Klapp-House: Alles Neue von Samsung

Bisher hat Samsung nur wenige Käufer vom Sinn eines faltbaren Smartphones überzeugt. Die defektanfälligen Biege-Handys sind über den Status eines Nerd-Spielzeugs noch nicht hinausgekommen. Der Vorteil, durch das Aufklappen einen wesentlich größeren Bildschirms zu haben, liegt zwar auf der Hand. Aber Display-Beschichtungen, die immer noch Blasen werfen, sowie enorm hohe Preise verhindern bisher den Durchbruch. Doch die Koreaner bleiben siegesgewiss. Auf seinem "Unpacked 2021"-Event hat Samsung jetzt zwei frische Falt-Handys und weitere Neuheiten vorgestellt, die in Deutschland alle am 27. August erscheinen. W&V hat mit Marketingchef Mario Winter über die hierzu geplante Kampagne gesprochen.

  • Galaxy Z Fold 3: Samsungs neues Klapp-Flaggschiff ersetzt die Galaxy-Note-Reihe, die die Koreaner eingestellt haben. Deshalb lässt es sich erstmals auch per Stift bedienen. Ebenfalls neu ist eine unter dem Display versteckte Frontkamera, die nur noch bei genauem Hinschauen zu erkennen ist. In ersten Tests haben sich die Fotos als gut, aber noch nicht optimal erwiesen. Samsung verspricht eine solidere Klapp-Mechanik und eine um 80 Prozent robustere Bildschirmbeschichtung. Außerdem ist das neue Fold erstmals wasserdicht. Der Preis sinkt im Vergleich zum Vorgänger um 200 Euro, ist mit 1.799 Euro aber weiterhin empfindlich hoch.
  • Galaxy Z Flip 3: Während sich das Fold seitlich wie ein Buch aufklappen lässt, ist der kleinere Bruder Flip ein klassisches Nach-oben-klapp-Handy wie früher das Motorola Razr. Wichtigste Neuerung: Das Mini-Display, das außen im geschlossenen Zustand zu sehen ist, ist viermal größer als bisher. Damit lässt es sich wesentlich besser nutzen, um Nachrichten, Hinweise oder Widgets zu sehen. Während der Außen-Bildschirm wächst, schrumpft der Preis um über 400 Euro auf immer noch stattliche 1.049 Euro. Beide neuen Klapp-Samsungs haben in ersten Hands-ons Lob eingeheimst – mit spürbaren Fortschritten gegenüber den Vorgängern.
  • Weitere Neuheiten: Die Galaxy Watch 4 und die Watch 4 Classic sind die ersten Smartuhren mit Googles komplett neuem Betriebssystem Wear OS 3. Nachdem Wear OS seit 2017 praktisch brach lag, sollen die neuen Uhren jetzt mehr Komfort bieten, schneller reagieren und von mehr Apps unterstützt werden. Die Preise starten bei 269 Euro. Die Galaxy Buds 2 sind Samsungs neue Musik-Ohrstöpsel und AirPods-Konkurrenten. Sie sind kleiner und leichter als die Vorgänger und bieten aktive Geräuschunterdrückung in drei Stufen. Preis: 149 Euro.

Facebook will weniger über seine Nutzer wissen

Big Brother is watching you – ein bisschen weniger genau. Auch Facebook hat offenbar die Zeichen der Zeit erkannt und verstanden, dass die Rundum-Überwachung seiner Nutzer nicht das Geschäftsmodell der Zukunft sein kann. Deshalb arbeitet der Zuckerberg-Konzern nun im Geheimen an neuen Mechanismen, um maßgeschneiderte Werbung auszuspielen – und dabei trotzdem weniger über seine Kundschaft zu erfahren. Über diese Pläne berichtet The Verge unter dem Titel "Facebook baut seine Anzeigen so um, dass sie viel weniger über dich wissen". Demnach arbeiten aktuell Hunderte von Facebook-Ingenieuren an den Neuerungen, die aber noch in den Kinderschuhen stecken sollen.

"Wir sehen definitiv, dass sich die Personalisierung von Anzeigen in den nächsten fünf Jahren sehr stark weiterentwickeln wird", erklärt Facebook-Topmanager Graham Mudd in einem Interview. Unter dem Druck der Politik, aber auch von Apple, das die Daten seiner Kunden immer konsequenter vor Werbetreibenden verbirgt, entwickelt Facebook ein System, über das Nutzer weiterhin genau die Anzeigen sehen sollen, die sie interessieren könnten. Das Netzwerk erfährt dabei aber nicht mehr, wer vor dem Smartphone oder dem Computer sitzt. Dafür sorgen künstliche Intelligenz und Verschlüsselung, die Anzeigen zielgenau platzieren sollen, die die Nutzerdaten aber verbergen und anonymisieren. Die persönlichen Informationen sollen die Geräte der Kunden idealerweise gar nicht mehr verlassen. Graham Mudd: "Wir bereiten uns auf eine Zukunft vor, in der es immer weniger Zugriff auf Nutzerdaten geben wird."

Facebook: Der Big Brother soll etwas kleiner werden.

Facebook: Der Big Brother soll etwas kleiner werden.

Twitter: Neue Schrift, neue Farben – und Kopfweh

Nanu – Twitter sieht auf einmal anders aus! Das Netzwerk hat seit Mittwoch auf seiner Website und auch bei ersten App-Nutzern ein neues Gesicht. Auffälligste Änderung ist die neue Hausschrift "Chirp" (Deutsch: "Zirpen"), mit der Tweets und alle anderen Elemente der Seite jetzt angezeigt werden. Twitters Designchef Derrit DeRouen erklärt die Vorteile des neuen Fonts in einer ganzen Serie von Tweets: "Für den täglichen Gebrauch muss unsere Schrift scharf und gut lesbar sein (mit guter Dichte), aber auch Persönlichkeit und Unverwechselbarkeit haben." Außerdem hat Twitter an seinen Farben gearbeitet: "Wir haben unsere Farben aktualisiert, damit sie kontrastreicher und weniger blau sind – eine Änderung, die die Aufmerksamkeit auf die Fotos und Videos lenken soll, die Ihr erstellt und teilt."

Auffällig sind die Farbänderungen unter anderem beim Follow-Button, der je nach dem vom Nutzer ausgewählten Design nun beispielsweise in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund angezeigt wird. Die streitlustige Twitter-Community ist zumindest in Teilen gewohnt unzufrieden mit den Änderungen. Wie CNET berichtet, kritisieren erstaunlich viele Nutzer, dass die neue Zwitscher-Schrift bei ihnen Kopfschmerzen verursacht. Und generell hält die Kundschaft die aufgemöbelte Optik ohnehin für eher überflüssig: "Twitter ist jetzt wie Dein Partner zuhause. Du kommst heim und sie sagen: 'Schatz, ist Dir etwas aufgefallen? Ich habe den ganzen Tag daran gearbeitet, all Deine Sachen neu zu ordnen. Sei nicht sauer. Auch wenn es sich am Anfang komisch anfühlt, Du wirst es lieben!'"

Wien: Tram-Fahrgäste sollen Pakete transportieren

Wie lassen sich die Millionen von Paketen und Sendungen noch bewältigen, die Firmen von Amazon bis Zalando an ihre Kunden schicken? Weil Kurierdienste zunehmend überfordert sind, ist das eine der größten Herausforderungen, vor denen Onlineversender in den nächsten Jahren stehen. Das österreichische Fraunhofer-Institut und die Wiener Linien, die ÖPNV-Gesellschaft der Hauptstadt, haben dazu jetzt eine ganz neue Idee: Straßenbahn-Fahrgäste, die ja ohnehin quer durch Wien unterwegs sind, sollen Pakete mitnehmen, die genau zu ihrer Fahrtroute passen. Sie würden die Sendungen aus Safes an ihrer Start-Haltestelle entnehmen – und dann am Ziel wieder in einen Safe legen. Dort könnten die Adressaten, die in der Nähe wohnen, ihr Packerl per QR-Code abholen.

Die Organisation des Transports würde demnach über eine App funktionieren, bei der sich Interessenten anmelden können. Wie die Futurezone berichtet, läuft beim Fraunhofer-Institut jetzt eine Umfrage zum Projekt "KEP-Train" (Kurier, Express, Paket), die das Interesse der Nutzer ausloten soll. Mit täglich einer halben Million Tramway-Passagieren in Wien ist das Potenzial groß. Allerdings sind noch viele Fragen offen. So ist bisher unklar, ob auch zu Stoßzeiten Pakete mitgenommen werden dürfen – und wie schwer sie sein können. Derzeit gehen die Verantwortlichen von einem maximalen Gewicht von bis zu 31,5 Kilo aus. Außerdem muss geklärt werden, ob das Mitfahren als Paketkurier für die Fahrgäste dann günstiger wird – oder ob es andere Vorteile gibt. Der KEP-Train soll rund 20 Prozent der Treibhausgase einsparen, die derzeit in Wien durch die Paketzustellung entstehen.

Zukunftsmusik vor der Wiener Oper – mit der Packerl-Tram.

Zukunftsmusik vor der Wiener Oper – mit der Packerl-Tram.


Autor: Jörg Heinrich

Jörg Heinrich ist Autor bei W&V. Der freie Journalist aus München betreut unter anderem die Morgen-Kolumne „TechTäglich“. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Internet und Social Media künftig funktionieren, ohne die Nutzer auszuhorchen. Zur Entspannung fährt er französische Oldtimer und schaut alte Folgen der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.