Startup-Kolumne:
Hände hoch! Die Ohren geradeaus!
Welche Startups haben besondere Aufmerksamkeit verdient? Diese Frage beantworten Nico Lumma und Christoph Hüning vom Next Media Accelerator bei W&V. Diesmal geht es um Audio und Voice.
2020 gibt es auf die Ohren. Jedenfalls sehen wir nach Lean Back und Lean Forward das Thema Hands free jetzt als einen der Innovationstreiber im Medienbereich. Nicht nur beobachten wir immer mehr Menschen, die mit Kopfhörern und Headsets unterwegs sind, auch im Auto soll es mehr geben als nur das gute alte UKW-Radio. Zuhause finden Menschen gefallen daran, mit Alexa zu reden, um das Wetter zu erfahren und natürlich wird Siri immer stärker in den Alltag vieler Menschen integriert. Podcasts haben sich als Gattung etabliert und werden zusehends professioneller produziert und vermarktet.
Diese Entwicklung ist ohne Startups nicht möglich und so bekommen wir seit zwei Jahren immer mehr Bewerbungen von jungen Gründerinnen und Gründer, die im Bereich Audio und Voice neue innovative Produkte vorantreiben wollen.
Aus Text wird Sprache
Bottalk konvertiert Text in Sprache und macht das so elegant, dass Verlage ruckzuck ihre Inhalte als Audio-Format zur Verfügung stellen können, ohne dass es nach Maschine klingt. Das Startup hat in Hamburg erst den städtischen Inkubator Media Lift durchlaufen und dann von uns ein Investment bekommen, weil wir für Verlage ein irres Potential sehen, Text-Inhalte schnell und kostengünstig als Audio-Format zur Verfügung zu stellen. Der Use-Case ist naheliegend: Nutzerinnen und Nutzer können beim Pendeln zur Arbeit die lokalen Nachrichten hören.
Unser Portfolio-Unternehmen Lytt aus Norwegen bietet eine Podcast-Plattform für Verlage an, damit Audio-Inhalte schnell und einfach auf den eigenen Kanälen ausgespielt und in die Paywall-Infrastruktur integriert werden können, aber auch damit vernünftige Analytics zur Verfügung stehen, die Publisher bei Plattformen wie Spotify & Co. für ihre eigenen Inhalte nicht erhalten (das aber erstaunlicherweise bisher akzeptieren).
Femtasy bietet erotische Geschichten für Frauen an, die mit einer selbstausgewählten Stimme vorgelesen werden. Mittlerweile gibt es über 1000 Geschichten zum anhören und anregen. Wir haben das Gründerpaar bereits beim Reeperbahn Pitch getroffen und freuen uns auf ein Wiedersehen in Austin zur SXSW!
Interaktives Audio-Livestreaming
Einen etwas anderen Weg geht der ehemalige Spotify-Chef in Deutschland, Stefan Zilch, der mit Voicd.fm einem Genre zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen will, das er bislang unterrepräsentiert sieht: Musik und Popkultur. Gestartet hat er das Angebot mit einem Podcast der Band Bilderbuch, der von Orangina gesponsert wurde. Das Potential im Bereich Popkultur ist immens, was man u.a. auch daran sieht, dass gerade JungvonMatt/Nerd gegründet wurde, um diesen Bereich noch besser zu bedienen.
Seit den 80ern wissen wir ja alle: “Live is life, when we all feel the power” (gern geschehen für den Ohrwurm), daher entwickelt Storm eine Plattform für interaktives Audio-Livestreaming und wurde mit dieser Idee gerade in das Betaworks Audiocamp in New York City aufgenommen.
Autoradios schlauer machen
Um das Bedienen geht es auch beim amerikanischen Startup AudioBurst, das für neue Audio-Experiences im Auto sorgen will, um personalisierte Inhalte hands free liefern zu können. Mittlerweile wurden über 25 Mio Dollar in dieses Unternehmen investiert, damit Autoradios endlich intelligenter werden.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und selber podcasten will: mit Anchor kann man sofort loslegen und seine Stimme in die Welt tragen.