"taz" verpixelt Werbung in Sport-Bildern: Ausstieg aus der Verwertungskette oder blinder Aktionismus?
Die "taz" verpixelt für zwei Wochen lang die Werbung in den Sport-Bildern. Wie die Zeitung das erste Bundesliga-Wochenende überstanden hat und was die Sponsorenbranche dazu sagt, hat W&V Online nachgefragt.
Die "taz" verpixelt für zwei Wochen lang die Werbung in den Sport-Bildern. Angekündigt hat die Aktion der "taz"-Sport-Redakteur Markus Völker im "taz"-Hausblog. Die Kommentare dort zeigen, dass die Aktion auf geteiltes Echo stößt. "An unserer Aktion scheiden sich offenbar die Geister: Entweder man findet sie gut oder total daneben", so Völker gegenüber W&V Online. Nach dem ersten Bundesliga-Wochenende zieht Völker eine positive Bilanz. Sonderschichten habe es in der "taz"-Layout-Abteilung deswegen nicht gegeben. "Der zusätzliche Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen". Spannender sei dagegen die Frage gewesen, wie die Bildagenturen auf die Verpixelung reagieren. "Dapd hat verlauten lassen, dass sie überhaupt keine Probleme mit der taz-Aktion haben und auf eine konstruktive Diskussion hoffen."
Spannend dürfte die Aktion auch für die Sponsoren sein. Immerhin sorgen die Print-Medien beim Trikot-Sponsoring für 20 Prozent der Reichweite. Überrascht war Völker vor allem von den Reaktionen der Interessenvertretungen der Werbewirtschaft und der Sportsponsoren. "Manche finden es wohl ungeheuerlich, dass eine Zeitung aus der Verwertungskette ausschert und sagt: Wir sind nicht mehr bereit, Eure Werbebotschaft auf Trikots und Werbebanden zu verbreiten. Dazu noch unentgeltlich."
Laut Hartmut Zastrow, Vorstand des Sponsoring-Beraters Sport + Markt ist das Interesse bei den Sponsoren allerdings nur sehr gering. "Die 'taz' ist mit einer verkauften Auflage von über 55.000 Exemplaren (IVW 2/2011) ja nur eine kleinere Zeitung. Es wäre etwas anderes, wenn die Springer-Presse die Bilder verpixeln würde." Für ihn ist die Aktion "typischer taz-Aktionismus, der von einer Unkenntnis des Sportbusiness zeugt". Damit schade die taz höchstens den kleineren Sportarten und ihren Sportlern.
Völker wehrt sich gegen die Kritik, mit der Aktion würde die taz zum Niedergang des Leistungssports in Deutschland beizutragen und fragt stattdessen: "Warum machen sich Medien zum Erfüllungsgehilfen von Vereinen und Sponsoren? Warum erwähnen TV-Moderatoren immer wieder den Sponsor-Stadionnamen? Wer ist da mit wem verbandelt?" Im Übrigen habe die "taz"-Sportredaktion nichts gegen Sportsponsoring. "Das wird auch immer wieder Thema auf unseren Seiten sein, sofern es gesellschaftlich relevant und somit ein journalistisches Thema ist. Etwa, warum jetzt fast jeder Bundesligist auf Solarunternehmen steht."