADAC schickt Mittelsmänner in Fahrschulen, um junge Mitglieder anzuwerben. Rechtlich sauber ist das selten, fand Stiftung Warentest heraus.

Foto: ADAC
Mit fragwürdigen Methoden wirbt der ADAC Fahrschüler an. Das hat die Stiftung Warentest durch eine investigative Recherche herausgefunden. Demnach engagiert der Automobilclub Agenturen, die im Auftrag des ADAC junge Mitglieder im Fahrschulunterricht ködern sollen. Die Verbraucherorganisation kritisiert das Vorgehen und verweist darauf, dass oftmals Minderjährige ohne Beisein der Eltern zur Unterschrift von Mitgliedsanträgen verleitet werden.
Es ist nicht lange her, dass die Verbraucherzentrale Hamburg den ADAC für die Anwerbung von Minderjährigen abmahnte. Damals geriet der ADAC in die Negativschlagzeilen, weil er Unter-18-Jährige mit nebulösen Briefen und Formulierungen Mitgliedschaften unterjubelte. Wie nun die Stiftung Warentest berichtet, haben die "gelben Engel" wenig dazugelernt.
ADAC: Mitgliedschaft für Minderjährige "ausschließlich vorteilhaft"
Um junge Klubmitglieder anzuwerben, kooperiert der ADAC mit Fahrschulen. Die Autorin schildert, wie entweder eine komplette Fahrschulstunde von einem Mittelsmann des ADAC übernommen wird oder "Infoveranstaltungen" vor oder im Anschluss an den Unterricht abgehalten werden. Neben kostenlosen Warnwesten erhalten die Schüler auch gelbe Kugelschreiber und einen ADAC-Mitgliedsantrag. Für jede Unterschrift wird der kooperationsbereite Fahrlehrer mit einer Provisionszahlung belohnt.
Problematisch an dieser Vertriebsvariante sei zweierlei, betont die Verbraucherorganisation. Zum einen darf in einer Fahrschule nur der Fahrlehrer unterrichten. Zum anderen müssen die Eltern in der Regel vorher einwilligen oder anschließend zustimmen, wenn Minderjährige einen Vertrag schließen.
Bei Letzterem nutzt der ADAC jedoch ein juristisches Schlupfloch. So müssen Eltern nicht zustimmen, wenn das Rechtsgeschäft für Minderjährige ausschließlich vorteilhaft ist. Durch die beitragsfreie Mitgliedschaft im ersten Jahr sei dies gegeben, argumentiert der Autoclub. Bundesweit kommen so pro Jahr etwa 100 000 "Young Generation"-Anmeldungen zustande.