"Metered Model":
"Welt"-Abomodell: Was macht jetzt die Konkurrenz?
Die "Welt" hat es gewagt und als erste überregionale Tageszeitung ein digitales Abomodell eingeführt. Welche Paid-Content-Pläne hat die Konkurrenz? W&V Online hat bei den "Welt"-Wettbewerbern nachgefragt.
Am vergangenen Mittwoch hat der Axel Springer Verlag für Welt.de eine Bezahlschranke hochgezogen. Das Abomodell, wie es Vorstandschef Mathias Döpfner lieber nennt, um negative Konnotationen mit Schlagbäumen zu vermeiden, folgt dem Beispiel der "New York Times". Unter den überregionalen Tageszeitungen ist die "Welt" die erste, die den Schritt zum kostenpflichtigen Online-Auftritt wagt. Wie andere deutsche Verlage nach Springers Vorpreschen zu dem Thema stehen, W&V Online hat nachgefragt:
Dass Paid Content einmal "die tragende Erlössäule" sein könnte, kann man sich bei "Focus Online" nicht vorstellen. Allerdings werde auch dort mit verschiedenen Bezahlstrategien experimentiert, heißt es. Auch könne sich der Burda-Titel vorstellen, seine zahlungspflichtigen Angebote auszudehnen. Derzeit bietet der Verlag Fakten-Dossiers aus den Themenbereichen Finanzen, Recht und Medizin zum Preis zwischen 1,25 und 2,25 Euro an. Unterschiedliche Bezahlmodelle würden auch bei der "Süddeutschen Zeitung" getestet, konkrete Pläne gäbe es zurzeit jedoch nicht, so die knappe Stellungnahme von Verlagsseite.
Ausführlicher äußerte sich hingegen Enrique Tarragona, stellvertretender Geschäftsführer von "Zeit Online". Zwar handle es sich bei dem sogenannten "Metered Modell" nicht um eine neue Strategie, neidlos müsse man aber anerkennen, "wie konsequent Springer seine doch erheblichen Ressourcen für die Umsetzung seiner Digital-Strategie nutzt. Wie sich die "Zeit" zukünftig zu Bezahlschranken positioniert: "Natürlich beobachten wir die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen im Markt mit großem Interesse. Aktuell verfolgen wir die Strategie, die zunehmende Reichweite unseres kostenfreien Web-Angebotes zum einen über Anzeigenvermarktung zu monetarisieren, zum anderen sie für die Bewerbung der vielen Produkte und Angebote unseres Hauses zu nutzen. Daneben haben wir in den letzten Monaten unser Angebot an kostenpflichtigen Produkten, wie zum Beispiel die "Zeit"-App, die "Zeit" Kindle-Edition, das E-Paper, aber auch verschiedene E-Books, erfolgreich immer weiter ausgebaut." Insofern habe man keine konkreten Pläne zur Einführung einer wie auch immer gearteten Bezahlschranke, auch wenn ich weder ein "Metered-Modell" noch andere potenzielle Erlösmodelle für die Zukunft kategorisch ausschließen möchte. "Wir werden aber niemandem panisch hinterher laufen, sondern unser Ziel ist es immer, die für unser Angebot und unsere Produkte beste Strategie zu finden und konsequent zu verfolgen," so Tarragona.
Die "FAZ" verweist in ihrer Antwort auf ein Interview, das Geschäftsführer Tobias Trevisan im vergangenen Frühjahr dem Magazin "Wirtschaftsjournalist" gegeben hat. Dort heißt es, für die "FAZ" seien Bezahlinhalte "Teil einer Qualitätsstrategie". Es gäbe noch keinen Zeitplan, jedoch beschäftige man sich intensiv mit dem Thema. Den Schritt zu einer Bezahlpflicht werde man möglichst bald machen, so Trevisan weiter. Das "Metered Modell" erachtet er als "sinnvoll, um einen Übergang zu schaffen", Werbeerlöse könnten auf die Art gehalten werden. "Langfristig wird man sich zwischen Reichweitenmodell und Qualitätspositionierung entscheiden müssen."
Beim "Spiegel" hingegen wurde eine Bezahlschranke für den Online-Auftritt bisher immer abgelehnt - aber nicht Paid Content generell. Der Verlag denke über andere Modelle nach, wie "Inhalte gegen Bezahlung stärker im Internet stattfinden können, oder auch darüber, wie der Zutritt zu "Spiegel online" frei bleiben kann und gleichzeitig besonders werthaltige Inhalte kostenpflichtig werden. Die Herausforderung für die kommenden Monate liege darin, "die beiden Welten Print und Online zukünftig zusammenzuführen"; erste Schritte der Zusammenarbeit der beiden Bereiche seien in den Redaktionen bereits angekündig worden, so heißt es.