Eklat bei Gruner + Jahr: Buchholz keilt zurück
Massive Unruhe bei G+J: In scharfem Ton greifen die Redaktionsbeiräte von "Stern", "Geo" und "Brigitte" Vorstandschef Bernd Buchholz an. Buchholz fordert jetzt eine "schriftliche oder mündliche Entschuldigung" von seinen Mitarbeitern. Aus Hamburg berichtet W&V-Korrespondent Gregory Lipinski.
Umbau, Ausbau, Neuausbau - mit dieser Bausteinen will der Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr, Bernd Buchholz, das angeschlagene Verlagshaus wieder flott machen. Doch die Redaktionsbeiräte der Flaggschiffe "Stern", "Brigitte" sowie "Geo", "Geo Saison" stellen die Strategie des Firmenbosses in Frage. Sie sehen im derzeitigen Kurs des Verlagschefs nur eine Strategie: Sparen durch Arbeitsplatzabbau. Ihr Fazit: Sie machen sich "große Sorgen um die Zukunft des Verlags und seiner Blätter".
In einem Schreiben, das W&V vorliegt, greifen die Redaktionsbeiräte Buchholz und seine Strategie massiv an. Der Vorstandschef stünde unter dem Druck, die vom Mutterkonzerns Bertelsmann geforderten Gewinne zu erzielen und auch abzuliefern, kritisieren die Beiräte. Nur dann hätte Buchholz seine Berechtigung, seinen Job zu erhalten. "Arbeitsplätze abzubauen und Kosten zu senken ist mit anderen Worten womöglich weniger Zukunftssicherung für den Verlag als Arbeitsplatzsicherung für den Vorstand", heißt es in einem Schreiben. Zum Hintergrund: Buchholz muss bis zum Jahresende rund 200 Mill. Euro einsparen, um den Verlag im laufenden Geschäftsjahr vor einem Abrutschen in die Verlustzone zu bewahren.
Buchholz reagiert auf das Schreiben der Beiräte entsprechend scharf. Er fordert die Redaktionsbeiräte auf, sich schriftlich oder persönlich zu entschuldigen. Denn der Vorstand sei nur bereit, einzelne Maßnahmen kontrovers zu diskutieren, wenn dies "in einer Atmosphäre wechselseitiger Achtung und wechselseitigem Respekts" erfolge, heißt es in dem Schreiben, das W&V ebenfalls vorliegt.
Erneut warb Buchholz bei den Mitarbeitern dafür, Verständnis für die Maßnahmen zu haben. "Die gegenwärtige Wirtschaftskrise, noch mehr allerdings der strukturelle Wandel der Medienlandschaft, den auch Redaktionsbeiräte nicht ignorieren können und sollten, verlangt allerdings von uns Veränderungsbereitschaft und Veränderungen, heißt es dort. Ein Gruner-Jahr-Sprecher wollte sich den betriebsinternen Vorgängen nicht äußern.
Mehr dazu im kommenden "Kontakter", der am Montag erscheint.