Debakel bei der Zeitschrift Elle:
Trotz Mega-Shitstorm: Burda hält an Nedelchev fest
Die Reputation des Modetitels hat gelitten: Doch trotz der Welle der Empörung wird Elle-Chefredakteurin Sabine Nedelchev an Bord bleiben. Bei Burda hat man "keine Sekunde darüber nachgedacht", sich von ihr zu trennen.
Die Druckwelle, die die Redaktion der deutschen Elle am Dienstag Abend (29.10.) erreicht hat, hätte kaum größer sein können. Die Mode-Polizei in Form des Instagram-Accounts "Diet Prada" hatte sich die November-Ausgabe näher angesehen und dabei bemerkt, dass es einiges zur Beanstandung gab: Das Cover des Heftes mit der Titelzeile "Back to Black" und der Unterzeile "Schwarz ist wieder da: Unwiderstehlich" sowie eine Seite mit schwarzen Models. Für Empörung hatte das Ganze deshalb gesorgt, weil damit nicht die aktuelle Mode gemeint war, sondern die schwarzen Models. Als würden schwarze Frauen nur in dieser Saison en vogue sein, sozusagen eine Art Fashion-Trend. Im Heftinneren ging es dann weiter: Eines der abgebildeten Models war Naomi Chin Win, nicht wie es in der Bildunterschrift hieß: Janaye Furman. Als würden alle w.o.c. gleich aussehen.
Nach der Veröffentlichung am Dienstag gab es international in den Netzwerken einen gewaltigen Shitstorm. Sogar Supermodel Naomi Campbell meldete sich zu Wort und bot Hilfe in Sachen Diversität an: Der Vorfall sei auf "alle Arten und Weisen zutiefst beleidigend". Linda Evangelista, ebenfalls Supermodel, pflichtete Campbell bei und der Valentino-Designer Pierpaolo Piccioli hat deren Instagram-Post mit einem Herzchen versehen.
Chefredakteurin Sabine Nedelchev veröffentlichte am Mittwoch eine Art Entschuldigung und schrieb von einer "Lernerfahrung". Mit weiteren Konsequenzen muss sie offenbar nicht rechnen. "Es wird keine personellen Konsequenzen geben", sagt der Konzernsprecher Philipp Wolff auf W&V-Anfrage. Man habe nicht mal "eine Sekunde darüber nachgedacht", Sabine Nedelchev ihres Amtes zu entheben. Schön, wie Hubert Burda Media an seinen Chefredakteuren festhält. In anderen Häusern wurden Blattmacher schon wegen weit geringfügigerer Patzer ihres Amtes enthoben.
"Das hätte so einem angesehenen Magazin nicht passieren dürfen"
Doch dass sich dieser Vorfall auf die Reputation der deutschen Elle negativ ausgewirkt hat, dürfte kaum jemand, der die Tausenden von Kommentaren im Netz verfolgt hat, bestreiten. "Das hätte so einem angesehenen Magazin wie der Elle nicht passieren dürfen", sagt Petra Anna Herhoffer, Geschäftsführerin von Inlux, einer Markenberatung im Luxussegment. "So eine Strecke wirkt immer überheblich und ist daher nicht angebracht", so die Expertin weiter. Wie sich dieses Debakel auf das Anzeigengeschäft auswirken wird, bleibt abzuwarten. Herhoffer kann sich durchaus vorstellen, dass Anzeigenkunden auf diesen Lapsus reagieren werden. Und das könnte nicht nur die deutsche Elle treffen. Das Magazin ist ein Lizenzprodukt der Hearst-Mediengruppe in New York. Internationale Anzeigenkunden buchen gerne alle Länder-Ausgaben flächendeckend durch – oder dann eben nicht.