Zensur:
"Feuchtgebiete"-Trailer zu heiß für Facebook und Google
Auf Facebook, Google und Youtube wirbt ein zensierter Trailer für die Verfilmung des Skandal-Buchs "Feuchtgebiete". Die vielen Sternchen und die Zensurhupe dürften aber das Interesse an dem Film nur anfachen.
Bei der Premiere von "Feuchtgebiete" beim Filmfest von Locarno gab es geradezu enthusiastische Zustimmung. Der Film gilt als einer der Favoriten für den Hauptpreis, den Goldenen Leoparden. Der Trailer allerdings war zu aufreizend für Facebook, Youtube und Google. Dort wurde das hochgeladene Video wegen "sexuell expliziter und aufreizender Inhalte" gelöscht. Der Film basiert auf dem 2008 erschienenen Skandalroman von Charlotte Roche und erzählt die Geschichte der äußerst experimentier- und zeigefreudigen 18-jährigen Helen. Er kommt am 22. August in die Kinos und ist ab 16 Jahren freigegeben. Die Filmvorschau wurde von der freiwilligen Selbstkontrolle (FSK) bereits für Zuschauer ab 12 Jahren freigegeben – für Facebook, Youtube und Google war sie dennoch zu anstößig.
"Inzwischen nehmen die Platzhirsche aus den USA auch endlich ihre erzieherische Aufgabe wahr, die deutsche Jugend vor der sexuellen Verrohung zu schützen", teilte der Filmverleih Majestic ironisch mit und stellte bereits eine zensierte Version des Kinotrailers online - "100% jugendfrei". Die vielen Sternchen und die Zensurhupe dürften aber das Interesse an dem Film nur anfachen. Die unzensierte Version gibt es auf der Webseite des Films.
Bei einem Großteil des Publikums und der Journalisten in Locarno kam "Feuchtgebiete" gut an, auch wenn es bei einer Pressekonferenz zum Film einige wenige Stimmen gab, die Roman und Film pauschal als "ekelhaft" klassifizierten. Charlotte Roche, die Autorin der Buchvorlage, die zur Aufführung des Films nach Locarno kam, konterte: "Vor Jahrzehnten haben Frauen öffentlich ihre Büstenhalter verbrannt, um die Emanzipation voranzutreiben. Das muss man leider immer mal wiederholen." Der Beifall dafür war stark.
Regisseur David Wnendt setzte das Porträt der 18-jährigen Helen, gespielt von Carla Juri, um. Mit Meret Becker, Christoph Letkowski und Axel Milberg ist der Film auch in Nebenrollen exzellent besetzt. (dpa/fm)