
"Ein krasser Schritt": Radio Galaxy verlost Beerdigung
Eine Todesanzeige für Promo-Zwecke und eine Aktion, bei der "Deine eigene Beerdigung" verlost wird: Der fränkische Lokalsender Radio Galaxy Aschaffenburg sorgt in der Branche für Aufruhr.
"Das gab's noch nie" - wirbt eine Zeile in der aktuellen Anzeige des Radiosenders Galaxy PM Aschaffenburg. Und tatsächlich: Eine Beerdigungsanzeige für eine Promotion-Aktion gab es bislang eher noch nicht. Dort verlost der Radiosender nämlich "Deine eigene Beerdigung". Der Hörer, der die "coolsten letzten Worte" verfasst, wird als Gewinner mit einer Sterbeversicherung eines örtlichen Bestattungsunternehmens in Höhe von 3.000 Euro bedacht. Bis Aschermittwoch will der Sender in seinem nachmittäglichen Programmfenster von 15 bis 19 Uhr die Aktion promoten.
Doch nicht nur die Aktion selbst, sondern auch die begleitende Werbekampagne schlägt hohe Wellen: Eine Todesanzeige mit Kreuz und dem Claim "Gewinne Deine eigen Beerdigung" soll in lokalen Anzeigenblättern zusätzlich aufmerksam machen. In verschiedenen Foren werde bereits über die Promotion "rege diskutiert", ebenso auf der Facebook-Seite von Radio Galaxy Aschaffenburg, so Jens Pflüger, Moderator von Galaxy Aschaffenburg.
"Wir machen uns nicht lustig," beteuert Pflüger gegenüber W&V Online. Auch wenn die Aktion ein "krasser Schritt" sei. Man wolle lediglich den Jüngeren das Tabu-Thema 'Sterben' näher bringen, rechtfertigt er die Kampagne.
Volker Nickel, ZAW-Geschäftsführer und gleichzeitig Sprecher des Werberates, sieht das anders. Er habe bereits einen Hinweis bekommen, der Werberat werde dies nun als Beschwerde behandeln. Das Gremium werde beurteilen, ob diese Anzeige die Grenzen überschreite oder nicht. "Pietät ist ein Begriff, mit dem man behutsam umgehen sollte", sagt Nickel. Einerseits sei es tatsächlich so, dass in Deutschland das Thema Tod viel zu stark ausgeklammert werde. Andererseits gälten gerade für kommerzielle Werbung strengere Regeln. Wenn Menschen in ihren Gefühlen verletzt würden, in diesem Fall trauernde Hinterbliebene, sei eine Grenze erreicht. "Ich würde jedenfalls ein Fragezeichen unter die Kampagne setzen," so Nickel.
Doch egal, ob der Werberat jetzt rügt oder nicht: Die umstrittene Aktion trägt dem kleinen Sender viel Aufmerksamkeit ein. Seit dem Start am gestrigen Montag seien bereits über 100 Teilnehmer zu verzeichnen, sagt Moderator Pflüger. Und zwar nicht nur aus dem eigentlichen Einzugsgebiet, sondern auch aus München, Magdeburg und Bonn.
Vorreiter für diese morbide Aktion war übrigens 2009 der österreichische Sender Radio Graz. Der Sender verloste publikumswirksam eine Beerdigung gemeinsam mit einem lokalen Bestatter, Gewinner war ein 25-jähriger Modeverkäufer. 1475 Personen aus ganz Österreich und Deutschland hatten sich damals beworben. Der Sender konnte dadurch seinen Bekanntheitsgrad deutlich steigern, erklärte Programmdirektor Thomas Rybnicek bei den Lokalrundfunktagen 2010 in Nürnberg.