Und was denkt die kreative Frau, wenn sie heute RTL II guckt? Martina Hausel, Co-Founder, Creative Director und zuständig für den Kreativpart der Münchner Kommunikationsagentur Element C, erinnert erst einmal daran, dass das Logo von RTL II schon in der Vergangenheit einige Facelifts erhalten habe. Das aktuelle Redesign sei insgesamt "um einiges plakativer und schafft einen sehr viel besseren Wiedererkennungswert", lobt die 42-Jährige. Durch den neuen On-Air-Look trete der Sender um einiges sortierter auf, für Hausel quasi eine "visuelle Entrümpelung, die dem Auge des Zuschauers ausgesprochen gut tut". Zuvor erschien ihr das Senderdesign zu überladen.

Das Flat-Design an sich sei zwar nicht "ungesehen", entspreche aber dem aktuellem Zeitgeist und sei für RTL II "ein konsequenter Schritt", betont Martina Hausel. Die angeschnittene Typo und die Überlappung der Animationen machten allerdings das Lesen der Programminfos "extrem schwer". Ihr sticht der Knalleffekt der jetzt verwendeten Farben wie Orange, Violett oder Neongelb negativ ins Auge - weil die gestalterische Umsetzung mit dem Fokus auf den schweren schwarzen Hintergrund am Claim "It’s fun." vorbeigehe.

Ähnlich urteilt Norbert Möller, Executive Creative Director bei der Designagentur Peter Schmidt Group. Der 50-Jährige, nach eigenen Aussage ein "Fast-Fernsehverweigerer", verantwortet das Corporate Design am Standort Hamburg. Möller stimmt zu, dass das alte RTL-II-3D-Design "nicht mehr zeitgemäß war und deshalb zu Recht in Frage gestellt wurde".

Ähnlich wie Martina Hausel fehlt ihm der Bezug zwischen der Positionierung "It’s fun.", die für Leichtigkeit, Freude, Spaß und alles Positive im Leben stehen soll, und dem neuen reduzierten On-Air-Design. "Was jetzt, Spaß oder Wesentlichkeit?", meint Möller mit Blick auf den Spagat, den RTL II und die Münchner Agentur Mehappy mit dem Redesign stemmen wollen.

Möller findet eine "flache" Groteskschrift zwar zeitgemäß. Sie wird aber durch bunte Farben "nicht spaßig". Überhaupt erinnert der Kreative aus der Peter Schmidt Group das Team in München an einen Grundsatz seiner Arbeit: "Das Design etwas gründlicher entwickeln! Dann muss man auch nicht alle vier Jahre solche radikale Änderungen machen."

Auffallend ist: RTL II scheint mit dem neuen Design doch den Nerv seiner Zielgruppe zu treffen. Im Schnitt sind die Zuschauer des Programms Anfang 40, und auch die Kreativen in dieser Altersgruppe fühlen sich offenbar eher vom Rebrush angesprochen.

ps/bb


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.