Peter Breuer:
10 ultimative Tipps für bessere Listen
Ohne Listen, neudeutsch "Listicals", geht im Netz nichts mehr. W&V-Blogger Peter Breuer hat 10 nicht ganz ernst ernst gemeinte Tipps, wie Ihre Listen noch listiger werden. Hier ist die Mutti aller Listicals:
Ohne Listen, neudeutsch "Listicals", geht im Netz nichts mehr. W&V-Blogger Peter Breuer* hat 10 Tipps, wie Ihre Listen noch listiger werden - weil er weiß, warum sie gern gemacht und gelesen werden. Hier ist das ultimative Listen-Listical.
1_Zahl schlägt Inhalt
Es ist unübersehbar: Texte, die im Netz populär werden wollen, müssen in Listenform abgefasst werden. Handelt es sich um Regeln, die man aufstellt, sollte man überlegen, dem Inhalt eine gewisse Schwere durch das Wort "Manifest" zu verleihen.
Die Zahlen vor dem Textabschnitt sind der Beleg, dass hier nicht nur jemand ein Argument variiert, sondern vor Ideen sprudelt. Einen guten Gedanken von verschiedenen Seiten beleuchten und möglicherweise zu einem überraschenden Schluss kommen? You lost me at "einen".
Sollte sich der Text kritisch mit dem Thema Listen auseinandersetzen: Dennoch unbedingt eine Liste daraus machen. Irgendeiner wird sich schon finden, der es reflexartig mit "Das ist aber herrlich meta" kommentiert.
2_Man muss sich nur bücken!
Das Netz ist voller guter Ratschläge. Die Spülmaschine reparieren, sein Google-Ranking optimieren oder ein Tännchen mit Ölfarbe und einem Fächerpinsel malen. Und das sind nur die handgreiflichen Tipps – im Bereich der eher allgemeinen Ratschläge wird es noch deutlich bunter. Man muss das gute Zeug nur auflesen. Es ist ein Quell der Freude, bereits beim Sammeln. Wer bei den Antworten von Gutefrage.net nicht lacht, wird auch sonst nicht viel Spaß am Leben haben.
3_Besser geht immer.
Wir leben im Zeitalter der Selbstoptimierung, und das ist nur das freundliche Wort für Narzissmus. Jeder möchte schlanker, schöner, schneller und schlauer sein. (Note to self: Den Stabreim sollte ich hier nicht verfeuern, ich könnte daraus die 4-S-Regel machen.) Unter den 20 aktuellen Sachbuch-Bestsellern sind zuverlässig mindestens sechs Ratgeberbände, und ohne den aktuellen Spitzentitel veralbern zu wollen: Selbst unser Darm kann noch besser werden.
An den Schluss eines aufwendigen Programms zur Selbstoptimierung gehört allerdings immer der muntere Ausruf: "Einfach machen!"
4_Mit starken Bildern arbeiten
Der Anspruch aller Aussagen muss sein: Es muss auch als Wandtattoo funktionieren. Schließlich ist positive Verstärkung unglaublich wichtig. Ich kannte mal einen überaus untalentierten Mann, der auf seinem Badezimmerspiegel den Satz "Ich kann und ich will" kleben hatte, was mich damals sehr amüsierte. Er ist immer noch untalentiert, aber wesentlich erfolgreicher als ich.
Was immer gut geht, sind Variationen von "Sei ganz Du selbst". Damit holt man die Menschen ab, wo sie stehen. (Diesen Satz sollte man sich unbedingt auch merken, er ist ein sprachlicher Leatherman, der universell einsetzbar ist.)
5_Die Über-Überschrift
"So wird aus Ihrer Marke eine Story!" ist schon ganz gut. Aber "Zehn Tipps, die ihre Marke erotisch machen" ist natürlich noch besser. Ihre Liste macht aus Banalitäten wertvolles Geheimwissen und da darf man nicht kleckern. Tatsachen müssen zu Beweisen werden, Zeitpunkte zu aufregenden Momenten. Wer würde schon zehn relativ ähnliche Hühnersuppen-Rezepte lesen, wenn es auch "Die 10 magischen Hühnersuppen der Inkas" gibt?
6_Mit großen Namen würzen
Ihre Liste braucht Namen. Ihr eigener Name ist zwar top, keine Frage, aber jeder will von den ganz Großen lernen. Flechten Sie Jeff Bezos ein. Eine launige Anekdote aus dem Leben von Mark Zuckerberg, der schließlich auch nicht als Milliardär geboren wurde. Und wenn gar nichts mehr geht: Apple. Apple geht immer, und wäre jeder motivierende Satz, der Steve Jobs zugeschrieben wird, wirklich von ihm, er hätte 120 Jahre alt werden müssen, um all das auszusprechen.
7_ Sieben Punkte sind zu wenig
Es müssen zehn Punkte sein. Seriöse Listen haben mindestens zehn Punkte, sonst könnte man ja auch eine Notiz schreiben. Zwing dich, kämpfe, sieben Punkte hast du schon abgearbeitet, du bist verdammt gut!
8_Geheimtipp: Nichts tun als Chance
Fordern Sie Ihre Leser auf, einfach nichts zu tun, Dinge kommen zu lassen und sich treiben zu lassen. Untermauern Sie das mit dem Beispiel von Charles Nelson Goodyear, der über Jahre erfolglos experimentierte, bis ihm beim Kaffeekochen ein Kautschuk-Schwefelgemisch auf die Herdplatte plumpste und er so aus Versehen das Hartgummi erfand.
So arbeiten Generationen von Therapeuten. Nebenbei bemerkt: Wer seinem Patienten sagt, er müsse sein Leben mit radikalen Schnitten verändern und hart an sich arbeiten, ist deutlich unbeliebter als der, der stets freundlich sagt: "Tu doch mal was für dich! Ein schönes Schaumbad, ein Einkaufsbummel – das wirkt Wunder!"
9_Scheitern als Chance!
Das laut ausgesprochene Lob des Scheiterns ist die Rückversicherung für Ihre Liste. Damit sichern Sie sich final ab, weil Sie wissen, dass im Leben ohnehin immer alles anders kommt. Das ist ein guter Zeitpunkt, um darauf hinzuweisen, dass sich bei Durchzug zwar eine Tür schließt, aber meistens eine andere öffnet.
Ein anderer gern angewandter Trick ist es, die Ratschläge so weit ins Hypothetische zu verlagern, bis ihr Wirkungsgrad nicht mehr nachprüfbar ist: Natürlich wird man deutlich entspannter, wenn man seine Mails nicht mehr liest. Man hat dann halt nur meistens keinen Beruf mehr.
10_Immer schön Kind bleiben.
Ganz wichtig: Das Internet ist der kindischste Ort der Welt. Viele wie Yoda sprechen. Erwachsene Menschen zeigen das Spielzeug auf ihrem Schreibtisch, sehen in jedem Wasserhahn ein Gesicht und bei deutlichen Anzeichen von Regression wird der Legopäde konsultiert. Empfehlen Sie Kickern zum Stressabbau und die Anlage F der Einkommenssteuererklärung lässt sich mit drei Griffen zum Hut falten.
* Peter Breuer nennt sich einfach nur "Werbetexter" - eine Berufsbezeichnung, die auf Creative Junior Copywriter Evangelists wie eine Eisdiele aus der Adenauer-Zeit wirkt. Er schreibt und konzipiert für Kunden aus zahlreichen Branchen und gilt als einer der besten Texter Hamburgs. Wer daran zweifelt, kennt seine Facebook-Seite und seine Tweets nicht.