Spekulationen :
Neue Fusionsgerüchte um Springer und ProSiebenSat.1
Springer und ProSiebenSat.1 prüfen Kreisen zufolge einen Zusammenschluss. Kommt es so weit, muss die Hürde Kartellamt üpberwundern werden, die Springer einst den Kauf der TV-AG unmöglich machte.
Nun könnte Kreisen zufolge doch noch der Branchenriese Springer/ProSiebenSat.1 entstehen. Das Medienunternehmen und der Fernsehkonzern prüfen Kreisen zufolge einen Zusammenschluss. Es gebe Gespräche, sie seien aber in einem sehr frühen Stadium, sagt eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Zuvor hatte das "Wall Street Journal" und die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Möglichkeiten einer Fusion berichtet. Denkbar sei demnach eigentlich nur ein Zusammenschluss unter Gleichen oder eine andere Konstruktion. Ein Sprecher von ProSiebenSat.1 will sich dazu nicht äußern.
Ob es nun doch zu einer Transaktion kommt und wie diese aussehen könnte, ist aber offenbar noch vollkommen offen. Wesentliche Fragen seien "noch nicht einmal adressiert", sagt die Person. Ein Kauf von Springer durch ProSiebenSat.1 sei wegen zu erwartender Widerstände bei Springer eher unwahrscheinlich. Das Unternehmen ist überwiegend in der Hand der von Friede Springer geführten Axel Springer Gesellschaft für Publizistik. Denkbar sei derzeit eigentlich nur ein Zusammenschluss unter Gleichen oder eine andere Konstruktion.
Springer hat am Dienstagmorgen Spekulationen dementiert, wonach die Verlegerin die Kontrolle über das Unternehmen abgeben könnte. Berichte über eine mögliche Fusion mit ProSiebenSat.1 will der Konzern indes nicht kommentieren. Der Konzern äußere sich "zum Wahrheitsgehalt von Marktspekulationen grundsätzlich nicht", teilt eine Sprecherin mit. Die Axel Springer SE arbeite unverändert an der Umwandlung der Rechtsform des Unternehmens in eine KGaA. Das Ziel sei, die Kontinuität der Kontrolle durch die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. Zu diesem Punkt heißt es: "Deswegen entbehren Spekulationen bezüglich der Abgabe dieser Kontrolle jeder Grundlage."
Übrigens: Dank des rasanten Kursanstiegs der vergangenen Jahre ist ProSiebenSat.1 an der Börse deutlich mehr wert als Axel Springer, so dass dem Münchener TV-Konzern eher eine Rolle als Seniorpartner zukommen würde. Sollten die Pläne umgesetzt werden, würde damit der zweitgrößte Medienkonzern in Deutschland nach Bertelsmann mit einem Umsatz von insgesamt rund sechs Milliarden Euro entstehen. Eine wie auch immer geartete Transaktion dürfte allerdings auf massive kartellrechtliche Probleme stoßen: Springer hatte 2006 eine Übernahme von ProSiebenSat.1 geplant, dies war aber vom Bundeskartellamt und der Medienkontrollkommission KEK untersagt worden.
Bei einer Fusion heute würden viele Schnittstellen ineinander passen: Springer hat sich sehr digital aufgestellt und setzt vor allem unter der Marke "Bild" sehr stark auf Bewegtbild. Von Letzterem hat ProSiebenSat.1 genug - und hat auch schon über Ableger wie Studio71 Finger ins Social Web ausgetreckt. Beide sind im E-Commerce mit digitalen Marktplätzen unterwegs und haben damit wachsenden Erfolg. Was dagegen spricht - das ist in erster Linie das deutsche Kartellamt.
Eine Wirkung haben die Spekulationen bereits: Der Börsenwert von ProSiebenSat.1 am Aktienmarkt ist vorbörslich um rund 6,6 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro gestiegen - bei Springer beträgt das Kursplus 6,9 Prozent. Das Unternehmen ist damit an der Börse rund fünf Milliarden Euro wert.
ps/dpa