Refugees Welcome:
So engagieren sich Medien und Werber für Flüchtlinge
Es kommen jeden Tag mehr Flüchtlinge in Deutschland an. Es gibt Fremdenhass, aber auch viel Solidarität. Dass die Zuwanderer willkommen sind, zeigt auch die deutsche und österreichische Medienlandschaft.
800.000 Flüchtlinge sollen laut Bundesregierung bis zum Ende des Jahres nach Deutschland kommen. Das sind mehr Asylsuchende als Frankfurt am Main Einwohner hat (rund 700.000). Immer wieder berichten deutsche Medien von Flüchtlingsgegnern und Angriffen auf Notunterkünfte. Doch gibt es auch eine andere Seite: Engagierte Bundesbürger, die die Flüchtlinge lieber akzeptieren und willkommen heißen, als sie verjagen zu wollen.
Mit bestem Beispiel geht ein Vierjähriger voran. Im Interview mit den Machern des Youtube-Channels Hiphop.de zeigt der kleine Niklas, dass er keine Unterschiede zwischen ausländischen und einheimischen Kindergartenkameraden macht. Seit der Veröffentlichung des Clips in der vergangenen Woche, zählt er bereits über zwei Millionen Klicks:
Auch der gestandene Journalist Claus Kleber ließ während einer "heute journal"-Sendung seinen Gefühlen freien Lauf. Der ZDF-Anchorman zeigte sichtliches Mitgefühl gegenüber einer rührenden Geschichte über einen Busfahrer aus Erlangen, der Flüchtlinge willkommen hieß:
Das deutsche Online-Portal der "Huffington Post" begrüßt Asylsuchende ebenfalls auf eine herzliche Weise. In einer Aktion rief die Nachrichtenplattform dazu auf, die Ankömmlinge mit einer persönlichen Nachricht zu empfangen. Auch die deutsche Prominenz aus Medien, Wirtschaft und Politik ließ sich das nicht nehmen. Am Projekt nahmen unter anderem Bundeswirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel und Schauspielerin Mariella Ahrens teil.
Auch die Werbewelt beteiligt sich an der Flüchtlingshilfe. Neben Sachspenden zeigt sie ihre Anteilnahme auch im Social Web. Die Werbeagentur Thjnk aus Hamburg widmet den Flüchtlingen beispielsweise eine ganze Aktionswoche auf Facebook. Dass gerade Werber in ihrer Position einiges bewegen können, diese Meinung vertritt auch W&V-Blogger Peter Breuer, der sich in einem Gastbeitrag für ein "anderes Deutschland" ausspricht.
Das Frauenmagazin "Myself" setzt sich bereits seit der April-Ausgabe speziell für Flüchtlinge in Syrien ein und startete den "Myself Supper Club". Zum ersten Abendessen lud Chefredakteurin Sabine Hofmann ein.
Doch nicht nur die Medien, sondern auch der größere Teil der deutschen Wahlberechtigten stehen den Flüchtlingen eher positiv gegenüber. Zu diesem Ergebnis kam das ZDF-Politbarometer im August. So sehen 86 Prozent der 1.251 zufällig ausgewählten Befragten Deutschland als ein Einwanderungsland. 60 Prozent sind der Meinung, die Bundesrepublik würde die prognostizierte Anzahl an Asylsuchenden verkraften können.
In Österreich herrscht dagegen solidarische Stille, aber buchstäblich gemeint. Denn mit seinem Track "Schweigeminute "(Traiskirchen)" hat es der Künstler Raoul Haspel innerhalb eines Tages auf Platz eins der iTunes-Charts geschafft. Wie es dazu kam? Am Dienstagabend spielte der ORF-Jugendsender Radio FM4 kurz vor 18 Uhr einen kleinen Ausschnitt aus Haspels Werk, das aus 60 Sekunde Stille besteht. Der Wiener prangert das Versagen der österreichischen Flüchtlingspolitik an und trifft damit wohl den Nerv der Nation. Erst kürzlich beklagte Amnesty International die Zustände im Traiskirchener Flüchtlingslager. Obwohl der Track offiziell erst ab dem 28. August erhältlich ist, kann er bei iTunes und Amazon schon vorbestellt werden. Der vorzeitige Erfolg gibt Haspels Kritik Recht: Zahlreiche deutschsprachige Medien berichten über seinen Track, auf seiner Facebook-Seite wurde seine Release-Ankündigung rund 1.400 Mal geteilt. Jetzt kündigte der Künstler sogar an, die gesamten Einnahmen an die private Initiative „Happy.ThankYou.MorePlease!!!“ zu spenden. Diese setzt sich speziell für Asylsuchende im Flüchtlingslager Traiskirchen ein.