Correctiv:
Software "Beabee" soll Lokaljournalismus fördern
Das Recherche-Netzwerk Correctiv hat mit anderen Journalismus-Organisationen ein Open-Source-Tool zur Stärkung des Community-Journalismus entwickelt. Die Software wird kommende Woche vorgestellt.
Zusammen mit The Bristol Cable, dem Bureau of Investigative Journalism aus England und der Vereinigung Veronica aus den Niederlanden hat Correctiv eine Open-Source- und Privacy-First-Software für lokale Redaktionen entwickelt. Die Vision: Viele kleine, unabhängige Lokalredaktionen unterstützen, die ihre Inhalte gemeinsam mit ihrer Community entwickeln und der Krise im Lokaljournalismus trotzen. Die Software mit dem Namen "Beabee" wird gefördert von der Ruhrkonferenz der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen und nächsten Dienstag bei einem Online-Event vorgestellt. Correctiv ist ein spendenfinanziertes Recherchezentrum, das 2014 zur Stärkung des investigativen Journalismus gegründet wurde.
Tool für Community-Journalismus
"Viel zu viele Menschen werden vom Journalismus, wie wir ihn kennen, gar nicht erreicht und schon gar nicht repräsentiert. Besonders im Lokalen ist hier viel Potential" , sagt Julia Hildebrand, Projektleiterin von Beabee. "Wir brauchen einen Lokaljournalismus, der wieder auf die Menschen zugeht, auf Beteiligung setzt und sich selbst als Moderator von Diskussionen sieht. Der sich dabei aber auch selbst finanzieren kann."
Mit Beabee wollen Correctiv und die Projektpartner Lokalredaktionen und Mediengründerinnen und -gründern ein digitales Tool an die Hand geben, das diese Form von Journalismus ermöglicht. In der Software ist nicht nur eine einfache Nutzerverwaltung mit Bezahllösung integriert, sondern auch die Möglichkeit, die Community mit Umfragen in journalistische Prozesse einzubeziehen. "Wir wollen damit eine neue Generation von unabhängigen, gemeinnützigen Medienunternehmen in ganz Europa unterstützen, die sich über ihre Communitys finanzieren und auch eng mit den Menschen an den journalistischen Inhalten arbeiten", so Hildebrand. Ein weiteres Prinzip: Die Redaktionen behalten die Hoheit über alle Daten ihrer Community.
Bürgerportal Bergisch Gladbach nutzt Beabee bereits
Erste Tester:innen der Software sind bereits an Bord. Das Bürgerportal Bergisch Gladbach nutzt Beabee seit einigen Monaten. Gründer Georg Watzlawek erhofft sich, dadurch wieder mehr Zeit für seine eigentliche Arbeit als Journalist zu haben. "Eine Community wie unseren Freundeskreis zu organisieren, ist ein riesiger Aufwand. Datenbanken pflegen, verschiedene Zahlungswege im Blick behalten, etliche E-Mails verschicken, um mit den Leuten im engen Austausch zu bleiben – zusammen mit dem beabee-Team arbeiten wir jetzt daran, das alles zu vereinfachen."
Beabee wird als Open-Source-Anwendung zur Verfügung gestellt
Die Software selbst wird als Open Source der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Außerdem entsteht eine Lern- und Austauschplattform, um unabhängige Lokalredaktionen zu vernetzen. Der Launch von Beabee findet am Dienstag, den 29. März 2022 um 10 Uhr bei einer Online-Veranstaltung statt. Dabei wird nicht nur die Software, sondern auch das im Projekt entstandene Buch "Lust auf Lokal – das Handbuch für Community-Journalismus" von Pauline Tillmann und Tobias Hauswurz vorgestellt. Das Handbuch hilft angehenden Medien-Entrepreneuren, ihre eigene Community-Redaktion aufzubauen.