Neuer Kandidat im Rennen um BR-Intendanz
Ulrich Wilhelm bekommt mit Rudi Erhard einen Konkurrenten im Rennen um den Intendantenposten.
Eigentlich gilt die Personalie als entscheiden. Doch Ulrich Wilhelm, derzeit Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel, bekommt in der Bewerbung um den Intendantenposten beim Bayerischen Rundfunk (BR) nun Konkurrenz.
Die im Rundfunkrat des BR vertretenen Freien Wähler sowie Vertreter von Bündnis 90/Grünen haben angekündigt, den Landtagskorrepondenten des BR, Rudi Erhard, ebenfalls zur Wahl vorzuschlagen. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" ("SZ"). Theoretisch kann jeder der 47 Rundfunkräte einen Kandidaten für die Nachfolge von BR-Chef Thomas Gruber ins Spiel bringen. Am heutigen Donnerstag läuft die Frist für die Bewerbungen ab. Und in der Tat: Der Rundfunkrat hat beide Kandidaten aufgestellt. Gewählt werden könnte der neue Intendant schon am 6. Mai.
Thomas Gruber hatte Ende März angekündigt, das Amt im Januar 2011 abzugehen. CSU-Mitglied Wilhelm gilt als Wunschkandidat von Gruber. Die Bewerbung Rudi Erhards dürfte seine Chancen auch kaum schmälern, schätzt die "SZ". Die Nominierung von Erhard sei vor allem symbolischer Natur: FDP, Grüne und Freie Wähler stören sich am schnellen Wechsel Wilhelms vom Regierungssprecher-Posten an die Spitze des öffentlich-rechtlichen Senders. Auch BR-intern soll die große Politiknähe Wilhelms für so manche Diskussion sorgen, ist zu hören.
"Not amused" über die politische Einmischung ist indes Bernd Lenze, Vorsitzender des BR-Rundfunkrats. Er schmipft in Richtung Maximilianeum: "Es ist schon verwunderlich, in welchem Ausmaß die Frage der Wahl eines neuen Intendanten des Bayerischen Rundfunks im Landtag zu einem parteipolitischen Thema gemacht wird." Er macht darauf aufmerksam, "dass mehr als zwei Drittel der Mitglieder des Rundfunkrats parteipolitisch völlig unabhängige Persönlichkeiten sind, die sich mir gegenüber auf Grund der Diskussion zum Teil bereits deutlich empört gezeigt haben". Das Gremium verwahre sich "gegen die Diktion, die Partei X oder Y schlage einen Kandidaten für die Intendantenwahl vor". Die Aufregung im Rundfunkrat kommt nicht von ungefähr; der Münchner ARD-Anstalt ist in der Vergangenheit oft eine besondere Nähe zur CSU-Regierung vorgeworfen worden.
kad/ps