Böhmermann hatte das umstrittene Gedicht mit dem Titel "Schmähkritik" am 31. März in seiner satirischen TV-Show "Neo Magazin Royale" präsentiert - und vorher ausdrücklich darauf hingewiesen, dass so etwas in Deutschland nicht erlaubt sei. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, nachdem es Anzeigen gegen Böhmermann und ZDF-Verantwortliche gab. Das Gedicht wurde aus einer Wiederholung von "Neo Royale" herausgeschnitten. Auch die türkische Regierung fordert ein Strafverfahren. Anlass für das Schmähgedicht war der Protest des türkischen Staatspräsidenten Erdogan gegen einen Satire-Beitrag des NDR-Fernsehmagazins "Extra 3". Nach eigenen Worten wollte Böhmermann daraufhin an einem praktischen Beispiel erklären, was in Deutschland von der Satire-Freiheit gedeckt sei und was nicht.

"Ein Kunstwerk", schreibt hingegen Döpfner. So angeeckt wie im jüngsten Fall ist Böhmermann noch nie, obwohl er mit vielen aufsehenerregenden Aktionen durchaus schon mal die Gemüter ausländischer Politiker erregte. Für "Varoufake" - die Satire um den Stinkefinger des ehemaligen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis - hat er am Freitag den diesjährigen Grimme-Preis erhalten. Aber nach dem Erdogan-Eklat blieb Böhmermann von der Preisverleihung fern. Vom Deutschen Volkshochschul-Verband erhielt er dabei die "Besondere Ehrung" für seine Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens in der digitalen Welt. aj/dpa


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.