Umfrage:
Diese Trends bewegen die Digitalbranche - Teil 2
Die Dmexco präsentiert sich dieses Jahr mit einem an die Corona-Pandemie angepassten Konzept. Im zweiten Teil der W&V-Serie verraten Branchenexperten, welche Trends an Bedeutung gewinnen.
In wenigen Tagen werfen im Zuge der Dmexco in zwei moderierten Studios internationale Speaker – live vor Ort aus Köln oder per Stream von überall auf der Welt – einen Blick auf zukünftige Business-Potenziale. W&V hat im Vorfeld Experten der Digiconomy gefragt, welche Trends richtungsweisend für die Zukunft sind, insbesondere vor dem Hintergrund, dass COVID-19 viele Business-Modelle verändert hat und einige Entwicklungen rasant vorangetrieben hat.
Brand Experience wird digital - jetzt aber wirklich
Seit Corona wird ernsthafter und intensiver innerhalb der Brand Experience Journey an den digitalen Touchpoints gearbeitet. Es entstehen endlich digitale Formate, die z.B. aufgrund ihrer Interaktivität oder ihrer Content-Qualität einen eigenständigen und relevanten Touchpoint darstellen. Endlich machen Konferenz-Formate auch rein digital Spaß, beispielsweise ist die diesjährige Gamescom als großer Wegbereiter der Virtualisierung einer Begegnungsplattform zu nennen. In Zukunft werden noch mehr Budgets ins Digitale wandern. Und zwar nicht nur bei Digital Media, sondern gerade auch in Richtung Content, Kreation, Strategie und systemischer Infrastruktur.
Alexander Böttcher, Chief Digital Officer bei Avantgarde
Digital Champions sind die Gewinner der Pandemie
Die Zukunft gehört den "Digital Champions" — denn der Pandemie-Zeitraffer hat nun deutlich sichtbar gemacht, was wir schon lange wussten: Marktanteile verschieben sich rasend schnell, neue Gewohnheiten etablieren sich beim Nutzer. Innovativ gedachte, digitale Produkte und Services, die echten Wert generieren, sind die Pandemie-Gewinner. Es geht mehr denn je um neue Ideen, Handlungsschnelligkeit und um den festen Glauben daran, sich in einer Zeit des scheinbar wirtschaftlichen Stillstands durch ein digitales Mindset und unternehmerischen Mut einen entscheidenden Vorsprung zu erarbeiten.
Timo Günthner, Director Applications bei 21TORR
Video Header Bidding gewinnt rasant an Bedeutung
Header Bidding ist im Display-Advertising schon lange etabliert. Die Anwendung des gleichen Prinzips auf die Vermarktung von Video-Flächen war bislang technisch komplexer und deutlich limitierter. Durch Covid-19 als Beschleuniger für Programmatic Advertising und wachsende Reichweiten von hochwertigen Outstream Video-Flächen, also der Platzierungen von Werbespots zwischen den Absätzen von Beiträgen im redaktionellen Umfeld, gewinnt Video Header Bidding nun deutlich an Fahrt. Vermarkter und Webseitenbetreiber können sich durch den Einsatz neuester Technologien unabhängig von Zwischenhändlern machen und vielmehr in Richtung Eigenvermarktung gehen.
Damian Hartmann, Geschäftsführer der VLYBY Digital GmbH
Paradigmenwechsel im Online-Marketing: Der Nutzer wird König
2020 und auch 2021 stehen weltweit für einen fundamentalen Paradigmenwechsel im Online Marketing: Vorbei ist die Zeit, in der gegen die Interessen der Nutzer Daten erhoben wurden. Künftig passiert das im Konsens mit den Usern. Die jahrelange intransparente Informationspolitik der US-Konzerne zum Thema Datenschutz findet damit ein Ende. Europa hat hier vorgelegt: Mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und der ePrivacy-Verordnung ist der alte Kontinent Vorreiter in Sachen Datenschutz. Doch auch die USA haben die Brisanz des Themas erkannt und mit dem California Consumer Privacy Act (CCPA) einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Endlich agiert der Markt im Interesse der eigenen Kunden. Erste Lösungen werden erarbeitet: beispielsweise Google mit seiner Privacy-Sandbox oder das IAB Tech Lab mit dem Project Rearc, das auch die European netID Foundation tatkräftig unterstützt.
Sven Bornemann, Vorstandsvorsitzender der European netID Foundation
Kundenzentrierung 2020 – Verstehe den Kunden und nutze die Plattformen
Kundenzentrierung ist der zwingende Ausgangspunkt für jede Transaktion und Kommunikation. Ansonsten verlieren Unternehmen ihre Kunden. Daher gilt es, den Kunden zu verstehen, eine durchgängige End-2-End-Kundenreise zu schaffen und an jedem Punkt exzellente Customer Experience zu erzeugen. Kreativ und technisch unterstützt. Ohne Experience keine Ausnutzung der technischen Plattformen und ohne Plattformen keine durchgängige Experience.
Ingo Gregus, Geschäftsführer der Adesso Experience GmbH
Von der Messe zum virtuellen Event
Durch die weltweiten Absagen von Messen und Events ist ein zwar sehr kostspieliges, aber für Viele auch essentielles Marketinginstrument weggefallen. Vorausschauende Marketer haben ihr Budget für Messen in diesem Jahr zügig in ihre digitale Präsenz und in Tools für virtuelle Produktpräsentation sowie Rundgänge, z.B. mit Augmented Reality, Instrumente zur Leadgenerierung, hybride Events etc. investiert. Frühestens im 2. Quartal nächsten Jahres werden wir sehen, was davon langfristig zur Ergänzung realer Veranstaltungen nutzt oder wo noch Nachholbedarf besteht. In jedem Fall hat die Krise spannende Impulse gesetzt und digitale Entwicklungen im Marketing massiv beschleunigt.
Judith Koller, Senior Account Director bei Schalk & Friends
Auch nach Corona heißt es: flexibel bleiben
Wenn Corona uns eines gelehrt hat, dann ist es, flexibel zu sein. Sowohl auf Dienstleister-, als auch auf Unternehmensseite waren immer wieder schnelle Anpassungen gefragt. Sei es die Mehrwertsteuersenkung, die bei vielen sehr schnell umgesetzt werden musste, oder auch die gesamte Kundenkommunikation während Corona: Filialschließungen, Filialöffnungszeiten, Lieferzeiten, Kundenservice – all das musste von einem Tag auf den anderen in den Online Shop eingebunden werden. Wer da flexibel ist, punktet! Das Thema Flexibilität und Schnelligkeit wird uns noch länger begleiten. Wer weiß, was COVID-19 noch für uns in petto hat.
Kira Schirl, Chief Operating Officer der trbo GmbH