AS&S Radio:
"Radio bekommt es als einzige Gattung hin, sich selbst ein Bein zu stellen"
Ab 2017 wird es eng für Radio. Dann greift in Nordrhein-Westfalen die Werbelimitierung. AS&S Radio sucht nach Auswegen. W&V sprach mit Geschäftsführer Oliver Adrian und Harald Gehrung, Chef bei FFN und Energy Bremen.
Ab 2017 wird es eng für Radio. Dann greift in Nordrhein-Westfalen die Werbelimitierung. Das trifft den WDR hart. Die öffentlich-rechtliche Werbezeit wird auf 75 Minuten begrenzt, 2019 sollen gar nur noch 60 Minuten auf einer Welle erlaubt sein. Damit fehlen dem öffentlich-rechtlichen Vermarkter AS&S Radio wichtige Reichweiten in seiner Deutschland-Kombi. Ein Grund für die Radio-Kunden zu den digitalen Mitbewerbern abzuwandern. Der neue Mandant Radio FFN und Energy Bremen soll die Lücke im AS&S-Radio-Portfolio schließen.
Radio FFN und Energy Bremen wechseln zum Jahresanfang vom privaten Vermarkter RMS zur AS&S Radio. Die Sender - obwohl Gründungsmitglied der RMS - fühlten sich bei dem Hamburger Vermarkter schon seit 2010 als Einzelsender nicht mehr zufriedenstellend vermarktet. "Wenn die Umsätze zweistellig wegbrechen, kann ich nicht zuschauen", sagt FFN- und Energy Bremen-Geschäftsführer Harald Gehrung mit Verweis auf die wirtschaftliche Situation der RMS Anfang 2015. In der Deutschland-Kombi der AS&S spielten sie nun nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ eine Rolle - wie auch ein Blick in die Planungsdaten zeigt.
Für die AS&S Radio ein wichtiger Mandantenwechsel, schließlich können so ab 2017 die Reichweitenverluste durch den Wegfall von WDR 4 kompensiert werden. Vorerst. Ab 2019, wenn die Werbelimitierung noch strenger greift, könnten dann bestimmte nationale Kampagnen in NRW nicht mehr bedient werden, so Oliver Adrian, Geschäftsführer AS&S Radio. Schon jetzt würden dort deutlich über 60 Minuten Werbung verkauft. Die Reduzierung sei gattungsbezogen fahrlässig, sagt Adrian. Die Kunden würden zu anderen Medien abwandern. Und das sei zum Nachteil auch der privaten Radioanbieter.
Tatsächlich muss sich Radio zunehmend gegen die digitale Konkurrenz rüsten. Digital-out-of-Home und Ìnternetriesen wie Google und Facebook graben an den Budgets. Bei Trends wie Programmatic Advertising hinkt Hörfunk hinterher. "Muss es auch nicht, denn Programmatic Advertising ist für das Massenmedium Radio nicht der entscheidende Schlüssel zum Erfolg", sagt Adrian.
Wie sich Radio behaupten will und warum auch Trading der Gattung nix bringt, lesen Sie im Interview mit Oliver Adrian und Harald Gehrung in der aktuellen W&V 45-2016 (7. November).