Greift sich Bertelsmann Gruner + Jahr ganz?
Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann will sich die Verlagstochter Gruner + Jahr ganz sichern. Das Unternehmen plant, die 25,1-prozentige Beteiligung der Familie Jahr an dem Zeitschriftenhaus zu erwerben.
Der Bertelsmann-Konzern greift nach der Verlagstochter Gruner + Jahr. Er will den 25,1-prozentigen Anteil der Familie Jahr am Zeitschriftenhaus ("Stern", "Geo") übernehmen. Im Gegenzug soll die Verlegerfamilie am Mutterkonzern beteiligt werden, der bereits mit 74,9 Prozent die Mehrheit besitzt. Dies berichtet das "Manager Magazin" in seiner demnächst erscheinenden Ausgabe.
Derzeit verhandelt Bertelsmann-Chef Thomas Rabe bereits mit den Vertretern der Familie Jahr über den Anteilstausch, heißt es. Bereits Ende Oktober sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein. Von der neuen Eigentümerstruktur verspricht sich Rabe sowohl höhere Einsparmöglichkeiten als auch eine bessere Kontrolle in dem immer schwierigeren Printmediengeschäft, schreibt das Wirtschaftsmagzin. Fraglich ist, ob dies der einzige Grund ist. Denn mit der Transaktion bringt Rabe den Verlag unter seine gesamte Kontrolle. Er könnte das Hamburger Unternehmen nun problemloser verkaufen, falls die Jahr-Familie eine solche Möglichkeit nicht bei der geplanten Transaktion ausschließt.
Offenbar will die Familie Jahr für ihre G+J-Beteiligung einen Bertelsmann-Anteil von mindestens 5 Prozent am Mutterkonzern. Zuvor soll die BHF-Bank bereits ein Gutachten vorgelegt haben, wonach der Wert des jahrschen G+J-Pakets knapp 4 Prozent an Bertelsmann entspräche, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Die Differenz erklärt sich aus dem möglichen Verzicht auf verschiedene Sonderrechte, unter anderem eine Garantiedividende, die die Jahr Familie bei G+ J seit Jahren einstreicht und auf die sie im Falle einer Einigung möglicherweise verzichten würden, heißt es.
Ein Sprecher von Bertelsmann hält sich hierzu bedeckt: "Bertelsmann und die Jahr-Holding als Gesellschafter von Gruner + Jahr befinden sich aktuell in Gesprächen über die Lage und weitere Ausrichtung von Gruner + Jahr. Spekulationen über eine mögliche Neuordnung der Anteilsverhältnisse kommentieren wir nicht."