
Sprache in den Medien:
"Alternative Fakten" sind Unwort des Jahres
Die Jury aus Sprachwissenschaftlern hat das schlimmste Wort des Jahres 2017 ausgemacht: "Alternative Fakten". Bei noch zwei weiteren Wörtern äußerten sich die Experten kritisch.

Foto: Statista
Donald Trump schreibt auch im deutschen Sprachgebrauch Geschichte. Die unabhängige Unwort-Jury, besetzt mit renommierten deutschen Sprachwissenschaftlern, wählte "Alternative Fakten" zum Unwort des Jahres 2017. Geprägt hat den Begriff die Trump-Beraterin Kellyanne Conway. Sie bezeichnete die falsche Tatsachenbehauptung, zur Amtseinführung des Präsidenten seien so viele Feiernde auf der Straße gewesen wie nie zuvor bei entsprechender Gelegenheit, als "alternative Fakten".
"Der Ausdruck ist seitdem aber auch in Deutschland zum Synonym und Sinnbild für eine der besorgniserregendsten Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch, vor allem auch in den sozialen Medien, geworden", begründete die Jury ihren Entscheid. "Mit der Wahl dieser Wortverbindung zum Unwort des Jahres 2017 schließen wir uns daher den kritischen Stimmen in Deutschland an, die durch den im Deutschen fast ausschließlich distanzierenden Gebrauch des Ausdrucks warnend auf diese Tendenzen in der öffentlichen Kommunikation hinweisen. Der Ausdruck wurde 65-mal eingeschickt."
Insgesamt erreichten die Jury im vergangenen Jahr 1316 Einsendungen. Darunter waren 684 verschiedene Ausdrücke, von denen etwa 80 den Unwort-Kriterien der Jury entsprachen. Neben den "Alternativen Fakten" hat die Aktionsgemeinschaft zum Unwort des Jahres noch zwei weitere Ausdrücke kritisiert: "Shuttle Service" und " "Genderwahn".
Zu den Seenotrettungseinsätzen von Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer für Menschen, die in Schlauchbooten flüchten, äußerte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer, diese bedeuteten "de facto […] ein[en] Shuttle-Service zum italienischen Festland beziehungsweise den italienischen Inseln". "Mit dem Ausdruck "Shuttle-Service" werden sowohl die flüchtenden Menschen als auch vor allem diejenigen diffamiert, die ihnen humanitäre Hilfe leisten. Diese Hilfe wird mit dem Ausdruck "Shuttle-Service" als eine Dienstleistung dargestellt, die Flüchtlinge erst zur lebensgefährlichen Flucht über das Mittelmeer ermuntere", monieren die Sprachwissenshcaftler. Der Ausdruck "Shuttle-Service" stehe "stellvertretend für Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch, die Grenzen des Sagbaren in eine menschenverachtende, polemisch-zynische Richtung zu verschieben."
Mit dem Ausdruck "Genderwahn" werden in konservativen bis rechtspopulistischen Kreisen zunehmend Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit (von geschlechtergerechter Sprache über "Ehe für alle" bis hin zu den Bemühungen um die Anerkennung von Transgender-Personen) in undifferenzierter Weise diffamiert.
In dem Jahr 2016 wurde "Volksverräter", 2015 das Wort "Gutmensch" zum Unwort des Jahres gewählt.