Triumph für "Titanic": Vatikan zieht einstweilige Verfügung gegen das Satiremagazin zurück
Wenige Stunden vor Verhandlungsbeginn zieht der Vatikan seine Klage gegen das Satiremagazin "Titanic" zurück. Für Chefredakteur Leo Fischer ein "historisch einmaliger Triumph".
Eigentlich sollte es am heutigen Freitag vor der Pressekammer des Hamburger Landgerichts zur Verhandlung kommen: Der Vatikan hatte gegen die Verbreitung des "Titanic"-Covers geklagt, das den Papst mit gelben Flecken auf seiner Soutan zeigt. Mit der Überschrift "Halleluja. Die undichte Stelle ist gefunden." nahm das Blatt Bezug auf die Vatileaks-Affäre, bei der interne Dokumente aus dem Vatikan an die Medien gelangt sind.
Der Papst erwirkte eine einstweilige Verfügung, die Verbreitung der Ausgabe wurde gestoppt. Für "Titanic" hatte die mediale Auseinandersetzung eine Auflagensteigerung von etwa 70 Prozent zur Folge. Auch den Prozess wollte die Redaktion in satirischer Manier auskosten und auf einem selbstgestalteten Mittelaltermarkt symbolisch eine Hexe verbrennen, um gegen das Verhalten des Vatikans zu protestieren.
Da nun die Klage wenige Stunden vor Prozessbeginn überraschend zurückgezogen wurde, fiel die Verbrennung aus. Trotzdem inszenierten einige "Titanic"-Mitarbeiter einen kleinen Protest vor dem Hamburger Michel: Chefredakteur Leo Fischer erschien im Kardinalsgewand und sprach von einem "historisch einmaligen Triumph".
Die Klage erfolgte, weil sich der Papst in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sah. Ob sie vor Gericht jedoch Bestand gehabt hätte, wurde von Presserechtlern stark angezweifelt.