Mediakraft:
"Komplett scheiße": Youtuber rechnet mit dem Vermarkter ab
Schmutzige Wäsche: Youtuber Simon Unge hat keinen Bock mehr auf seinen Vermarkter Mediakraft und kündigt ihm standesgemäß - per Youtube-Video. Nicht eben zimperlich springt er mit seinem Ex-Partner um.
"Mit diesem Video treffe ich eine folgenschwere Entscheidung," kündigt Youtuber Simon Unge an. Und dann legt er auf 13 Minuten haarklein offen, warum er keinen Bock mehr auf seinen Vermarkter und Produzenten Mediakraft Networks hat. "Komplett scheiße" - in seinem Urteil geht er nicht eben zimperlich mit seinem ehemaligen Partner um. Das Multichannel-Network, so sein Vorwurf, entlaste seine Partner nicht. Es brüste sich zwar ihrer populären Youtube-Größen , gebe aber nur wenig zurück.
Er werde mit seinen Kanälen "Ungefilmt" und "Ungespielt" aufhören und einen neuen Kanal unter www.youtube.com/unge eröffnen. "Ungefilmt" erreiche knapp zehn Millionen Views, "Ungespielt" 22,5 Millionen por Monat. Davon könne man "ganz gut leben". Seine Entscheidung könne also tatsächlich seine Existenz beeinträchtigen.
Die schwerste Entscheidung meines Lebens...
Das Video ist online! #Freiheit
Video: http://t.co/gGxV9pQ0mY
— Simon Unge (@unge) December 20, 2014
Die öffentliche Kritik unter #freiheit hat im Netz ordentlich für Furore gesorgt: Über zwei Millionen Mal wurde allein das Kündigungs-Video angeklickt.
Auf Facebook kommentiert Mediakraft den Ausstieg Unges: "Das bedauern wir sehr. Wir hätten uns gewünscht, diesen Streit auf andere Weise beilegen zu können." Auf 5.000 teilweise recht aufgebrachte Kommentare bringt es der Post mittlerweile. Unges Ex-Vermarkter gehen noch stärker ins Detail: Unge hätte Deals auch abgeschlagen, unter anderem ein fünfstelliges Product-Placement-Angebot innerhalb seiner Longboard-Tour. Aber schwerer für Mediakraft wiegt wohl dieses Argument: Unge habe - "nicht vertragsgemäß - ein Vermarktungsangebot eines Wettbewerbers von Mediakraft angenommen. Eine Vermarktung durch Dritte sei nicht ausgeschlossen, müsse aber nach Absprache erfolgen, so die Firma. "Und das ist bei Simon Unge nicht passiert. Damit schädigt er das gesamte Netzwerk mit allen Mitarbeitern und Partnern." Sie pochten auf die Einhaltung des Vertrags. Mittlerweile sei dieser Fall vor Gericht gelandet.
Unges Version hört sich ein wenig anders an: Laut dem Youtuber seien zugesagte Sponsoring-Gelder für seine Tour nie von Mediakraft überwiesen worden. Man habe sich nach mehreren aussichtslosen Gesprächen an Anwälte gewandt. Ihm sei allerdings umgekehrt von einem Mitarbeiter von Mediakraft gedroht worden, ihn in die Privatinsolvenz zu schicken. Trotzdem hat er sich auf ein juristisches Kräftemessen eingelassen, Unge unterstreicht: "Mein Stolz und meine Menschenwürde sind mir in diesem Fall wichtiger als die Reichweite."
An Reichweite allerdings scheint es Unge künftig voraussichtlich doch nicht zu fehlen. Der neue Kanal hatte schon am Montagmorgen eine halbe Million neuer Abonnenten gewonnen. Die Medienaufmerksamkeit ist enorm, #freiheit ist am Montag weltweit das wichtigste Hashtag auf Twitter.
Simon Unge ist nicht der erste Promi, der Mediakraft den Rücken kehrt. Vor zwei Monaten hatte Youtuber LeFloid gekündigt. Das könnte zu einer eigenen Lawine führen, denn nicht nur die sozialen Netzwerke quillen über mit Kommentaren und Solidarnoten. Das Video könnte eine bittere Signalwirkung auslösen und für Mediakraft und deren Investoren einige unerwünschte Konsequenzen haben:
Seit gestern 15! Anfragen in meinem Postfach, von Leuten die bei @mediakraft aus dem Vertrag wollen. Und nu?
— Videoamt * TechPol * (@JoCognito) December 22, 2014