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Lensing-Wolff wird Funke-Aufsichtsrat
Der Essener Zeitungskonzern Funke lässt sich künftig von einem Konkurrenten kontrollieren. Der Verleger Lambert Lensing-Wolff zieht in den neuen Aufsichtsrat ein.

Foto: Funke
Der Essener Zeitungskonzern Funke bekommt einen neuen Aufsichtsrat. Vor allem eine Personalie lässt dabei aufhorchen: der Verleger Lambert Lensing-Wolff sitzt künftig im Kontrollgremium von Deutschlands zweitgrößtem Zeitungsverlag. Der Inhaber des Dortmunder Medienhauses Lensing vertritt dort künftig die Interessen des Schubries-Familienstamms.
Die Konstellation ist nicht ohne Brisanz – denn das Medienhaus Lensing ist eigentlich ein Konkurrent von Funke. Lensings "Ruhr-Nachrichten" und Funkes "Westfälische Rundschau" und "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" haben teilweise überschneidende Verbreitungsgebiete. Als Wettbewerber sehen sich die beiden Zeitungshäuser allerdings schon lange nicht mehr. Seit vier Jahren werden die Lokalteile der "Westfälischen Rundschau" im Dortmunder Raum werden mit Artikeln des Konkurrenten Lensing gefüllt. Lensing wollte einst sogar die sieben Ausgaben von "Westfälischer Rundschau" und "Westdeutscher Allgemeiner Zeitung", die sich mit dem eigenen Terrain überschneiden, komplett übernehmen. Dieses Vorhaben scheiterte aber am Veto des Kartellamts.
Lambert Lensing-Wolff, der zeitweise auch als potenzieller Funke-Firmenchef gehandelt wurde, gilt als einer der umstrittensten Zeitungsverleger Deutschlands. 2007 entließ er die komplette Redaktion seiner "Münsterschen Zeitung", um sie durch neue Arbeitskräfte zu ersetzen.
Generationswechsel im Funke-Aufsichtsrat
Möglich macht seinen Einzug in den Aufsichtsrat der Rückzug des Funke-Gesellschafters Klaus Schubries. Der Ehemann der Funke-Erbin Renate Schubries bleibt Vorsitzender der Familienholding. Die Schubries-Sitze im Aufsichtsrat nehmen künftig Lensing-Wolff sowie Christian Eigen, stellvertretender Vorsitzender der Medion AG, ein. Beide berichten an Schubries.
Das Stühlerücken im Aufsichtsrat geht einher mit einem größeren Generationswechsel. Wie bereits bekannt, zieht sich die Hauptgesellschafterin Petra Grotkamp zurück und überträgt ihre Gesellschafteranteile an ihre drei Kinder Niklas Jakob Wilcke, Julia Becker und Nora Marx übertragen. Den Vorsitz übernimmt ab Januar 2018 Julia Becker. Sie hatte bereits in den vergangen Monaten häufiger ihre Mutter bei öffentlichen Terminen vertreten.
Auch Grotkamps langjähriger Gegenspieler Stephan Holthoff-Pförtner zieht sich bei Funke zurück. Der Kurzzeit-Präsident des Zeitschriftenverleger-Verbands VDZ ist inzwischen Minister im neuen CDU-geführten Kabinett von Nordrhein-Westfalen. Er übergibt an seinen Adoptivsohn Georg Scheid. Der Anwalt wird stellvertretender Aufsichtsvorsitzender. Er gehörte dem Gremium bereits vorher an.