
Impulse Medien :
Wie Nikolaus Förster "Impulse" vermarkten will
Vom Baumwall bei Gruner + Jahr zu einem schmucklosen Hamburger Industriehof. Gestern weihte Nikolaus Förster die neuen Redaktions- und Verlagsräume des Wirtschaftsmagazins Impulse ein: Eine Image-Kampagne, ein neues Layout und neue Vermarktungswege sollen die Auflage des ehemaligen Gruner + Jahr-Titels in Schwung bringen.
Ob die Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller oder der Frosta-Chef Felix Ahlers – mit Top-Größen aus dem deutschen Mittelstand will Chefredakteur Nikolaus Förster um Abonnenten für das in Hamburg erscheinende Wirtschaftsmagazin "Impulse" werben. Der ehemalige "FTD"-Journalist hat prominente Unterstützung nötig. Denn der promovierte Literaturwissenschaftler verlegt das Magazin künftig in Eigenregie.
Er hat den Titel zusammen mit dem Immobilienunternehmer Dirk Möhrle im Rahmen eines Management-Buy-Outs vom Zeitschriftenverlag Gruner +Jahr erworben, der das Mittelstands-Magazin loswerden wollte. Förster, der gestern Abend im Beisein vom Hamburgs Ersten Bürgermeister Olaf Scholz die neuen Büros in einem Industriehof einweihte, gibt sich – wie es für einen Jungunternehmer auch sein soll - optimistisch: "Wir sind frei von Medienkonzernen, Banken, Parteien und Verbänden. Und wir sind schuldenfrei. Eine bessere Ausgangsbasis ist kaum vorstellbar", erklärt der Chefredakteur, der langfristig in die Rolle des Herausgebers schlüpfen könnte. Rund 20 Redakteure und Verlagsmitarbeiter hat er von Gruner + Jahr mitgenommen.
Förster schlägt neue Wege ein, um die verkaufte Auflage zu steigern. Ein aufgefrischtes Design, neue Rubriken, eine höhere Papierqualität sollen helfen, mehr Exemplare zu verkaufen. Um den Titel besser zu vermarkten, verabschiedet er sich auch von bislang festgezurrten Vermarktungsstrukturen. Er staffelt die Anzeigenpreise künftig nach der Größe des Unternehmens. Ein System, das in der Branche für viel Wirbel sorgt.
Auch von Abo-Prämien, in Großverlagen wie Gruner + Jahr ein beliebtes Mittel zur Verkaufsförderung, verabschiedet sich der Medienmacher. "Wer "Impulse" abonniert, bekommt keine Kaffeemaschine mehr, keine Uhr, keinen Tankgutschein, sondern muss 90 Euro zahlen", sagt Förster. Denn er hält die Abo-Prämien für einen großen Fehler der Verlage. Sie würden hierdurch ihre Produkte entwerten. "Was Verleger selbstkritisch zugeben - dass sie zu lange eine Kostenloskultur im Internet gepflegt haben – gilt in gleichem Maße für Printprodukte", meint der Wirtschaftsjournalist. Doch die Entscheidung hierüber sei nicht in Stein gemeißelt.
Förster dürfte es aber nicht leicht haben. Der Markt der Wirtschaftsmedien durchläuft derzeit eine harte Zäsur. So wurde die "Financial Times Deutschland" eingestellt und auch der Düsseldorfer Konkurrent "Handelsblatt" drückt derzeit massiv auf die Kostenbremse, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Rund 80 Mitarbeiter im Verlag verlieren ihre Jobs. Zudem sind die konjunkturellen Aussichten in Deutschland nicht rosig. Der Euro-Raum rutscht in die Rezession. Viele Mittelständler dürften sich deshalb genau überlegen, ob sie Anzeigen schalten oder ihr Geld lieber in Innovationen stecken, um neue Wachstumsfelder zu besetzen.