
101 Piraten gegen das "Handelsblatt"
Das "Handelsblatt" hat mit seiner Aktion "Mein Kopf gehört mir!" die Diskussion um das Urheberrecht weiter angeheizt. Jetzt gibt es eine offizielle Antwort der Piraten. Parteimitglied Media-Profi Jörg Blumtritt hatte sich seinen Ärger schon vorher von der Seele gebloggt.
Das "Handelsblatt" hat mit seiner Aktion "Mein Kopf gehört mir!" die Diskussion um das Urheberrecht weiter angeheizt – eindeutig ein Hieb in Richtung Piratenpartei, die ein alternatives Urheberrecht anstrebt. Inzwischen gibt es eine Antwort der Piraten.
In der Osterausgabe des "Handelsblatts" haben sich 100 Schriftsteller, Medienmanager, Unternehmer und Kreative zu Wort gemeldet und ihre Argumente für ein strenges Urheberrecht dargelegt. Unter den Befürwortern sind – kaum überraschend – die Vorstände großer deutschen Medienhäuser, etwa Philipp Welte, Vorstand Hubert Burda Media, Bernd Buchholz, Vorstand Gruner + Jahr oder Conrad Albert, Vorstand ProSiebenSat.1, aber auch Werber wie Detmar Karpinski, Geschäftsführer der Agentur KNSK, und Lothar Leonhard, Chairman Ogilvy & Mather. Sie alle setzen sich für ein starkes Urheberrecht ein und wenden sich gegen die Forderungen der Piratenpartei nach einer Lockerung.
Die kritisierte Piratenpartei antwortet mit Statements ihrer Mitglieder und setzt zumindest Zahlenmäßig auf die 100 des "Handelsblatts" noch eins drauf: Unter dem Titel "101 Piraten für ein neues Urheberrecht" hat sie die Argumente ihrer Freibeuter aufgelistet. Die Partei-Mitglieder stehen den Kreativen zwar den Wert ihrer Arbeit zu, wenden sich aber vor allem gegen die Verwertungsgesellschaften. Einer der Piraten, die zwar nicht in der Liste der 101 auftauchen, sich aber dennoch zu Wort melden, ist Jörg Blumtritt. Der Vorsitzende der AG Social Media bloggte sich als Privatmann schon am Wochenende den Ärger von der Seele und outete sich als Parteimitglied. Schon der Titel der "Handelsblatt"-Aktion brachte Blumtritt in Rage: "Mein Kopf gehört mir" beziehe sich auf die Kampagne "Mein Bauch gehört mir" und sei darum "ein ekelergegendes Spiel, mit dem die Not und die ethischen Konflikte von Frauen vor einer Abtreibung ins Lächerliche gezogen werden". Auch mit der Medienbranche geht er hart ins Gericht: "Kaum ein Medienunternehmer in Deutschland war in der Lage, aus den großartigen Möglichkeiten des Internet etwas anderes zu machen, als Werbefläche für Display-Adds, deren Wert selten über Bruchteile von Cents liegt".