Shitstorm:
"Ekel-Zustände und Ausbeutung": RTL und Wallraff entlarven Burger King
RTL und das Team Günter Wallraff haben undercover in eine der Filialen des umstrittenen Burger-King-Franchisenehmers Ergün Yildiz Ekliges entdeckt.
Das RTL-"Team Wallraff" hat vor 3,79 Millionen Zuschauern am Montagabend einen neuen Skandal aufgedeckt: Bei einem Franchisenehmer von Burger King wird offenbar tatsächlich massiv gegen die Lebensmittelverordnung verstoßen. Sogar der "Spiegel" verzichtet angesichts seines Ekels auf eine bei RTL-Formaten gern harsche TV-Kritik und formuliert nur: "Das darf nicht sein, das darf nicht sein". Autor Stefan Kuzmany schreibt mit Blick auf die Gammelzustände, die mit Start der neuen Staffel bei einer Filiale von Burger King aufgedeckt worden sind: "Denn alle Schwächen der Darstellung sind verzeihlich, im Gegenteil: Setzt man voraus, dass Fast-Food-Kunden auch RTL-Kunden sind, ist es möglicherweise sogar zwingend notwendig, die eigentlich für sich selbst sprechenden Fakten publikumsgerecht auszuschmücken, damit die Zielgruppe dranbleibt - und vielleicht demnächst den Yildiz-Filialen fern."
Zur Begründung: Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat den Reporter Alexander Römer undercover in eine der Filialen des Franchisenehmers Ergün Yildiz geschickt, der zuvor schon massiv in der Kritik stand. Nach dem Kloputzen rohes Fleisch anfassen, ohne die Hände gewaschen zu haben oder geschnittenes Gemüse, das stundenlang auf seine Verarbeitung harrt – das sind nur zwei der Beispiele, die dem Zuschauer nicht geschmeckt haben dürften. Auch Sozial-Dumping wirft die durchaus reißerische Reportage dem Unternehmer Yildiz vor; das Stück ist online bei RTL zu finden.
Nach der Ausstrahlung reagierte das Internet heftig: Sowohl bei Facebook als auch bei Twitter äußerten sich Kunden, ehemalige Kunden und Mitarbeiter zur Reportage und zu den Zuständen bei Burger King. Auch auf der Facebook-Seite von Burger King hinterlassen die Fans eine Spur der Entrüstung - den generellen Ansturm dokumentiert das Social-Media-Monitoring von Talkwalker.
Vom Fast-Food-Konzern, der auf seiner Homepage für Frische, Geschmack und Verantwortung wirbt, liegt bis Dienstagmorgen keine Stellungnahme vor.
Profitieren kann immerhin RTL, das 12,1 Prozent Gesamtmarktanteil für den Start der dreiteiligen Staffel der Enthüllungs-Reportage "Team Wallraff - Reporter Undercover" als "erfolgreichen Auftakt" bezeichnet. Erst vor zwei Wochen hat ein von Wallraff unterstütztes Team den Onlinehändler Zalando entlarvt und einen riesigen Shitstorm im Netz ausgelöst. Den neuen Eklat nutzt das Web aber auch für Humor:
Frühstücke heute bei Burgerking. Wollte schon lange einmal meine Ruhe haben.
— Harald Schmidt (@BonitoTV) 29. April 2014
Update: In einer schriftlichen Stellungnahme am Nachmittag betont Burger King inzwischen auf Facebook, die dargestellten Handlungen seien eine Verletzung der Unternehmenswerte. Dafür gebe es "keinerlei Toleranz oder Akzeptanz". Was RTL zu sehen bekommen habe, spiegele nicht "das Verhalten und das Engagement unserer Franchisenehmer rund um den Globus wider." Zusammen mit dem Franchisenehmer werde bereits ein Aktionsplan entwickelt. Mitarbeiter wie Manager würden erneut intensiv trainiert, damit sich so etwas nicht wiederhole.