
E-Sport: Fortnite-WM in der ARD:
"Sportschau"-Moderatorin Julia Scharf wehrt sich gegen Kritik
Für Ärger im Social Web sorgte eine Moderation von Julia Scharf in der "Sportschau": Sie hatte in der Berichterstattung zur Fortnite-WM ein gaming-kritisches Zitat gebracht.
Mit einer kritischen Anmerkung zum Videospiel Fortnite hat "Sportschau"-Moderatorin Julia Scharf viel Empörung ausgelöst - und sich später auf Twitter gerechtfertigt. "Kinder, die Tag und Nacht vor dem PC sitzen und sich selbst nicht mehr die Schuhe zubinden können. Jetzt können Sie selbst entscheiden, ob das Sport ist oder nicht", hatte die 38-Jährige am Sonntag in einem "Sportschau"-Beitrag im Ersten über Fortnite-Spieler gesagt.
Auf Nachfrage von Bild sagte Scharf: "Ich habe den Satz eines Psychologen zitiert, der spielsüchtige Kinder auf seiner Station behandelt und dementsprechend Erfahrung mit dem Phänomen hat. Seine Aussagen waren auch im Beitrag zu hören." Beim Fortnite World Cup in New York kämpften am Wochenende knapp 200 junge Menschen beim Online-Überlebens-Spiel um Preisgelder von insgesamt 30 Millionen Dollar, viele von ihnen sind minderjährig.
Auf Twitter reagierten viele Zuschauer empört auf Scharfs Zitat - sie stießen sich an der negativen Bewertung des E-Sport-Events in der ARD-Sendung und bezeichneten Scharfs Aussage als "populistisch" und "naiv". Es gab aber auch Zuspruch für Scharf. Sogar Prinz Harry hat sie auf ihrer Seite.
Julia Scharf reagierte auf Twitter mit zwei Video-Statements (iben und hier) und sagte: "Ich habe am Ende einen Satz zitiert, den ein Psychologe in diesem Beitrag so gesagt hat." Als Journalistin habe sie infrage stellen wollen, ob man das Fortnite-Spiel, in dem geschossen und getötet wird, tatsächlich als Sport bezeichnen könne. Sie habe nicht die Leistungen der Teilnehmer schmälern wollen.
Beim E-Sport Fortnite sammeln 100 Spieler gleichzeitig Ausrüstung, Waffen und Rohstoffe. Die Rohstoffe nutzen die Spieler zum Bauen von Strukturen, die sie vor Angriffen schützen. Der spielbare Bereich wird im Spielverlauf immer kleiner. Wer am Ende überlebt, hat die Runde gewonnen.
Beim World Cup wurde über sechs Runden gespielt, die Wettkämpfer erhalten Punkte nach Platzierung und erzielten Abschüssen. Es gab ein Solo- und ein Doppel-Turnier.
Solo-Champion wurde der 16 Jahre alte US-Amerikaner Kyle "Bugha" Giesdorf, der nun ein Preisgeld von 3 Millionen Dollar bekommt.
Spieleentwickler Epic Games versprach in einer Mitteilung das "größte Turnier aller Zeiten", von den ursprünglich "40 Millionen teilnehmenden Spielern" wurden in New York die "Duo- und Solo-Champions gekrönt". Am letzten Tag der Veranstaltung am Sonntag schauten allein über Youtube über 9 Millionen Gamer aus aller Welt live den Matches zu.
Das Spiel habe 250 Millionen registrierte Nutzer, sagte Epic-Games-Chef Tim Sweeney im Interview des Blog-Netzwerkes "Engadget". Gerade für Jugendliche wird Fortnite deshalb auch immer mehr zu einem sozialen Netzwerk, in dem sie gemeinsam spielen und miteinander sprechen können.
Den Analysten von Nielsen Super Data zufolge verdiente die Firma allein im Mai 2019 203 Millionen Dollar mit dem Spiel. Der Gesamtverdienst im vergangenen Jahr lag bei geschätzt 2,4 Milliarden Dollar. Das Geld verdient Epic Games vor allem mit In-Game-Käufen.
Inzwischen haben auch Sponsoren und Sender das Potenzial von Computerspielen beziehungsweise E-Sport erkannt; Gillette kooperiert mit der Gaming-Plattform Twitch, Unternehmen wie Wüstenrot, Mercedes-Benz, McDonald's und Mastercard investieren, ProSiebenSat.1 ist mit 7 Sports im Segment aktiv, Sport 1 hat einen Abosender dafür. (sh/dpa)