
"5 Fragen an" Sylvia Fahrenkrog-Petersen:
"Arbeit eines TV-Produzenten wird in Minutenschritten gemessen"
Eine, die sich dieser Aufgabe seit 20 Jahren gewachsen sieht, ist Good-Times-CEO Sylvia Fahrenkrog-Petersen. W&V hat ihr 5 Fragen gestellt.

Foto: Good Times
Für Good Times läuft es zum 20. Geburtstag in diesen Tagen richtig rund: Das Produktionshaus unter weiblicher Führung von Sylvia Fahrenkrog-Petersen kann zusammen mit RTL II derzeit auf starke Quoten für die Hartz-IV-Dokureihe "Armes Deutschland" anstoßen. W&V hat die erfahrene Produzentin befragt, die sich mit "Dinner Party" zudem einen der raren Sendeplätze als Drittanbieter bei Sat.1 gesichert hat.
Frau Fahrenkrog-Petersen, Sie führen als eine der wenigen Frauen im Geschäft mit Good Times eine unabhängige TV-Produktionsfirma. Was können Sie nach 20 Jahren der Berufseinsteigerin raten?
Auf keinen Fall in einer wichtigen Sitzung aufspringen und den Kaffee holen, auch wenn alle Männer davon ausgehen, dass man das tut, wenn sie Lust auf Kaffee haben. Leider ist das immer noch so.
Man braucht als Frau und Führungskraft im TV ein extremes Durchhaltevermögen und eine sehr, sehr große Frustrationstoleranz.
Haben es Frauen heute leichter als vor 20 Jahren, im harten TV-Business Fuß zu fassen?
Nein, es ist nach wie vor so, dass Frauen im Fernsehen überproportional vertreten sind. Sie sind die fleißigen Bienchen hinter den erfolgreichen Männern und arbeiten häufig als Redakteurinnen und/oder Assistentinnen.
Männer sind in der Regel einfach besser vernetzt und verstehen es besser, sich in in Szene zu setzen. Daran müssen wir Frauen noch arbeiten.
"Der Trödeltrupp" ist seit 2009 fester Bestandteil im RTL-II-Programm. "Bares für Rares" mischt fürs ZDF seit Jahren im Genre mit, jetzt will auch noch RTL in der Daytime beim Trödeltrend mitspielen. Muss das Original sich bei so viel Konkurrenz verändern?
Natürlich muss sich der "Trödeltrupp" verändern. Das ist aber kein "Trödel"-Phänomen.
Wir arbeiten in der Unterhaltungsindustrie - und da muss man immer wieder für neue Impulse sorgen, sonst finden die Leute es langweilig.
Auch "Mein Lokal, Dein Lokal" bei Kabel eins hat es schon auf über 600 Folgen geschafft und sich jüngst nach Marktanteilen wieder kräftig erholt. Was ist das Rezept hinter Dauerbrennern?
Sich immer wieder verändern. Neue Impulse setzen und genau hinschauen, damit sich keine Langeweile einschleicht.
Die Arbeit eines TV-Produzenten wird in Minutenschritten gemessen, da können schon kleine Bildfehler oder Handlungs-Ungereimtheiten zum Absturz der Quote führen.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten – welches TV-Genre möchten Sie in der Fernsehlandschaft noch verankern?
Anspruchsvolle Dokumentationen, bei denen man Menschen über Jahre hinweg begleitet. Ein gelungenes Beispiel ist für mich die Netflix-Doku "The Staircase". Sowas wäre ein Traum für mich.
Seit Juni 1998 ist Sylvia Fahrenkrog-Petersen Geschäftsführerin und leitende Produzentin bei der Good Times Fernsehproduktions-GmbH. Unter ihrer Führung werden Dokumentationen und Reportagen, Doku-Soaps, Magazin-Beiträge, Scripted Reality und auch Fiction für private und öffentlich-rechtliche TV-Sender im deutschsprachigen Raum produziert.
Ihre Karriere startete die Produzentin als Research Producer bei "Ilona Christen" und "Fliege" (1993 - 1997), auch arbeitete sie als verantwortliche Producerin bei "Schreinemakers Live" (Sat.1 von 1994-1996). Sylvia Fahrenkrog-Petersen war zudem Redaktionsleiterin von "Mein Morgen" (RTL von 1999 bis 2000) und Casting Executive bei RTL sowie ProSieben.
Bei Good Times arbeiten nach Angaben des Unternehmens rund 150 Mitarbeiter, die über 13.000 Sendeminuten jährlich produzieren.