Instagram Stories kann immer mehr täglich aktive Nutzer verzeichnen.

2. Nischen-Plattformen werden wachsen

Neben den beiden Plattformen, die seit jeher die Social Media Welt dominieren - Facebook und Instagram - konnten in den letzten Jahren nicht nur mehrere andere
Nischen-Social-Media-Plattformen neu entstehen, sondern auch deutlich an Popularität gewinnen. TikTok zum Beispiel ist eine solche Plattform, die 2016 startete und rasant bei Jugendlichen an Beliebtheit gewann. B2B-Unternehmen schauen auf LinkedIn für ihre Social-Media-Initiativen, während die Gaming-Community zu Twitch strömt. Solche “kleinen” Plattformen sollte man im Auge behalten, da sie weiter neu entstehen und an Popularität gewinnen werden. Wichtig dabei ist zu entscheiden, ob es überhaupt Sinn ergibt auf einer solchen Plattform aktiv zu sein. Ist die eigene Zielgruppe hier überhaupt anzutreffen? Wie kann sie erreicht werden? Gibt es ein langfristiges Konzept? Gibt es konkrete Ziele? Wer Inhalte nur "recycelt", wird mit großer Wahrscheinlichkeit weniger Erfolg haben, als Brands, die sich intensiv mit dem Netzwerk und deren Nutzerstruktur auseinandersetzen und verstehen, wie die dortige Nutzerschaft angesprochen werden muss.

Doch auch die etablierten Plattformen entwickeln sich: In Brasilien ist kürzlich ein neuer Dienst von Instagram namens “Reels” gestartet, der in Aussehen und Funktion auffällig an die Hype-App TikTok erinnert. Wer sich noch an den Start von Instagram Stories erinnern kann, weiß, dass die Strategie populäre Wettbewerberdienste zu kopieren der Facebook-Tochter schon einmal Erfolg gebracht hat. 2016 startete Instagram mit seinen Stories einen Frontalangriff auf Konkurrenzplattform Snapchat, deren Wachstum daraufhin für die nächsten drei Jahre stagnierte.

Die beliebtesten Social Media Plattformen nach der Anzahl der Benutzer oder registrierten Accounts.

Die beliebtesten Social Media Plattformen nach der Anzahl der Benutzer oder registrierten Accounts.

3. Instagram entfernt Likes

Mit über einer Milliarde registrierten Nutzern ist Instagram eines der größten sozialen Netzwerke. Alle großen Veränderungen, die hier umgesetzt werden, können die
Social-Media-Landschaft nachhaltig prägen. Eine dieser großen Änderungen ist, dass die Anzahl der Likes unter einem Beitrag schon bald nicht mehr öffentlich sichtbar sein könnten. Nach Testphasen, unter anderem in Australien und Kanada, sehen auch erste Accounts hierzulande bereits keine Likezahlen mehr. Instagram selbst begründet diese Initiative vor allem mit der potenziell schädlichen Wirkung von Likes als Mittel der Selbstbestätigung auf die psychische Gesundheit vor allem junger Nutzer. Es gibt jedoch auch viele Beobachter, die die Meinung vertreten, dass Instagram diese Änderung schlicht umsetzen will, um mehr Umsatz zu generieren.

Marken zahlen teilweise hohe Summen an Influencer, um ihre Produkte zu bewerben. Nichts von diesem Geld geht an Instagram. Tatsächlich ist das Influencer-Marketing so beliebt geworden, dass einige Marken sich bereits von traditionellen Marketingmethoden wie TV-Werbung entfernen. Wenn Instagram die Likes ausblendet, können Marken die direkte Wirkung ihrer Influencer-Kampagnen nicht mehr so einfach messen wie heute. Sie sind dann auf das Übermitteln der Kennzahlen durch die Influencer selbst angewiesen, was die Gefahr von Manipulation birgt. Dies könne einige Marken dazu veranlassen, statt in Influencer in Instagram Ads zu investieren, da sie den ROI so leichter nachvollziehen können, so die These.

Andere Stimmen hingegen loben den Vorstoß, Instagram Likes auszublenden. Es wirke dem Konkurrenz- und Erfolgsdruck entgegen, den viele User spüren und der sich in erster Linie anhand der Anzahl an Likes misst. Sollte Instagram erfolgreich Likes entfernen und mehr Brands dazu bringen zur eigenen Anzeigenfunktion zu wechseln, könnte das für das Social-Media-Marketing auch auf anderen Plattformen bedeutende Änderungen mit sich bringen.

4. Videoinhalte werden dominieren

Videoinhalte sind eine der ansprechendsten Content-Formate und werden wahrscheinlich schon bald die Social-Media-Welt dominieren. Ob es sich nun um Kurzfilme wie die auf TikTok oder um langgezogene Inhalte auf YouTube handelt: Videos sind die Zukunft der Social Media
Inhalte. Experten schätzen, dass bis 2022 circa 82 Prozent aller Online-Inhalte Videoinhalte sein werden. Die steigende Bedeutung von Videoinhalten für Brands im Bereich der sozialen Medien liegt also auf der Hand. Marken, die bisher noch keine Videoinhalte in ihre Social-Media-Strategie inkludieren, sollten sich also über ihre Video-Content-Strategie Gedanken machen. Auch IGTV ist ein Format, in das Instagram in nächster Zeit wohl viel Energie stecken und weiter ausbauen wird.

5. Influencer-Marketing wird weiter steigen

Influencer-Marketing ist kein neuer Trend, aber er wird uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Es gibt tausende große und kleine Influencer in der heutigen Social-Media-Landschaft und täglich kommen neue hinzu. Noch immer ist die Welt der Influencer ziemlich ungeordnet, es gibt viel Fake-Aktivität, geschönte Media-Kits, Likebots, sogenannte Comment-Pods usw. Dennoch scheint der Trend Influencer-Marketing kein Ende zu finden und die jährlichen Budgets von Unternehmen für Influencer-Kampagnen steigen jedes Jahr.

2020 und darüber hinaus werden wir einen weiteren Anstieg an Micro-Influencer-Kampagnen sehen. Sie haben oft weitaus höhere Engagementraten, sind deutlich günstiger und gelten als authentischer als ihre prominenten Kollegen mit hunderttausenden Followern. Viele Brands werden auf viele “kleine”, statt auf einen “großen” Influencer setzen, bzw. beide Gruppen in ihren Kampagnen berücksichtigen. Ein perfekter Brand-Fit wird zusätzlich an Wichtigkeit gewinnen. Brands werden einen großen Wert darauf legen, Influencer für ihre Kampagnen auszuwählen, die die Werte des Unternehmens wirklich verkörpern und mit ihnen langfristige Partnerschaften eingehen, anstatt auf eine einmalige Zusammenarbeit in einzelnen Kampagnen zu setzen. Die Zeiten in denen Influencer ausschließlich gebucht werden, weil sie die passende Followerzahl haben, gehen zu Ende. Und das ist gut so. Influencer, die sich klar in einer Nische positionieren, profitieren von diesem Trend.

6. "Post with a purpose": Karmapunkte für’s Insta-Profil

Im Jahr der #FridaysForFuture-Bewegung zeigte sich auch, dass politischer Aktivismus in der Welt der Social-Media-Influencer angekommen ist. Es steigt der Wunsch, selbst aktiv zu werden. Die Initiative #TeamTrees, die sich als Ziel gesetzt hat, bis 2020 20 Mio. US-Dollar zu sammeln, um 20 Mio. Bäume zu pflanzen, wurde von YouTubern gestartet und konnte innerhalb weniger Wochen durch die Verbreitung auf YouTube, Twitter und Reddit mehrere Millionen Dollar sammeln. “Post with a purpose” ist die Devise. Im US-Wahljahr 2020 werden Themen wie Klimawandel, Bürgerrechte und Geschlechtergleichstellung auf Social Media wahrscheinlich mehr als jemals zuvor durch Influencer thematisiert werden.

Fazit

In den sozialen Medien tut sich viel - und dies sind lange noch nicht alle Trends, die wir nächstes Jahr auf Instagram und Co. beobachten werden. Social Commerce wird ein weiteres wichtiges Thema sein, die Integration von Augmented Reality, Live-Streaming wie zum Beispiel auf Twitch und der allgemeine Trend der Nachhaltigkeit sind Themen, denen wir 2020 in den sozialen Medien begegnen werden. Was sich nicht ändern wird, ist die Dynamik und Schnelllebigkeit von Social-Media-Plattformen und deren Trends. Was heute Trending Topic ist, hat nächste Woche womöglich schon keine Relevanz mehr. Man muss nicht jeden Trend mitnehmen, aber wer im Social-Media-Game dabei bleiben will, muss wissen was die Nutzer interessiert und sich ständig neu anpassen

Über den Autor:

Toni Stadler ist seit 2018 als Social Media & Content Experte bei Dept in Berlin tätig. Er ist seit mehreren Jahren als Fotograf auf Instagram aktiv und arbeitet nebenberuflich als Influencer für Brands wie Samsung und Nikon.

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